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Massenpanik in Münchner Kirche: Täter in Psychiatrie - Noch keine Abschiebung

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Von: Franz Rohleder, Sarah Brenner, Jennifer Lanzinger

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Bei einer Massenpanik in der Münchner Paulskirche wurden am 20. April mehrere Menschen verletzt.
Bei einer Massenpanik in der Münchner Paulskirche wurden am 20. April mehrere Menschen verletzt. © Thomas Gaulke - FIRE Foto / Thomas Gaulke

Bei einer Massenpanik in einer Münchner Kirche wurden mehrere Menschen verletzt. Für die Staatsanwaltschaft ist der Fall noch nicht abgeschlossen.

Update vom 1. August 2019: In ihrem Pressebericht vom Donnerstag hat sich die Polizei zum Stand der Ermittlungen geäußert: „Der Beschuldigte wurde aufgrund seines Verhaltens in der Haft durch einen Sachverständigen begutachtet.

Nach einer vorläufigen psychiatrischen Stellungnahme leidet der Beschuldigte an einer psychischen Störung. Es wurde daher inzwischen ein Unterbringungsbefehl erwirkt und der 36-Jährige befindet sich seither in einer geschlossenen psychiatrischen Einrichtung. 

Auch wenn das Innenministerium mitgeteilt hat: „Der Tatverdächtige ist vollziehbar ausreisepflichtig.“ Eine Abschiebung kommt damit nicht in Frage.

Der Münchner AfD-Bundestagsabgeordnete Petr Bystron hatte davon berichtet, das Zeugen des Vorfalls in der Osternacht bei der Befragung“eingeschütert“ worden seien. Zur Befrgagung der Zeugen teilt die Polizei mit: „Da am Tatabend ein Großteil der über 100 Zeugen nicht mehr vernommen werden konnte, wurden in der Folge durch das zuständige Fachkommissariat im Rahmen von aufwändigen Nachermittlungen eine Vielzahl von Zeugen vernommen und Äußerungsbögen verschickt, um den Tatablauf zu rekonstruieren.“

Die Polizei geht von einem Einzeltäter aus und teilt wieter mit: „Ein Teil der Zeugen hörte den Beschuldigten „Allahu Akbar („Gott ist groß“, beziehungsweise „Gott ist am größten“) rufen. Der Tatverdächtige ist bislang noch nicht in einem religiösen Zusammenhang in Erscheinung getreten. Die Prüfung des Vorgangs durch die Staatsanwaltschaft ist noch nicht abgeschlossen.„

Die Zusammenarbeit mit der kroatisch-katholischen Gemeinde München sei während der Ermittlungsarbeit „sehr vertrauensvoll und offen“ gewesen. Die Polizei betont: „Die Verantwortlichen zeigten sich sehr kooperativ.“

Aufregung an der Allianz Arena: Bei einer Audi-Cup-Partie des FC Bayern fand eine Großrazzia statt. 50 Beamte waren im Einsatz.

Nach Massenpanik in Münchner Kirche: Täter mit zahlreichen Vorstrafen

Update vom 28. Juli 2019: Auch Monate nach der Attacke eines Einzeltäters auf den Oster-Gottesdienst einer kroatisch-katholischen Gemeinde in der Paulskirche in München sorgt der Vorfall für Schlagzeilen. Am Samstag, 20. April stürmte ein Somalier gegen 21.30 Uhr das Gotteshaus. Dabei warf er Steine in den Kirchenraum und schrie lauthals. Durch den Tumult und die Massenpanik unter den knapp 1.000 Menschen wurden neun Personen verletzt, vier kamen ins Krankenhaus.

