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Kylie in der Oly-Halle: Alles Gold, was glänzt

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Kylie Minogue alias Aphrodite © dpa

München - Beim Zeus, was für ein Spektakel! Mit einer gigantischen Show, in der alles Gold war, was glänzte, verhexte Kylie Minogue auf ihrer Aphrodite-Tour die Olympiahalle.

Disco-Diva Kylie verzauberte die Oly-Halle in ein altgriechisches Pop-Disneyland, ins Las Vegas des Altertums, in die Halle des Olymp. Sie durchflog den Hallenhimmel, ließ Galeerensklaven schuften und fuhr auf einem geflügelten Gaul aus der Griechenhölle Hades empor.

Alles in allem ein bonbonbuntes Aphrodisiakum für alle Sinne, dessen Produktionskosten von angeblich 14 Millionen Euro auch noch den letzten hellenischen Haushalt ruiniert hätten. Ja, und musiziert wurde nebenbei auch noch! Aber wer geht schon wegen der Musik zu einem Kylie-Minogue-Konzert?

Wobei man sagen muss: Madonnas nette kleine Schwester zeigte in der nicht ausverkauften Olympiahalle durchaus, dass sie über eine erstklassige Stimme verfügt – nicht zuletzt bei der nikotingeschwängerten Barjazz-Version von Emiliana Torrinis Wunderballade Slow, die Kylie mit verruchtem Timbre auf einer Art Teufelsrad sang, umschwärmt von ihren Showgirls wie die Bienenkönigin von ihren Arbeiterinnen.

Doch im Finale verwandelte sich Slow schon wieder in ein pumpendes Disco-Höllengebräu. Nur mit ihrer Musik, mit einer bratzigen E-Gitarren-Version von Can’t Get You Out Of My Head oder dem Tanzflächen-Feger Your Disco Needs You, hätte Kylie, der Megastar ohne die ganz großen ­Megahits (nur zwei Nummer-1-Singles in Deutschland), den Münchnern keinen so spektakulären Abend bescheren können.

So sexy ist Kylie Minogue

Aber wozu auch? Das Auge isst bei Kylie schließlich doppelt mit. Gleich zu Beginn fuhr Miss Minogue vor einer Tempelkulisse mit fantastischen Video-Animationen auf einem ­güldenen Muschelthron hoch zu ihren Jüngern, gewandet in Goldkleid mit geflügeltem Asterix-Helm. Später trieb die Schaumgebadete ihre Sklaven auf einem antiken Streitwagen vor sich her.

Und man merkte den Unterschied zu Madonna: Frau Ciccone hätte die feschen Toy Boys ausgepeitscht, die die Gay Community im Publikum vor Begeisterung fix und fetisch machten. Die sympathische Kylie beließ es beim angedeuteten Popoversohlen. Viele Kleiderwechsel später ließ sie sich von einem Sixpack-Engel in den Münchner Nachthimmel fliegen – und landete auf einem knallpink beleuchteten Hubschrauberlandeplatz. Da spinnen alle Sinne!

Und so war der ganze Abend ein herrlich überdrehter Hedonisten-Mix aus Fernsehballett auf LSD, schwüler Gay-Party und ukrainischem Grand-Prix-Beitrag – mit Kylie als Außerirdischer vom Planeten Pop. Madonnas Kraft zur ständigen musikalischen Neuerfindung hatte die Australierin zwar nie, und ihren Discohymnen fehlt die Cleverness der Pet Shop Boys.

Trotzdem: Kylie ist das Pet Shop Girl – und feierte in München einen Triumph der Inszenierung. Fazit: Wenn die Verpackung so grandios glitzert, verzeiht man gern mal, dass der Inhalt nicht ganz so üppig ausfällt.

Von Jörg Heinrich

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