Raser in München geblitzt, aber er muss nicht zahlen - Klappt das auch bei anderen Autofahrern?

Eine Regel, die eigentlich immer für alle zählt: Wer rast, der muss zahlen. Doch die Polizei machte bei einem Fahrer in München jetzt eine Ausnahme. Klappt das auch bei anderen?
Update vom 14. November 2018: Es war eine besondere Ausnahme, die die Polizei machte - und das, obwohl der 37-Jährige zu schnell unterwegs war und dabei erwischt wurde. Doch seine Tochter hatte es eilig, da drückte der werdende Vater aufs Gas. Dafür hatte dann auch die Polizei Verständnis, nachdem sich der 37-Jährige mit einem Brief an die Beamten wendete. Der Mann hatte Glück und konnte den Strafzettel abwenden - doch klappt das immer?
Verkehrsexperte Michael Haberland, Präsident von „Mobil in Deutschland e.V.“ rät Autofahrern, die einen Strafzettel bekommen, Einspruch einzulegen, das berichtet die Abendzeitung. Gründe für eine Einstellung gebe es einige. So kann zum Beispiel der Blitzer selbst im falschen Winkel aufgestellt sein. Die Polizei sei in der Beweispflicht, erklärt der Experte weiter. In der Regel seien rund 50 Prozent der Bescheide in Deutschland falsch, so der Experte gegenüber der Abendzeitung. Wer widersprechen möchte, könne dies ab der Zustellung des Briefs tun und sich zum Sachverhalt äußern.
Mann in München geblitzt, aber er muss nicht zahlen - aus sehr gutem Grund
München - Es waren 17 Minuten. So schnell waren Sarah Holtz und ihr Mann von ihrem Zuhause in Oberföhring an der Frauenklinik in Gern. Zu schnell! Die Radarfalle am Frankfurter Ring schnappte zu – das Paar hätte zahlen müssen. Doch ihr Töchterchen sorgte dafür, dass die Polizei ausnahmsweise Gnade walten ließ. Was war passiert?
München: Deswegen drückte der Fahrer so auf das Gas
Die 37-Jährige stand am Abend des 19. September kurz vor der Geburt. „Ich bin ganz normal ins Bett gegangen, konnte mir aber vorstellen, dass wir bald in die Klinik müssen.“ Um halb zwei wachte sie auf, hatte Wehen. „Um Viertel vor zwei kamen sie relativ heftig im Zwei-Minuten-Takt.“ Sie rief ihre Schwester an. „Sie ist Hebamme.“ Die entschied: Sarah muss sofort in die Klinik. „Eigentlich hätte mein Vater vorbeikommen sollen, um auf unseren Sohn aufzupassen.“ Doch dafür blieb keine Zeit. Kurzerhand packte ihr Mann den Dreieinhalbjährigen ins Auto, düste mit dem Sohn und der hochschwangeren Frau los. Es war 2.05 Uhr. „Das Navi hat berechnet, dass wir um 2.28 Uhr an der Klinik sind.“ Die Wehen wurden heftiger. Sarahs Mann drückte aufs Gas. Die Tachoanzeige zeigte 80 km/h an, als sie am Frankfurter Ring entlangfuhren – 60 km/h sind dort erlaubt. 2.14 Uhr. Die Radarfalle schnappt zu! „Mein Mann merkte, dass er geblitzt wurde. Er kennt den Blitzer, weil es sein Arbeitsweg ist.“ Egal. Jetzt gab es Wichtigeres. Die Fahrt geht weiter – vorbei am Oberwiesenfeld, über den Georg-Brauchle-Ring und die Dachauer Straße zur Taxisstraße. 2.22 Uhr. Ankunft an der Klinik. „Ich bin sofort hoch in den Kreißsaal.“ Keine Minute zu früh: Um 2.27 Uhr erblickte ihr Töchterchen das Licht der Welt – 13 Minuten nachdem der Gatte in die Radarfalle getappt war. Eine echte Blitz-Geburt!

