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Kult-Lokal schließt für immer seine Pforten: „Kann sich München nicht mehr leisten“

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Ende September hat das Bavarese im Dreimühlenviertel für immer seine Pforten geschlossen.
Ende September hat das Bavarese im Dreimühlenviertel für immer seine Pforten geschlossen. © Reinhard Kurzendörfer (Archiv)

Jetzt ist für immer Schluss: Nach fast 15 Jahren schloss das bayerisch-italienische Kultlokal Bavarese im Dreimühlenviertel am Sonntag endgültig seine Pforten.

Update vom 30. September 2019: Zum Abschied schmiss Wirt Jan Oltznauer eine riesige Party – passenderweise mit Blasmusik und italienischen Klängen. Und hatte mehr als ein Tränchen in den Augen … „Es ist ein ganz komisches Gefühl, wie eine Mischung aus Halligalli und Beerdigung“, sagte Oltznauer der tz. 2005 hatte er das Restaurant mit seinen Partnern Filip Cerny und Stefan Böhm eröffnet und schnell in den Treffpunkt des Viertels verwandelt. Einer der Hauptgründe für die Schließung des Baverese sei der große Personalmangel. „Die Stadt wird einfach zu teuer, Küchenpersonal kann sich München nicht mehr leisten.“

Zum Grande Finale begrüßte das Bavarese-Team am Sonntag zum letzten Mal seine Gäste, dazu spielten die Blasmusikkapelle Eichenau in großer Besetzung und das Italo-Double Aldo Celentano. Und alle Bavarese-Fans sollten sich unbedingt nächsten Freitag und Samstag frei halten: Da wird auf einem Flohmarkt jeweils von 16 bis 21 Uhr alles verscherbelt – von der Schürze bis zu den Stühlen.

Eine Wirtschaft mit Biergarten in der Adalbertstraße in der Maxvorstadt war seit über 50 Jahren eine Institution. Das Lokal hatte bei Gästen Kultstatus. Nun sind die Lichter aus.

Stammgäste trauern vor Schließung von Kult-Lokal: „Sollte unter Denkmalschutz gestellt werden“

Update vom 5. September 2019: Das Makassar und das italienische Restaurant Alla Famiglia haben ihre Räumlichkeiten längst verlassen, Nachfolger sind eingezogen. Nun ist klar, wann das nächste Kult-Lokal aus dem Dreimühlenviertel verschwindet. Am 29. September schließt das Bavarese in der Ehrengutstraße für immer seine Pforten.

„Wir gehen, aber nicht ohne großen Knall“, kündigen die Betreiber auf Facebook eine rauschende Abschiedsfeier an. Das Bavarese-Team hofft auf den Besuch vieler Stammgäste. „Alle, mit denen wir in den letzten 14 Jahren schöne Abende verbringen durften: Kommt vorbei und lasst uns dem Bavarese den Abschied bereiten, den es verdient“, ist in dem Post zu lesen.

Unter der Ankündigung mehren sich traurige Kommentare. Ein Facebook-User äußert sich besonders emotional. Er findet, das Bavarese sollte unter Denkmalschutz gestellt werden: „Wo soll man dann bloß in München so lecker Pizza, Schnitzel etc. essen gehen, dabei so schön sitzen und dann gegenüber in die Lieblingsbar gehen können?“

Auch in Erding wurde nun das Ende eines Traditionsbetriebs eingeläutet. Die Bäckerei Fleck schließt Ende Oktober. 60 Jahre hat es sie dann gegeben. Auch wenn es ihm wohl schwer fällt, gibt der Chef auch zu: „Es reicht jetzt“.

lks

Gastrobeben in München - drei Kult-Lokale verkünden Aus: „Können das nicht mehr zahlen“

Unser Artikel vom 28. Mai 2019:

München - Gleich drei alteingesessene Lokale auf nur 200 Metern schließen: das Makassar, das Alla Famiglia und das Bavarese.

