Barfuß und im Nachthemd schaffen es die beiden Frauen aus der brennenden Wohnung. „Wir sind sprichwörtlich um unser Leben gelaufen“, sagt Sandra. „Im Treppenhaus haben wir sofort bei den Nachbarn geklingelt und die Feuerwehr* gerufen.“
Einsatzkräfte können die Flammen löschen, die Wohnung wird durch das Feuer aber zerstört. Inzwischen hat auch die Polizei* den Fall untersucht. „Ursache war ein Akkubrand“, sagt Sprecherin Claudia Künzel. Die Batterie gehörte zu einem Elektroroller, den Sandra G. besitzt..
Doch wie konnte es zu dem Unglück kommen? „Grundsätzlich finden tagtäglich Millionen von Ladevorgängen statt, ohne dass es Komplikationen gibt. Wenn es zu einem Brandfall kommt, muss immer ein Defekt vorhanden sein, entweder am Akku selbst oder dem Ladegerät“, sagt Florian Hördegen vom ADAC Südbayern.
Defekte entstehen durch mechanische Einwirkungen oder einen Zellschluss, Ursache kann auch Überladen und Überhitzen sein. Dann wird es gefährlich: Innerhalb von 15 Sekunden kommt es zur Explosionen mit Brand, wie Studien belegen. „Unserer Erkenntnis nach entstehen die meisten Brände in der Ladephase“, sagt Dirk Moser-Delarami vom TÜV Süd. Produktionsfehler kämen seltener vor, könnten aber auch im aktuellen Brandfall eine Rolle spielen.
Sandra und Vanessa haben durch das Feuer alles verloren, sie stehen unter Schock. Eine Hausratversicherung haben die beiden nicht. „Zum Glück haben wir überlebt. Aber die Situation ist schwer für uns. Wir stehen vor dem Nichts“, sagen die Frauen.
„Wir sind zutiefst erleichtert, dass niemand verletzt wurde und sind bereits seit letzter Woche um die Aufklärung des Falles bemüht“, sagt Maja Ruhbach vom Hersteller Unu Motors. Der Akku des Rollers müsse nicht in der Wohnung aufbewahrt werden, „wird jedoch für gewöhnlich zum Aufladen mit in die Wohnung genommen“. Wichtig: Auch laut TÜV ist die Akku-Benutzung generell ungefährlich.
Aber: Aktuell hat Unu Motors einen Rückruf für Batterien ihres Rollers „Classic“ gestartet und rät möglicherweise betroffenen Nutzern „ausdrücklich dazu, ihren Akku nur unter Aufsicht zu Laden“. Denn: „Bei bestimmten Produktions-Chargen mussten wir feststellen, dass auch Unregelmäßigkeiten während des Produktionsprozesses zu einem internen Kurzschluss führen können.“
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