München Blitzer - das sagt die Polizei dazu
Wenig später erhielt die Familie den Bußgeldbescheid vom Polizeiverwaltungsamt Straubing. „Mein Mann hat sich daraufhin in einem Brief an die Behörde gewandt und die zeitlichen Abläufe beschrieben. Wenn wir später dran gewesen wären, wäre das Kind im Auto gekommen.“ So argumentierte auch die Klinik in einem Bestätigungsschreiben, das das Paar dem Brief beilegte. „Die Antwort der Polizei kam total schnell: Das Ermittlungsverfahren wurde eingestellt! Wir mussten nichts bezahlen.“ Was Sarah besonders freut, war der letzte Satz – ein persönlicher Glückwunsch, der im Anschluss an die bürokratische Mitteilung stand. „Die Polizei hat uns gratuliert! Das war nach der super Geburt das i-Tüpfelchen.“ So sehen das auch Tausende User im Netz: Mehr als 16.000 Gefällt-mir-Herzen hat Sarah auf ihre Veröffentlichung des unkonventionellen Polizei-Schreibens erhalten. Einzelne User übten wiederum Kritik, forderten, dass das Paar das Bußgeld zahlen soll. Ein Sprecher des Polizeiverwaltungsamtes betont, dass das eine „absolute Einzelfallentscheidung“ war. In einer solchen Notsituation hätte eigentlich der Rettungswagen alarmiert werden sollen.
Erstmeldung vom 5.11.: Münchner Polizei blitzt Raser - als der protestiert, muss er nicht zahlen
München - Klare Vorschriften, eindeutige Sanktionen: So kennt man die deutschen Behörden. Normalerweise! Eine Geschichte zeigt nun: Auch Beamte haben ein Herz und können manchmal beide Augen zudrücken.
Was ist passiert? Die Münchner Polizei blitzte einen 40-Jährigen auf dem Frankfurter Ring. Er war 15 km/h zu schnell unterwegs. Kurze Zeit später kam per Post der Bußgeldbescheid vom Polizeiverwaltungsamt in Straubing.
Münchner Raser gibt einen guten Grund an
Nun wandte sich der Fahrer an die Behörde. Zwar sei der zu schnell unterwegs gewesen, dafür habe er aber einen guten Grund gehabt. Auf dem Rücksitzbank seines Autos habe seine hochschwangere Frau mit Wehen gesessen. Als Beweis fügte er ein Bestätigungsschreiben des Klinikums hinzu. Dort stand, dass das Kind des Paares um 2:27 Uhr das Licht der Welt erblickte - genau 13 Minuten nachdem der werdende Vater geblitzt wurde.
„Eine absolute Einzelfallentscheidung“ bei diesem Münchner Raser
In einem Antwortschreiben reagierte das Amt und stellte das Ermittlungsverfahren ein. „Wir gratulieren zur Geburt ihrer Tochter“, schließt der Brief ab. Auf Anfrage des Bayerischen Rundfunks betont ein Sprecher des Polizeiverwaltungsamtes, dass es eine „absolute Einzelfallentscheidung“ war. In einer solchen Notsituation hätte eigentlich der Rettungswagen alarmiert werden sollen, ermahnte der Sprecher.
Auf Twitter postete die Mutter des Kindes einen Auszug aus dem behördlichen Schreiben. „Auch die Polizei findet, dass es akut ist, wenn man um 2.14 Uhr am Frankfurter Ring geblitzt wird und das Baby um 2.27 Uhr in Gern auf die Welt kommt", schreibt sie dazu - und muss sich gleich mit Kritik herumschlagen.
Ohne Tempoverstoß erst um 2.28 Uhr in der Klinik
In den Kommentaren erklärt sie, dass sie ohne erhöhte Geschwindigkeit laut Navi erst um 2.28 Uhr im Krankenhaus angekommen wären. Dennoch wurde sie im Netz massiv angepflaumt. „Vorschriften gelten für jeden. Punkt, aus. Sie sind nichts Besseres, nur weil Sie gerade werfen und einen Ableger in die Welt setzen“, kommentierte beispielsweise ein Twitter-User aufgebracht. Deshalb sah sich die Mutter genötigt zu betonen, dass es nur eine minimale Geschwindigkeitsüberschreitung war.
Video: Blitzer-Mythen
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Marcel Görmann und Daniela Schmitt
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