Attacke auf Ostermesse: Diese Vorstrafen hatte der Somalier

Mittlerweile ist bekannt: Der Somalier, der eine Massenpanik auslöste, weist ein beachtliches Vorstrafen-Register auf. In der Antwort des bayerischen Innenministeriums auf Anfragen der AfD-Landtagsabgeordneten Franz Bergmüller und Richard Graupner heißt es:

„Der Tatverdächtige wurde am 19. Februar 2015 durch das Amtsgericht München wegen gefährlicher Körperverletzung zu einer Freiheitsstrafe von 9 Monaten, ausgesetzt zur Bewährung, verurteilt. Am 28. Juli 2015 verurteilte das Landgericht Ingolstadt den Tatverdächtigen wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung in zwei Fällen und Sachbeschädigung unter Einbeziehung des Urteils des AG München zu einer Freiheitsstrafe von 3 Jahren. Der Tatverdächtige wurde zuletzt am 7. Dezember 2015 durch das Amtsgericht Augsburg wegen versuchter schwerer Brandstiftung mit Sachbeschädigung zu einer Freiheitsstrafe von 1 Jahr und 4 Monaten verurteilt. Er wurde am 12. April 2019 aus der Haft entlassen."

Demnach war der Mann genau acht Tage auf freiem Fuß, als er in der Münchner Paulskirche eine Massenpanik auslöste. 

Zudem heißt es in der Antwort des Innenministeriums: „Der Tatverdächtige ist vollziehbar ausreisepflichtig.“ Was bedeutet, dass er abgeschoben werden muss. 

AfD-Politiker behauptet: Zeugen wurden eingeschüchtert

Die kroatische Zeitschrift Fenix berichtet nun groß über den Vorfall und eine Mahnwache des Münchner AfD-Bundestagsabgeordneten Petr Bystron vor der Paulskirche. Bei der Mahnwache (die Bystron zum Teil in kroatischer Sprache hielt) gab es massive Störungen durch Gegendemonstranten,

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Bystron sagt im Fenix-Interview: "Aus der kroatischen Gemeinde haben uns viel positive Reaktionen erreicht. Die Menschen waren sehr dankbar, dass sich jemand für sie eingesetzt hat und auf ihr Leid hingewiesen hat. Die Mitglieder der kroatischen Gemeinde waren vorher sehr eingeschüchtert. Einige haben berichtet, dass sie von der Polizei nicht nur verhört wurden, sondern dazu aufgefordert wurden, mit niemandem über diesen Angriff zu sprechen, auch nicht mit der Presse. Dementsprechend eingeschüchtert waren sie."

Ein schwerwiegender Vorwurf! Eine entsprechende Anfrage an die Polizei hat unsere Onlineredaktion gestellt. Nach zwei Tagen liegt bislang noch keine Antwort vor.

Petr Bystron, Bundestagsabgeordneter der AfD aus München.
Petr Bystron, Bundestagsabgeordneter der AfD aus München. © picture alliance / Matthias Balk/dpa

Will die AfD den Vorfall für Stimmungsmache ausnutzen? Gegen diesen Vorwurf verwert Bystron sich im Fenix-Interview: „Ich wollte mich für die kroatische Gemeinde in München einsetzen. München ist mein Wahlkreis, und ich habe durch viele schöne Familienurlaube ein besonderes Verhältnis zu Kroatien aufgebaut. Auch diesen Sommer werden wir wieder in Kroatien verbringen, und ich schätze die Menschen dort sehr."

Das Interview mit dem AfD-Abgeordneten Petr Bystron in der kroatischen Zeitschrift „Fenix“.
Das Interview mit dem AfD-Abgeordneten Petr Bystron in der kroatischen Zeitschrift „Fenix“. © Fenix

Anm. d. Red.: In der „tz“ und im „Münchner Merkur“ kamen bereits in der den Osterfeiertagen folgenden Ausgabe vom Dienstag, 23. April, Gottesdienst-Teilnehmer zu Wort, die von „Allahu Akbar“-Rufen des Eindringlings berichteten (siehe unten). Auch die Nationalität des Täters war zu diesem Zeitpunkt schon bekannt.

