Mae West: Das Happy End
München - Es ist vollbracht: Nach einem großen Kraftakt am Wochenende hat München am Effnerplatz ein neues Wahrzeichen: Die Mae West. 52 Meter hoch, 72 Tonnen schwer und aus Carbon.
Laut Verantwortlichen weltweit das erste Bauwerk aus carbonfaserverstärktem Kunststoff. Der Fuß allerdings besteht aus Stahl und ist nur aus optischen Gründen mit Carbon verkleidet: Damit die Statue auch stehen bleibt, wenn ein Bus oder die Tram hineinrast oder ein Verrückter die Motorsäge ansetzt.
„Ein faszinierendes technisches Wunderwerk, und auch noch schön“, freut sich Johann Wittmann, Projektleiter beim städtischen Bauamt.
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Auch ein paar Spitznamen hat die Skulptur schon: etwa Strickliesl, Eierbecher oder Abfalleimer. Dabei hat die Künstlerin Rita McBride die 52 Meter hohe und 72 Tonnen schwere Mae West als Symbol der Weiblichkeit konzipiert. Ein gigantischer Doppelkegel mit schlanker Taille und folgenden Maßen: 19,5 Meter, 7.5 Meter und 32 Meter. Benannt ist die Skulptur mit der ausladenden Oberweite nach einem Busenwunder aus den 1920er-Jahren. Die amerikanische Varieté-Künstlerin Mae West war ein Sex-Symbol, das am Broadway tanzte, Filme mit Gary Grant drehte und zu den bestbezahltesten Filmstars ihrer Zeit gehörte.
Die aktuellen Bilder aus der Nacht
Auch München hat sich seine Mae West einiges kosten lassen: 1,54 Millionen Euro hat die Stadt investiert. Das Kunstwerk krönt die Fertigstellung des 325 Millionen Euro teuren Richard-Strauß-Tunnels. Im Vergleich zu diesem war das Kunstwerk vergleichsweise billig, da die Stadt statt der üblichen zwei Prozent-Regel nur 0,5 Prozent der Baukosten in das zugehörige Kunstwerk investierte.
Allerdings kommt auf die Stadt am Effnerplatz noch einiges an Kosten hinzu –unter anderem fürs Heizen: Damit Passanten nicht von herunterfallenden Eiszapfen getroffen werden, sind im oberen Ring und dem rechteckigen Kastenträger in der Mitte Heizdrähte integriert worden. Im oberen Ring verlaufen fünf Leitungen mit einer Gesamtlänge von 550 Metern, im Kastenträger sechs Leitungen mit insgesamt 360 Metern.
Doch diese Leitungen werden nicht viel Strom fressen, schätzt Projektleiter Wittmann. „Wir mussten sie aus Sicherheitsgründen einbauen, weil der Gutachter nicht vollkommen ausschließen konnte, dass sich bei Witterungsumschlägen im Winter Eiszapfen bilden“, erklärt der Ingenieur.
Noch in diesen Monat sollen vier Kameras an der Mae West angebracht werden, damit die Mitarbeiter im Bauamt beobachten können, ob sich Eiszapfen bilden. Parallel werden die Wetterdaten ausgewertet, um so eventuelle Risikowetterlagen zu erkennen. „Ich persönlich glaube nicht, dass wir die Mae West beheizen müssen, und wenn höchstens stundenweise“, sagt Wittmann. Und fügt hinzu: „Sonst müsste ja jeder seine Dachrinne beheizen.“
Direkt unter Mae West soll ein Radl- und Fußweg hindurchführen, zudem die Tram nach St. Emmeram fahren, sobald die Linie fertiggestellt ist. Die neue 4,3 Kilometer lange Trambahnstrecke soll im Sommer/Herbst 2011 in Betrieb gehen. Im 10-Minuten-Takt soll die 17er Tram künftig die Menschen von St. Emmeram zum Arabellapark bringen, wo sie in die U-Bahn umsteigen können. Die MVG rechnet mit Baukosten von 30 Millionen Euro. Und mit 14 300 Fahrgästen täglich — die dann unter der Mae West hindurchfahren.
Susanne Sasse