Der Grund: Der Aufzug in dem Wohnhaus an der Waldstraße (Taufkirchen) ist defekt. Am 7. Oktober hing ein Zettel der Gewofag, Vermieterin des Gebäudes, im Treppenhaus: „Auf Grund größerer Störungen ist der Aufzug voraussichtlich die kommenden 1-2 Wochen außer Betrieb.“ Daraus sind jetzt fast zwei Monate geworden. Für das Ehepaar bedeutet das, dass sie ihre Wohnung kaum verlassen können, Einkaufen oder Spazierengehen werden zur Mammutaufgabe.
Ihr Sohn Robert Schlierf (64) macht sich große Sorgen: „Meine Eltern können ihre Wohnung so gut wie nicht mehr verlassen. Mein Vater ist gehbehindert und schafft es nur bei unumgänglichen Terminen, die Wohnung zu verlassen. Meine Mutter schafft es maximal ein- bis zweimal die Woche runter und rauf“, sagt er. Auf dem Zettel im Treppenhaus steht die Nummer eines Tragedienstes, den die Anwohner aus „nachvollziehbaren Gründen“ in Anspruch nehmen könnten. Schlierfs Mutter habe es versucht, gekommen sei niemand. Anfragen des Sohnes an die Gewofag verliefen bisher im Sande.
Der Geschäftsführer des Mietervereins München*, Volker Rastätter, sieht in diesem Fall für Mieterinnen und Mieter, die auf den Aufzug angewiesen sind, eine Freiheitsbeschränkung. „Der Vermieter muss eine realistische Einschätzung der Reparaturzeit zu Beginn solcher Maßnahmen geben. Und sich auch melden, wenn sich die Reparatur verzögert.“ Nur so könnten sich körperlich beeinträchtigte Hausbewohner aus den oberen Stockwerken auf die Einschränkung einstellen und Abhilfe organisieren. Entstehende Kosten müssten vom Vermieter bezahlt werden, sagt Rastätter. Und: „Auch eine Mietminderung von 20 bis 30 Prozent ist für die Zeit, in der der Aufzug nicht geht, realistisch.“ Am besten sollten sich Mieter in solchen Fällen von juristischen Experten wie im Mieterverein beraten lassen.
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Auf Anfrage unserer Zeitung hat sich die städtische Wohnungsbaugesellschaft zu Wort gemeldet. Grund für den Ausfall sei ein defekter Geschwindigkeitsbegrenzer. Die Außerbetriebnahme hätte nur ein bis zwei Wochen dauern sollen, so ein Sprecher. „Der Dienstleister musste uns dann informieren, dass das erforderliche Ersatzteil bei allen Lieferanten ausverkauft ist und der Hersteller für die Nachproduktion mehr Zeit als üblich benötigt.“ Ein neuer Aushang diesbezüglich sei erstellt, aber offenbar nicht im Haus angebracht worden. „Für dieses Versehen entschuldigen wir uns ausdrücklich.“ Die Inbetriebnahme des Fahrstuhls sei für kommende Woche geplant. „In diesem Fall haben die unzureichende Kommunikation mit den Mieter*innen und die Lieferschwierigkeiten leider zu einem auch für uns höchst unbefriedigenden Ergebnis geführt. Wir haben die internen Abläufe bereits überprüft, damit sich so etwas nicht wiederholen kann.“ *tz.de/muenchen ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA