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Das OEZ nach dem Amoklauf: Lähmende Trauer

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Nach dem Amoklauf liegt ein Blumenmeer vor dem Olympia-Einkaufszentrum. Noch immer liegt die Trauer und der Schock wie ein dicker Mantel über dem Ort. © Westermann

München - Drei Wochen sind vergangen, seit der Amokläufer am OEZ acht Menschen erschossen hat -ein mulmiges Gefühl bleibt. Für die Händler vor Ort ist die Leere katastrophal.

Viele der Blumen vor dem Olympia-Einkaufszentrum sind bereits verwelkt, die meisten Zettel und Briefe vom Regen verwaschen. Und trotzdem: Der Schauplatz des schrecklichen Amoklaufs bleibt auch drei Wochen nach dem Massenmord für viele Menschen weiter ein Ort der Trauer, der Erinnerung an die Opfer. Was sich so schnell wohl nicht ändern wird. Laut Baureferat wird die Gedenkstätte vorerst nicht geräumt – es sei aber wichtig, diesen Ort in einem würdevollen Zustand zu erhalten. Unansehnliche Gegenstände würden entfernt, so eine Sprecherin. Wir haben uns vor dem OEZ umgesehen und mit Menschen gesprochen – was trauernde Passanten sagen und wie gedämpft die Stimmung in den Geschäften noch immer ist, lesen Sie hier. 

Florian Fussek

„Arbeiten wie auf dem Friedhof“

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Walter Wagner.

Den kleineren Geschäften rund um das Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) machen die Folgen des Amoklaufes merklich zu schaffen. „Die Stimmung hier ist schon sehr getrübt“, erzählt Walter Wagner (49). Der Münchner betreib

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Faruk Sazil.

t seit viereinhalb Jahren ein Sportnahrungsgeschäft gegenüber dem OEZ. Sein Umsatz ist zurückgegangen: „Viele meiner Stammkunden kommen nicht mehr.“

Schlimmer noch hat es Faruk Sazil (31) getroffen. Sein Obststand befindet sich direkt neben der McDonald‘s-Filiale, aus der am Abend des 22. Juli der Amokläufer stürmte: „Mehrere Schüsse trafen die Schilder und Kisten in meinem Stand. Ich bin in den Saturn-Markt geflohen.“ Die Einschüsse sieht man heute noch. Auch drei Wochen nach dem Blutbad laufen die Geschäfte für den jungen Obsthändler schlecht. Aufgrund des Blumenmeeres und des gesperrten U-Bahnaufgangs vor seinem Laden kommen nur wenige Kunden zu ihm. Er hat seitdem Probleme damit, seine Familie zu ernähren und droht insolvent zu gehen. „Ich fühle mich, als würde ich auf einem Friedhof arbeiten“, sagt er traurig. 

Lara Mattuschat

McDonald’s wird umgebaut

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Der Ort, an dem Ali David S. die Waffe zog und seinen Amoklauf begann, bleibt vorerst geschlossen – wann in der McDonald‘s-Filiale an der Hanauer Straße der Betrieb wieder aufgenommen wird, ist noch unklar. „Unser Restaurant an der Hanauer Straße in München bleibt bis auf Weiteres zu. Das Restaurant wird in der jetzigen Form auch nicht wieder öffnen. Aktuell laufen dort Umbaumaßnahmen“, teilte das Unternehmen auf Anfrage der tz mit. Details zum Umbau und zur Wiedereröffnung der Fast Food-Filiale werden nicht genannt. Für seine Angestellten habe McDonald’s noch in der Nacht des Amoklaufs eine psychologische Erstbetreuung organisiert. „Den betroffenen Mitarbeitern wurden auch entsprechende weiterführende Betreuungsangebote unterbreitet“, erklärte ein Sprecher.

Patrick Loibl

"Es tut noch sehr weh"

„Ich bin zum zweiten Mal hier. Ich habe von den Opfern zwar

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niemanden persönlich gekannt, aber in mir ist große Trauer. Es ist fast wie am ersten Tag, es liegen immer wieder frische Blumen da. Es tut immer noch sehr weh. Als ich letztens da war, hat ein Mädchen schrecklich geweint. Eine ältere Frau ist dann zu dem Mädchen gegangen und hat es getröstet. Ich habe es nicht ausgehalten – ich musste gehen.“

Salvatore F. (74), Rentner aus München

"Mulmiges Gefühl"

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„Es ist schon ein mulmiges Gefühl, wenn man hier am Tatort steht. Aber es ist ein wichtiger Ort, um Abschied zu nehmen. Eine Freundin von mir hat auch jemanden bei dem Amoklauf verloren. Ich bin eigentlich ein positiver Mensch. Aber die Welt kann einem momentan schon Angst machen – krass, dass sowas in München passiert. Der Amoklauf wird im Gedächtnis der Münchner bleiben.“

Destiny N. (14), Schülerin aus München

"Riesige Anteilnahme"

„Wir haben den ganzen Wahnsinn im Fernsehen verfolg

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t. Das hat uns schon sehr mitgenommen. Wir waren vor ein paar Tagen im Europapark, da hatte man schon ein komisches Gefühl bei der Menschenmenge. Der Ort hier ist aber sehr wichtig für die Angehörigen. Die riesige Anteilnahme der Menschen, die vielen Kerzen und Briefe helfen hoffentlich bei der Trauerarbeit.“

Sabrina (29), Erzieherin aus Göttingen, und Stefan (30), Ingenieur, mit Tochter Emma (2)

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