Am längsten residierte hier das französisch-kreolische Gourmetrestaurant Makassar an der Dreimühlenstraße. Nach 27 Jahren ist am Mittwoch Schluss. „Der Abschied fällt uns sehr schwer“, erzählt Betreiber Roland Dimpfl unserer Zeitung. „Aber wir sind alt und müde. Wir haben immer sechs Tage in der Woche gearbeitet und nie länger als zehn Tage Urlaub pro Jahr machen können. Bei den hohen laufenden Kosten in München kann man sich Auszeiten nicht leisten.“

München: Drei Kult-Lokale müssen schließen

Es gehe nicht nur um die eigene Miete, sagt Dimpfl. Jahrelang habe man versucht, einen guten Koch aus Frankreich anzuheuern. „Aber bei den hohen Preisen in der Stadt kommt keiner.“ Und so kam es, dass Dimpfl und sein Partner Roger Baranda jahrelang alles alleine bestreiten mussten. Sie haben viel erlebt in der langen Zeit. Als Geheimtipp unter den Promilokalen haben sie unter anderem Felicity Huffman, Brad Pitt, Abba und Viktoria von Schweden bewirtet. „Die hatte als Mickey Mouse reserviert – und wir dachten, das sei ein Kindergeburtstag“, erzählt Dimpfl. Auch die vielen Stammgäste verbinden Geschichten mit dem Makassar. „Die Gäste erzählen, dass sie hier ihr erstes Date hatten oder das letzte Essen, bevor die Mutter starb.“

Jetzt nehmen sich Roland Dimpfl und Roger Baranda die wohlverdiente Auszeit. „Wir reisen durch Frankreich und Spanien. Und vielleicht eröffnen wir irgendwann eine kleine Bar in München. Wenn sich die Bedingungen bis dahin gebessert haben.“

Video: Mieten sinken erstmals seit Jahren... anscheinend nicht genug

Alla-Famiglia-Inhaber klagt über hohe Mieten: „Das können wir nicht mehr zahlen“

Die hohen Mieten sind beim italienischen Restaurant Alla Famiglia am Rande der Ehrengutstraße der Hauptgrund für das Aus. Am Donnerstag ist hier Zapfenstreich. „Nach fünf Jahren ging es bei uns um die Vertragsverlängerung“, sagt Inhaber Francesco Laurea. „Der Vermieter wollte die Miete erhöhen – aber das können wir nicht mehr zahlen. Leider.“

Die Nachricht über die dritte Schließung ist erst in den vergangenen Tagen durchgesickert: Das bayerisch-italienische Kultlokal Bavarese, das nicht zuletzt wegen seiner großen Terrasse beliebt ist, wird nach 14 Jahren Ende September dicht machen. Zu den Gründen will sich der Wirt Jan Oltznauer nicht äußern. Immerhin: Das dazugehörige Valentin Stüberl auf der anderen Seite soll offen bleiben.

Auch in der Maxvorstadt musste eine Kult-Bar schließen, der letzte Abend geriet zu einer emotionalen Angelegenheit. Nicht weit vom Dreimühlenviertel entfernt droht auch der Traditionskneipe Geyerwally das Aus. In Haimhausen in Oberbayern geht das Brauerei-Sterben weiter: Jetzt schließt ein 400 Jahre alter Betrieb - den Betreibern bleibt nichts anderes übrig, als zu resignieren. *(Merkur.de)

Nach über 600 Jahren Geschichte steht ein Traditionslokal kurz vor dem Aus. Und 42 Mitarbeiter bangen um ihre Jobs - teils nach mehreren Jahrzehnten im Unternehmen.

Ein beliebter Imbiss in München schließt ebenfalls. Ans Aufhören dachte der Wirt nicht - er bekam plötzlich die Kündigung. Nach 23 Jahren ist in der Kultkneipe „Nomiya“ an der Haidhauser Wörthstraße Schluss mit Sushi. Im April läuft der Pachtvertrag aus.

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