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Müllberge an der Isar: Letzter Appell an die Vernunft

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Von: Peter T. Schmidt

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Einsatz gegen Müll und Glasscherben: Viertklässer Sam mit seinem Plakat. Im Hintergrund der Isar-Müllberg eines Wochenendes. Foto: marcus Schlaf
Einsatz gegen Müll und Glasscherben: Viertklässer Sam mit seinem Plakat. Im Hintergrund der Isar-Müllberg eines Wochenendes. © Schlaf

München - Mit einer groß angelegten Kampagne und einer neuen App will die Stadt die Isar davor bewahren, zur Müllhalde zu verkommen. Es ist ein letzter Versuch, den Kampf gegen Auswüchse friedlich zu gewinnen. Schlägt er fehl, drohen Strafen und Verbote.

Der Haufen stinkt zum Himmel. 40 Kubikmeter Müll haben Mitarbeiter des Baureferats auf einem Betriebsgelände an der Isar aufgeschüttet. Plastiktüten, Essensreste, Flaschen, Dosen, Einweg-Grills und Pappteller liegen da wild durcheinander, garniert mit Pizzakartons, Chipstüten und den Kunststoffverpackungen von Grillfleisch aus dem Supermarkt. Zwischendrin ein paar kaputte Campingstühle, Isomatten und sogar ein zerfetztes Schlauchboot.

Die Müllmenge eines Wochenendes

Es ist die Müllmenge, die nach einem besucherstarken Wochenende in den Isarauen zurückbleibt. Und es ist viel zu viel, daran lässt Oberbürgermeister Dieter Reiter keinen Zweifel. „Wir haben mit der renaturierten Isar in München ein Kleinod geschaffen, und das soll nicht gleich wieder zerstört werden“, ruft er gestern bei einer Pressekonferenz zum Start der „Öffentlichkeitskampagne Isar 2016“.

„Wahre Liebe“ zur Isar soll diese Kampagne wecken und verstärken, sagt Baureferentin Rosemarie Hingerl. Die Agentur Freiraum hat dazu Plakate entworfen, die in der ganzen Stadt zu sehen sein sollen: Ein vierblättriges Kleeblatt, durch das als Lebensader die blaue Isar fließt, dient als Markenzeichen. Jedes Plakat vermittelt mit idyllischen Fotos die Freude an der Isar und appelliert, sie nach dem Feiern so schön zu verlassen, wie sie vorher war. Man wolle „ohne erhobenen Zeigefinger“ arbeiten, sagt Hingerl. Denn: „Was man liebt, das behandelt man gut.“

Das Baureferat tut bereits jetzt sehr viel: Allein im vergangenen Jahr kostete die Müllentsorgung an der Isar 250 000 Euro. Jeden Tag, an Wochenenden in Sonderschichten, werden die Ufer gereinigt; 29 mobile Toiletten stehen dauerhaft zur Verfügung, weitere werden bei Bedarf aufgestellt. 89 Müll-Gitterboxen, teilweise beleuchtet, nehmen große Mengen Abfälle auf, dazu kommen mehrere Großcontainer, die auch am Wochenende geleert werden. Es gibt regelmäßige Streifen städtischer Naturschutzwächter, nachts wird ein privater Wachdienst eingesetzt. Nun will die Stadt ihr Engagement nochmals verstärken.

Die wichtigsten Elemente der Öffentlichkeits-Kampagne:

Der Müllberg zeigt "Rücksichtslosigkeit und Hirnlosigkeit"

„Wir hoffen, dass wir damit etwas erreichen“, sagt Hingerl. Ihr Chef Reiter wird deutlicher: Der Müllberg zeige, „mit welcher Rücksichtslosigkeit und Hirnlosigkeit manche Nutzer mit der Isar umgehen“, sagt er. Gewiss sei es nur eine Minderheit, die bisher alle Appelle in den Wind geschlagen habe. „Aber ich werde das auf Dauer nicht akzeptieren.“

Was geschieht, wenn die Kampagne nicht fruchtet und die Isar weiterhin nach heißen Wochenenden wie eine Müllhalde aussieht, ließ Reiter („ich war immer ein Gegner von Verboten“) offen. Doch er erinnerte daran, dass im Stadtrat harte Maßnahmen bis hin zur kompletten Sperrung beliebter Isar-Abschnitte diskutiert worden seien.

Die Kinder sorgen sich um die Isar

Bei den Viertklässern der Agilolfinger-Schule rennt Reiter offene Türen ein. Sie sorgen sich um die Isar, haben Plakate gemalt und, so Lehrerin Angela Meier, sogar einen Brief an die Stadt geschrieben. Reiter lud die Klasse prompt zur Pressekonferenz ein. Mit Tüten voller Müll, den sie auf dem Weg von der Schule dorthin gesammelt hatten, wurden die Schülerinnen und Schüler zu Zeugen dafür, wie nötig es ist, den Erholungssuchenden ins Gewissen zu reden, Und sie waren leuchtende Vorbilder, die sich persönlich für eine saubere Isar engagieren.

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