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Mietwahnsinn: Münchner Krankenschwester erlebt Horror-Wohnungssuche

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Brigitte Schneider ist empört, dass die Stadt Gebühren für Vermittlung einer Wohnung erhebt, die dann doch nicht zustande kommt.
Brigitte Schneider ist empört, dass die Stadt Gebühren für Vermittlung einer Wohnung erhebt, die dann doch nicht zustande kommt. © Michael Westermann

40 Unterkünfte schaute sich eine Münchner Krankenschwester auf Wohnungssuche an - und erlebte teilweise den blanken Horror.

München - Die katastrophale Wohnungslage in München – auch Brigitte Schneider ist ein Opfer davon geworden: „Ich bin fertig mit München, obwohl das meine Geburtsstadt ist“, sagt die 61-Jährige. Monatelang suchte sie nach einer Bleibe: „Es werden einem die letzten Dreckslöcher angeboten, man wird von oben herab behandelt und völlig alleine gelassen!“

Ihre alte Wohnung hatte die Krankenschwester und Reiseverkehrskauffrau wegen einer Eigenbedarfskündigung verloren. Ein halbes Jahr lang las sie jede Anzeige und besuchte rund 40 Wohnungen. Was sie alles zu sehen bekam, war „unfassbar“: „Löcher ohne Bad und Aufzug für horrende Mietpreise. Eine dunkle Dachwohnung, nur über eine Hühnerleiter erreichbar, für 860 Euro Miete. Ein Vermieter wollte 2000 Euro Ablöse für eine gut 25 Jahre alte ekelhaft abgenutzte Küche.“

Arbeitslosigkeit wurde Schneider nicht abgenommen

Schneider bewarb sich beim Wohnungsamt für das München-Modell. Abgelehnt! „Man glaubte mir nicht, dass ich arbeitslos war und vom Ersparten lebte. Jetzt muss ich für die zwei Ablehnungen auch noch jeweils zehn Euro Verwaltungsgebühren zahlen!“

Das Sozialreferat winkt ab: Dass Bürger bei Behördenleistungen etwas bezahlen müssen, stehe im Kostengesetz, so Sprecherin Edith Petry. „Die Stadt München sieht die Gebühr in Höhe von zehn Euro für die Bearbeitung eines Antrags als moderat und absolut vertretbar an.“ 2017 konnten nur 3000 geförderte Wohnungen vergeben werden – bei 17 000 als berechtigt registrierten Haushalten. 28 000 Bürger stellten 2017 Anträge auf geförderte Wohnungen. Die Wohnungsnot in München trifft vor allem Geringverdiener, bestätigt Anja Franz vom Mieterverein München. Verheerend: „Wenn es um die Wohnung geht, geht es auch um die Existenz.“

Brigitte Schneider hat mittlerweile eine Wohnung gefunden – und Arbeit. „Arbeit zu finden, war trotz meiner 61 Jahre viel leichter, als eine Wohnung zu finden. Das ist doch absurd.“

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