München: Mann löst Massenpanik Kirche aus - Polizei reagiert auf Nachfragen

Update vom 26. April 2019: Nach wie vor erreichen die Münchner Polizei viele Anfragen bezüglich des Vorfalls in der St.-Paulskirche. Daher geben die Ermittler nochmals den Sachstand der laufenden Ermittlungen bekannt: „Bei den Ermittlern des Kommissariats 45 haben sich zu den bereits bekannten Zeugen weitere 70 Personen gemeldet, die noch vernommen werden. Darüber hinaus laufen weitere notwendige polizeiliche Untersuchungen. Der Tatverdächtige befindet sich weiterhin in Untersuchungshaft.

Wir arbeiten mit Hochdruck an der Aufklärung des Ereignisses, wobei wir dankenswerterweise von der Kroatischen Gemeinde München in allen Belangen unterstützt werden, und informieren, sobald der abschließende Sachverhalt mit allen Aspekten vorliegt.

Außerdem haben Personen, die während des Ereignisses am 20.04.2019 Beobachtungen zum Verhalten des Täters gemacht haben oder verletzt wurden weiterhin die Möglichkeit, sich an folgende Kriminalpolizeidienststelle zu wenden: Polizeipräsidium München, Kommissariat 45 Hansastr. 24 80686 München Tel: 089/63007-4045 E-Mail: pp-mue.muenchen.k45@polizei.bayern.de.“

Mann löst Massenpanik in Münchner Kirche aus - Betroffene nennen Details 

Update vom 22. April 2019. 17.23 Uhr: Auch zwei Tage nach der Massenpanik in einer Kirche in München herrscht bei vielen Betroffenen noch Angst. Marko Vidovic, ein Lehrer aus Laim, berichtet über den Vorfall Samstagnacht: „Ich habe gehört, wie jemand laut gerufen hat. Die Kirche war voll von Besuchern. Menschen haben sich ängstlich auf den Boden geworfen, andere sind gerannt und gestolpert. Kinder haben geschrien.“ Jozo Dramac erlebte das Geschehen ebenfalls in der Kirche und berichtet: „Jemand hat auf Arabisch geschrien. „Allah, Allah“, habe ich verstanden. Ich war mit meiner Frau und meinem Sohn da. Die Menschen waren in Panik. Ich habe versucht, Ruhe zu bewahren, habe aber immer noch Angst.“

Marko Petrovic wurde von dem Täter zur Seite geschubst. „Der Mann lief an mir vorbei, hat mir den Ellbogen in die Seite gerammt und „Allahu Akbar“ gerufen. Er hat irgendwas geworfen. Ein paar Besucher, starke Männer, konnten ihn zu Boden ringen und halten, bis die Polizei eingetroffen ist“, berichtet der Kirchenbesucher. 

Mann löst in München Massenpanik bei Oster-Gottesdienst aus - Polizei nennt Details zum Täter

Update vom 21. April, 19.28 Uhr: Die Polizei München nennt in einer Pressemitteilung neue Details zu der Massenpanik bei einem Ostergottesdienst einer kroatisch-katholischen Gemeinde in der Paulskirche in München:

Am Samstag, 20.04.2019, gegen 21:33 Uhr störte ein Mann die Ostervesper der kroatisch katholischen Gemeinde München in der St.-Pauls-Kirche. Er betrat die Kirche durch den Haupteingang, während er gestikulierend und lärmend nicht verständliche Worte rief. 

Zudem soll er mehrere Steine im Kirchenraum geworfen haben. Ob der Beschuldigte tatsächlich „Allahu Akbar“ gerufen hat, oder es sich hierbei um eine Fehlinformation handelt, wird derzeit noch geprüft. Einige Messebesucher verließen daraufhin fluchtartig die Kirche. Daraufhin folgten ihnen weitere Besucher in Richtung der Ausgänge. 

Hierbei verletzten sich nach derzeitigem Stand neun Personen leicht. Davon wurden vier Personen zur weiteren Abklärung in Münchener Krankenhäuser transportiert. 

