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München-“Tatort“ über OEZ-Amoklauf: Bruder eines Opfers äußert sich zur überraschenden Ausstrahlung

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Arbnor Segashi hat seine Schwester bei dem Amoklauf verloren. Nun geht es im ARD-Tatort aus München um einen ähnlichen Amoklauf.
Arbnor Segashi hat seine Schwester bei dem Amoklauf verloren. Nun geht es im ARD-Tatort aus München um einen ähnlichen Amoklauf. © Peter Kneffel/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++/Arbnor Segashi, dpa / Marco Nagel

2016 hielt der Einkaufszentrum-Attentäter die gesamte Stadt in Atem. Nun greift der „Tatort“ das auf. Der Bruder eines Opfers äußert sich zu der Verfilmung.

Update vom 19. März: Sehr traurige Nachrichten für die Tatort-Familie. Mitbegründer Hans Prescher verstarb im Alter von 89 Jahren.

Update vom 22. Januar, 16.17 Uhr: Der Fußballspieler Arbnor Segashi (25) hat am Tag des Amoklaufs seine 14-jährige Schwester Armela verloren. Dass das tragische Erlebnis jetzt verfilmt wird, „davon wusste ich gar nichts“, sagt er im Interview. „Ich verstehe nicht, wieso das gemacht wird“, gibt er zu. 

„Tatort“ München: Bruder eines OEZ-Opfers: „Es gibt keinen richtigen Zeitpunkt“

Grundsätzlich fände der 25-Jährige die Idee nicht schlecht. „Es erinnert noch einmal an den Tag und lässt das Geschehene nicht in die Vergangenheit geraten“, sagt er. Auch, wenn es ihm schwerfallen und die Ereignisse noch einmal hochkommen könnten, Arbnor Segashi ist sich sicher. „Ich werde mir den Film anschauen.“

Auf die Frage, ob es noch zu früh für solch einen Film sei, antwortet er: „Es gibt keinen bestimmten Zeitpunkt.“ Der Fußballspieler ist der Meinung: „Wenn man das Thema durch den Film aktuell halten will, finde ich es keine schlechte Entscheidung.“ Ende März sorgt der Kölner Tatort mit einem Aufreger-Thema für erhitzte Gemüter: Es geht um Spritschlucker in der Stadt.

Tatort München greift OEZ-Amoklauf auf - Krimi hat den Titel „Unklare Lage“

Erstmeldung vom 22. Januar, 12.26 Uhr: München - Am 22. Juli wird es vier Jahre her sein, dass ein Teenager im Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) neun Menschen erschoss und dann sich selbst. Die Tat hat sich in Münchens kollektives Gedächtnis eingebrannt - nicht nur wegen der vielen Toten, sondern auch wegen der Panik, die die Stadt ergriff und stundenlang nicht losließ. Jetzt greift der Münchner „Tatort“ mit dem Titel „Unklare Lage“ dieses Phänomen auf. Das Erste strahlt den Krimi am Sonntag (26. Januar, 20.15 Uhr) aus.

„Wissen Sie noch, wie die Leute damals abgegangen sind? Nachdem der Typ aus dem Einkaufszentrum raus ist? Wie plötzlich jeder irgendeinen Typen mit 'ner Knarre gesehen hat?“, fragt der Verdächtige irgendwann im Laufe des Films. „Überall Chaos und jeder verdammte Idiot hat seine eigene Theorie gepostet.“

Video: Die Szenen von damals

München: BR-“Tatort“ erinnert an OEZ-Amoklauf

Wie kann es sein, dass plötzlich überall Täter gesehen wurden, obwohl es nur einen gab? Welche Rolle spielen soziale Medien bei der Verbreitung von Panik? Und wie gelingt es Polizisten, einen kühlen Kopf zu bewahren, wenn die Stadt um sie herum im Chaos versinkt?

Ausgangspunkt für diese Fragen ist im neuen Fall für Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Ivo Batic (Miroslav Nemec) ein toter Kontrolleur in einem Münchner Linienbus. Der liegt erschossen und blutüberströmt am Boden, während die Fahrgäste sich panisch zusammenrotten und die Polizei rufen. Der Täter, ein junger, frustrierter Schulabbrecher, ist schnell gefasst - und wird von einem Spezialeinsatzkommando erschossen. Doch handelte er wirklich allein? Oder hatte er einen Komplizen? Und was hatte er vor? Ist es nur Zufall, dass der Bus, in dem er schoss, zu seiner alten Schule fuhr?

Eine Frau im Bus hatte schließlich einen zweiten Vermummten gesehen. Und der Attentäter hatte ein Funkgerät dabei. Das braucht er doch nur, wenn er mit einem Komplizen kommunizieren will - oder? Die zentrale Frage vonseiten der Polizei: „Suchen wir offiziell nach einem zweiten Täter mit allem, was es da draußen auslösen wird?“

In BR-“Tatort“-Folge: In München bricht die Hölle los

Die Polizei entscheidet sich dafür - auch weil Leitmayr und Batic felsenfest von einem zweiten Täter überzeugt sind und der tote Attentäter im Internet die Anleitung für den Bau einer Nagelbombe runtergeladen hat. Damit bricht in der Stadt die Hölle los. Das Fernsehen berichtet rund um die Uhr. Dank Twitter und Co. verbreiten sich Nachrichten von neuen Tatorten wie ein Lauffeuer: „Wir haben heute mehr als 2000 angebliche Tätersichtungen gehabt“, sagt eine leitende Ermittlerin.

Die Beamten lassen sich einfangen von der atemlosen Atmosphäre in der Stadt, auch bei den Ermittlern liegen die Nerven zusehens blank. Ein Polizist erschießt beinahe einen filmenden Journalisten - nur weil der einen dunklen Kapuzenpullover trägt und einen Rucksack dabei hat. Die große Angst des Einsatzleiters: „Ich will hier kein zweites OEZ.“

Film über OEZ-Amoklauf: „Panik, Spekulation und Angst verselbstständigen sich“

Regisseurin Pia Strietmann bleibt in ihrem überaus packenden erzählten „Tatort“-Debüt ganz nah dran an den Ermittlern und bugsiert Assistent Kalli (Ferdinand Hofer) in den Führungsstab, um zu zeigen, wie es dort abläuft, wenn Amok-Alarm herrscht in der Großstadt.

„Panik, Spekulationen und Angst verselbstständigen sich“, beschreibt Strietmann das. Sie habe „das schwelende, sich steigernde Gefühl von einer bedrohlichen unklaren Lage an einem solchen Tag“ zeigen wollen - was ihr auf beeindruckende Art und Weise gelingt.

Erfreulich: Der Bayerische Rundfunk hat Strietmann schon für ihren nächsten „Tatort“ verpflichtet. Sie wird einen Teil der Jubiläums-Doppelfolge drehen, für die der BR mit dem WDR (Leitmayr und Batic mit Peter Faber (Jörg Hartmann) und Martina Bönisch (Anna Schudt)) zusammenarbeiten. „In der Familie“ soll im Herbst dieses Jahres ausgestrahlt werden. Den zweiten Teil der Doppelfolge übernimmt Krimi-Routinier Dominik Graf.

dpa

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