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Mieter in Milbertshofen kämpfen um ihre Hinterhof-Oase

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Igel, Spechte, Eichhörnchen und viele Bäume: Clemens und Inge Krumhoff möchten ihren Hinterhof erhalten. © Ralf Kruse

Die GBW will in Milbertshofen sanieren und nachverdichten. Auch mehrere Tiefgaragen sollen entstehen. Dafür müsste der Innenhof weichen, laut den Mietern ein wahres Biotop. Jetzt klagen sie gegen die Pläne.

München - Im Hof hängen Wäscheleinen, es gibt einen Spielplatz mit Schaukeln, eine Tischtennisplatte und unter den hohen Bäumen lässt es sich im Sommer sicherlich gemütlich ein Buch lesen. Der Innenhof liegt zwischen Knorrstraße im Osten, Zietenstraße im Westen. Südlich begrenzt die Keferloherstraße das Grundstück, nördlich die Wallensteinstraße. Häuser in allen vier Himmelsrichtungen schotten den Hof gegen den Verkehrslärm ab. Die „grüne Lunge“ Milbertshofens nennt Clemens Krumhoff die Fläche vor seiner Wohnung. Diese grüne Lunge sieht er jetzt in Gefahr.

Die GBW will sanieren und dabei gleich aufstocken

Die Wohnungsgesellschaft GBW plant, in der Keferloherstraße, Wallensteinstraße und Zietenstraße eine ganze Reihe der von ihnen betriebenen Wohnungen zu sanieren. Bei dieser Gelegenheit sollen die Häuser gleich um ein bis zwei Stockwerke erweitert werden und so 83 neue Wohnungen entstehen. Außerdem will die GBW auf den Grundstücken zwischen Wallensteinstraße und Keferloherstraße zwei Tiefgaragen mit 139 Stellplätzen errichten. Eine Tiefgarage soll auf der Westseite der Zietenstraße gebaut werden, die andere auf der Ostseite. Das geht aus einem Vorbescheid hervor, den die Anwohner und Nachbarn erhalten haben.

Die Mieter klagen gesammelt

Clemens Krumhoff ist Nachbar. Von seiner Terrasse aus blickt er auf den im Sommer grünen Innenhof. Die Mietergemeinschaft der 115 Wohnungen Knorrstraße 45 bis 49 klagt nun gesammelt vor dem Verwaltungsgericht gegen das GBW-Bauvorhaben. Vor dem zuständigen Bezirksausschuss (BA) Milbertshofen-Am Hart hat Krumhoff sein Anliegen geschildert. Er hofft auf die Unterstützung der Lokalpolitiker: „Wir wollen, dass da ein Riegel vorgeschoben wird. Wir können keine dichtere Bebauung akzeptieren“, sagt Krumhoff.

Die Möglichkeiten des BA sind begrenzt

Man werde im BA darüber beratschlagen, sobald der Bauantrag vorliege, verspricht SPD-Fraktionssprecherin Susanne Schneider-Geier. Wolfram Mattern (SPD), selbst Architekt, gibt zu bedenken, dass der BA ein Bauvorhaben nicht verhindern könne, wenn es baurechtlich möglich ist. Und offenbar ist es das – das Planungsreferat hat der GBW im Vorbescheid in den meisten Punkten Genehmigungen in Aussicht gestellt: Aufstockung der Häuser auf vier beziehungsweise fünf Geschosse und 13,70 Meter bis sogar 16,20 Meter Wandhöhe, Flachdächer, Anbau von Aufzügen, Balkonen und der Bau von zwei Tiefgaragen – alles „planungsrechtlich zulässig“.

Der Innenhof ist ein Biotop - 21 Bäume dürften fallen

Recht oder Unrecht – um diese Frage geht es den Klägern nicht. Krumhoff: „Die Frage ist: Macht der Umbau es lebenswert?“ Seiner Meinung nach tut es das nicht. Die Modernisierung mit Nachverdichtung mache alles eher schlimmer: Igelfamilien, Buntspechte, Eichhörnchen. Der Innenhof sei aktuell ein richtiges Biotop. „Das wollen wir nicht verlieren.“ Was passiert mit den alten bis zu 20 Meter hohen Bäumen, will Krumhoff wissen. Im Vorbescheid schreibt das Planungsreferat, dass acht Bäume zu erhalten seien, 21 weitere dürften im Falle einer Baugenehmigung gefällt werden; dafür soll die GBW Ersatzpflanzungen vornehmen.

Es geht auch um verkehr und Flächenversiegelung

Von den zusätzlichen Tiefgaragen befürchtet Krumhoff, dass sie den Verkehr im Viertel verstärken. Die höheren Häuser nähmen den Nachbarn die Sonne weg. „Wir sind ja nicht dagegen, um irgendjemanden zu ärgern“, sagt er. Vergangene Woche gab es Baulärm vor der Wohnung der Krumhoffs. „Notwendige Bodenuntersuchungen“ seien das gewesen, heißt es auf Nachfrage unserer Zeitung aus dem Planungsreferat. Die Probebohrungen sind abgeschlossen. Vermutlich muss der Bezirksausschuss schon bald über den Bauantrag diskutieren.

Caspar von Au

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