Nach 20 Jahren Leerstand: Wird in der Viehmarktbank bald gelacht?

Lachen ist gesund. Wenn es nach den Initiatoren des Fördervereins Forum Humor ginge, könnte schon 2022 im Schlachthofviertel ein Haus für komische Kunst eröffnen. Doch es gibt Voraussetzungen. Nun wurde eine Machbarkeitsstudie vorgestellt.
München - „Demokratie ist ohne Humor gar nicht denkbar.“ Sagt Gerhard Polt. Der Großmeister des Kabaretts ist einer der Inspiratoren des Projekts, das in der ehemaligen Viehmarktbank realisiert werden soll.
Das Gebäude an der Zenettistraße steht seit 20 Jahren leer. Nebenan liegt das Wirtshaus am Schlachthof. Nur wenige Meter weiter wird das neue Volkstheater gebaut. Und die „Alte Utting“, das spektakulär auf einer Eisenbahnbrücke stationierte Gastronomie-Schiff, ist auch nah. Es bewegt sich was in dem ohnehin quirligen Viertel. Ein Haus des Humors, das nicht nur Museum, sondern auch lebendiger Veranstaltungsort sein soll, würde sich da prima einfügen. Finden die Macher des Projekts.
Einrichtung in München wäre einmalig in Deutschland
Am Mittwoch wurde ein detailliertes Konzept vorgestellt. Planer Stefan Iglhaut sagte, die Einrichtung wäre nicht nur in Deutschland einmalig. Dies sei die besondere Chance des Projekts. In einer 600 Quadratmeter großen Dauerausstellung sollen Werkzyklen und Porträts von Künstlern zu sehen sein, mit dem Fokus auf die Münchner und die bayerische Szene. Aber auch internationale Größen wie Charlie Chaplin oder Jacques Tati sollen in wechselnden Ausstellungen gewürdigt werden.
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Wichtig ist für Iglhaupt ein Konzept ohne Scheuklappen, in dem alle Strömungen gebündelt werden: Film, Theater, Literatur, Kabarett, Hochkultur und Stand-Up-Comedy. „Das Spektrum der Komik ist groß“, betonte Iglhaut. Und noch wichtiger: Das Haus des Humors soll kein starres Museum, sondern ein Ort „mit Leben und Remmidemmi“ sein. Dazu zählt ein tägliches Veranstaltungsprogramm auf der Café-Bühne des Forums. Außerdem sieht das Konzept eine Akademie der komischen Kunst vor, die Seminare, Workshops und Fortbildungskurse anbietet. Geplant sind auch ein Laden, Ateliers für Kreative sowie ein kleines Kino, in dem Klassiker gezeigt werden. Der komödiantische Nachwuchs soll sich auf einer Brettl-Bühne austoben können.
Der Förderverein hat bereits eine Million Euro an Spenden für das „ambitionitere Vorhaben“ (Iglhaut) eingesammelt. Dazu käme eine ähnliche hohe Summe aus dem Topf der Denkmalförderung. Blieben Iglhaut zufolge aber immer noch rund 13 Millionen Euro Kosten für den Umbau. Für den Förderverein – auch Polt ist ein Mitglied – geht es daher nun ans Eingemachte. Es gilt, Überzeugungsarbeit bei Stadt und Freistaat zu leisten.

Reinhard Wittmann, Kopf des Forums Humor und lange Jahre Chef des Literaturhauses, möchte sich direkt an den bayerischen Kunstminister Bernd Sibler (CSU) wenden. „Dieses Haus des Humors ist ja kein rein münchnerisches Thema, sondern betrifft ganz Bayern.“ Bei der staatlichen Beteiligung schwebt ihm eine Summe zwischen drei und fünf Millionen Euro vor. Wittmann warf die Frage auf: „Ist komische Kunst nicht förderwürdig?“ Immerhin wende die Stadt für Theatereinrichtungen wie die Kammerspiele Millionensummen auf.
Als Träger der Einrichtung ist eine Privatstiftung vorgesehen mit Beteiligung der Stadt
Für den Betrieb wären laut Iglhaut noch einmal etwa 1,7 Millionen Euro pro Jahr notwendig. Gut die Hälfte davon könnte durch Eintritts- und Mieteinnahmen für die Ateliers erwirtschaftet werden. Als Träger der Einrichtung ist eine Privatstiftung vorgesehen mit Beteiligung der Stadt – ähnlich wie beim Literaturhaus. Sollten die Finanzierungsfragen noch heuer geklärt werden, könnte nach den Vorstellungen Iglhauts 2020 mit der Detailplanung und 2021 mit dem Bau begonnen werden. Als Eröffnungstermin für das Haus des Humors peilt der Förderverein Mitte 2022 an.
Aus dem Münchner Stadtrat gibt es parteiübergreifend positive Signale. Nur die SPD zaudert noch, was die Zweite des Vorsitzende des Vereins, Marianne Wille, ein wenig rätseln lässt: „Es soll ein Museum für alle werden. Da müssen doch auch die Sozialdemokraten dahinter stehen.“