Anwohner verärgert: Hier in München herrscht kolossaler Parkplatz-Irrsinn

Zwischen Werksviertel und Technischem Rathaus herrscht enormer Parkdruck. Pendler, Reisende, Mitarbeiter aus dem Baureferat und von Firmen verschärfen das Problem. Die Anwohner fordern ein Parklizenzgebiet.
München - Nochmal und nochmal und nochmal um den Block, auf der Suche nach einem Parkplatz am Straßenrand. Rund 30 Minuten kurven viele Anwohner täglich durch die Straßen zwischen Ostbahnhof und Ampfing-/Ascheimer Straße, bis sie endlich eine Lücke für ihr Auto finden. Oder sie parken entnervt gut fünf bis zehn Minuten entfernt. Ein Nachbar nehme mittlerweile sein Abendbrot regelmäßig in seinem Fahrzeug ein, während er nach einem Parkplatz spähe, berichtet Anlieger Paul Martens. Die Suche nach einer Abstellmöglichkeit fürs Fahrzeug ist in dem Viertel zur Nervenprobe geworden. „Wir fühlen uns seit Jahren im Stich gelassen“, klagt Martens zusammen mit einer Gruppe von Anliegern.
In den alten Häusern gebe es viel zu wenige Tiefgaragenplätze, zudem liege man günstig zum Verkehrsknotenpunkt Ostbahnhof. Gehe man morgens zu seinem Pkw, lägen andere Autofahrer schon auf der Lauer, erzählt eine Anwohnerin. Unter ihnen Mitarbeiter aus dem Technischen Rathaus und großer Firmen wie Rohde & Schwarz und der Telekom. Im Technischen Rathaus gibt es zwar eine Tiefgarage – mit 260 Stellplätzen für rund 2000 Mitarbeiter. Ein Großteil ist mit Fahrzeugen der technischen Dienste des Baureferats und der Stadtentwässerung belegt.
Anwohner vermuten viele Reisende auf den Parkplätzen
„Uns hat man beim Bau damals erzählt, der Rest komme öffentlich – Pustekuchen“, so die Anwohnerin. Allerdings: Die überwiegende Anzahl der Beschäftigten komme sehr wohl mit Öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Fahrrad, sagt Baureferats-Sprecherin Dagmar Rümenapf. Und auch nebenan bei Rohde & Schwarz gibt es laut Unternehmens-Sprecherin Monika Roth knapp 600 firmeneigene, kostenfreie Parkplätze bei 2600 Mitarbeitern an dem Standort.

Ohne Zweifel stehen allerdings auffällig viele Autos mit diversen Landkreis-Kennzeichen rund um den Ostbahnhof, die hier offenbar auf den ÖPNV umsteigen. Darunter haben die Anwohner etliche Reisende ausgemacht. „Man sieht viele mit Koffern, die Autos stehen dann tage- und wochenlang bei uns vorm Haus“, erzählt Martens. Diese Dauerparker bringen die Anlieger so richtig auf die Palme. Zudem stünden jede Menge Anhänger, Wohnmobile und Firmenautos im Viertel. Die Anwohner fordern deshalb sofortige Maßnahmen, am besten ein Parklizenzgebiet.
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Anwohner fordern Maßnahmen - Parkplatzproblem noch immer ungelöst
Zu ihrem Ärger hat der Bezirksausschuss dies in früheren Jahren abgelehnt. Damals sei es nur um die Straßen rund ums Technische Rathaus gegangen, sagt BA-Chef Robert Kulzer (SPD). „Der Bereich war uns zu klein.“ Aktuell fordert man eine Zone für den gesamten Westen Berg am Laims. Eine Untersuchung sei für 2018 versprochen, nun auf Frühjahr 2019 verschoben worden. „Wir wissen nicht warum; die Stadt hat uns hängen lassen.“
Darüber, wie es weiter gehen soll, herrscht Uneinigkeit. Vorschläge der CSU, die Ex-Autozug-Flächen am Ostbahnhof oder das Grundstück der früheren Landwirtschaftsschule als Parkplatz zu nutzen oder dort gar Parkgaragen zu bauen, wurden von SPD und Grünen als „illusorisch“ abgetan. Zu teuer und zu kompliziert in der Umsetzung, zudem würde mehr Verkehr angelockt. Die Forderung der SPD nach stärkeren Polizeikontrollen wurde fallengelassen nach dem Hinweis der Anlieger, dass sie nach langer Suche oft auch illegal parken würden. Jetzt sollen bei einer Einwohnerversammlung andere Möglichkeiten diskutiert werden.
Die Verkehrssituation auf der Fraunhoferstraße ist nach wie vor ein Streitthema. Auf der Bürgerversammlung geht es dabei nicht nur um die Parkplatzsituation.
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