Der Mann wurde zunächst durch Gottesdienstbesucher festgehalten und schließlich durch Polizeikräfte festgenommen. Es handelt sich bei ihm um einen 36-jährigen Somalier. 

Gegen den Mann wurde zwischenzeitlich Haftbefehl u.a. wegen des Verdachts der Störung des öffentlichen Friedens und versuchter gefährlicher Körperverletzung erlassen. Für die Dauer der Messe betreute die Münchener Polizei Zeugen des Vorfalls im Bereich des Gotteshauses. Bei dem Mann wurden keine pyrotechnischen Gegenstände und Waffen gefunden. Die Ermittlungen führt derzeit das Kommissariat 45.

Update, 15.17 Uhr: Wie die Polizei München gegenüber unserer Redaktion bestätigt, wird der offenbar geistig verwirrte Mann nun zu dem Vorfall befragt. Auch die in der Kirche anwesenden Zeugen werden zu dem Vorfall befragt, über das Motiv ist demnach noch nichts bekannt. 

Massenpanik in Münchner Paulskirche: Mann platzt in Oster-Gottesdienst - 24 Verletzte

München - Ein offenbar geistig verwirrter Mann hat in der St.-Pauls-Pfarrkirche in München Panik bei einem Oster-Gottesdienst ausgelöst. „Er rief gestikulierend und lärmend nicht verständliche Worte, wodurch sich die Messebesucher, die sich in Hörweite befanden, erschraken“, teilte die Polizei in der Nacht zu Sonntag mit.

Weil einige Kirchenbesucher daraufhin fluchtartig das Gotteshaus verlassen wollten, wurden 24 Menschen „minimal“ verletzt. Der Mann wurde von Beamten am Samstagabend in der Kirche gestellt und festgenommen. Nach derzeitigem Stand ging von dem Mann keine Gefahr für die Besucher des Gottesdienstes aus.

München: Massenpanik in Paulskirche - Augenzeugen schildern Szenen

Über die sozialen Netzwerke verbreitete sich die Nachricht noch am Abend, viele Augenzeugen berichteten von dramatischen Momenten. Wie einige von ihnen erzählen, habe es einen Knall gegeben. Wodurch dieser ausgelöst wurde, ist nicht bekannt. Auf Videos der Augenzeugen ist ein Chaos innerhalb der Kirche zu sehen. Viele durch die Massenpanik aufgeschreckte Menschen ließen ihre Habseligkeiten und Osterkörbe in dem Gotteshaus zurück.

Die Feuerwehr und mehrere Großraumrettungswagen kümmerten sich um die verletzten Personen und betreuten die Anwesenden des Gottesdienstes. Der Bavariaring musste aufgrund der vielen Einsatzfahrzeuge für knapp zwei Stunden in beide Richtungen gesperrt werden. In der Kirche sollen sich etwa 500 Personen befunden haben. 

München: Panik bei Oster-Gottesdienst in Kirche - Video zeigt Auswirkungen

Wie eine Augenzeugin weiter berichtet, sei die Messe jedoch nach der Festnahme fortgeführt worden. „Allen Mamas die ihre Kinder geschnappt haben und geflüchtet sind um diese zu retten, wünsche ich, dass sie dieses fürchterliche Gefühl schnell wieder vergessen können“, schildert eine Userin die Situation. Ein Video zeigt nun die dramatischen Momente nach der Festnahme. 

Neuer SUV-Ärger in München: Eine Frau soll sich zunächst unglaublich dreist verhalten haben, hat dann aber die passende Rechtfertigung parat.

In Landshut ereigneten sich ebenfalls dramatische Minuten. Plötzlich löst sich ein Schuss, als der 79-Jährige seine Waffe gerade aufräumen wollte. Zwei Männer wurden getroffen.

Ein schlimmer Unfall hat sich vor Kurzem südlich des Flughafens München ereignet. Ein BMW-Fahrer schrottete sein Auto bis zur Unkenntlichkeit - und schwebt nun in Lebensgefahr.

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