Perfekter Herbstausflug: Zug aus München fährt zu diesem Geheimtipp (meist) durch
Wohin im Herbst? Mit dem Deutschlandticket problemlos erreichbar ist die perfekte Schönwettertour, die wir Ihnen hier empfehlen – in kurzer und in langer Fassung.
München/Mittenwald - Was tun im Herbst? Die Temperaturen sind oft noch mild genug, um viel Zeit draußen zu verbringen. Und nicht jeder Münchner möchte am Wochenende dringend das Oktoberfest ansteuern oder die überlaufenen Münchner Hotspots von Isar über Biergarten bis Gärtnerplatz. Dank Deutschlandticket ergeben sich neue Optionen, sich ein gutes Stück von der Landeshauptstadt zu entfernen, ohne viel bezahlen zu müssen. Aber wohin?
Viele Liebhaber spannender Natur-Anblicke zieht es in die Partnachklamm bei Garmisch-Partenkirchen. Diese taucht wohl in fast jedem Reiseführer fürs Münchner Umland auf – das hat Folgen, wie etwa unlängst ein Google-Maps-Nutzer nach dem Partnachklamm-Besuch berichtete: „An Wochenenden und Feiertagen teilweise extrem voll, in der engen Schlucht gibt es dann stellenweise kaum die Möglichkeit, mal entspannt stehen zu bleiben und ein Foto zu machen.“
Leutaschklamm bei Mittenwald: Deutlich weniger bekannt als die Partnachklamm
Im direkten Vergleich als Geheimtipp gelten kann ein ähnliches Spektakel, das gar nicht weit entfernt ist: die Leutaschklamm, auch Geisterklamm genannt, bei Mittenwald. Dieser wollen wir uns hier widmen. Da sie bis Ende Oktober geöffnet ist, eignet sie sich perfekt für einen Herbstausflug bei sonnigem Wetter. Besonderes Plus: Der Zug aus München fährt meistens durch. Aktuell (September 2023) ist leider Schienenersatzverkehr mit Umstieg in Garmisch-Partenkirchen angesagt. Ziemlich genau zwei Stunden braucht man so von München nach Mittenwald. Alternativ ist natürlich auch eine Auto-Anreise möglich. Frühes Aufstehen empfiehlt sich jedenfalls – vor allem, wenn man nicht nur die Leutaschklamm genießen möchte, sondern auch noch die reizvollen Highlights in der Region. Zumal es unterwegs Einkehrmöglichkeiten en masse gibt.

Leutaschklamm-Tour bei Mittenwald: 12,5 km oder doch kürzer?
In der Folge stellen wir Ihnen drei Optionen vor, alle mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar: die flache Mini-Variante von 4,5 Kilometern, die sich auf den Wasserfallsteig beschränkt. Die komplette Leutaschklamm-Version samt Koboldweg und Klammgeistweg mit 5 Kilometern. Und die „Ich will ganz viele Highlights und gut essen“-Fassung mit Bergsee-Traumwelt, mehreren Grenzübertritten und Bonus-Wasserfällen. Distanz: 12,5 km bei 350 Höhenmetern.
Startpunkt ist in allen Fällen der Bahnhof in Mittenwald. Über die Straßen „Almspitzstraße“, „Zur Kreidemühle“, „Innsbrucker Straße“ und „Am Köberl“ geht‘s aus dem Ort raus. Unterwegs wartet schon der erste Wow-Moment: Der Mühlbach besticht durch unglaubliche, intensiv blaue Farben. Die Leutaschklamm ist ab dort ausgeschildert.

Der Start des Wasserfallsteigs ist nicht zu übersehen, denn hier wartet die erste Einkehrmöglichkeit. Und man entrichtet auch den Eintritt, denn der Wasserfallsteig kostet 4 Euro für Erwachsene und 2 Euro für Kinder. Die lohnen sich: Der Steig ist kurz, aber spektakulär. Und alles andere als überlaufen. Das Nass schillert in verschiedenen Grüntönen, der Wasserfall am Ende prasselt tosend in die Tiefe. Ein Erlebnis! Außerdem speziell: Man überschreitet am Wasserfallsteig die Grenze nach Österreich, der Steig selbst liegt nämlich im deutschen Nachbarland.

Nach dem Wasserfallsteig kann man entweder in Deutschland bleiben, sich schon wieder auf den Weg zurück machen und in Mittenwald noch den Tag genießen. Oder aber bergauf – wieder in Österreich – den Koboldpfad und den Klammgeistweg durch die Leutaschklamm angehen. Die Namen verraten es schon: Hier hat sich jemand zur Vermarktung was ausgedacht. Entsprechende Schilder mit Zeichnungen sollen Kindern mehr Spaß bereiten und das Bergaufgehen erleichtern. Die Leutaschklamm wird unter dem Wort „Geisterklamm“ vermarktet – für alle die unbedingt noch einen mystischen Touch brauchen, um Natur zu genießen.

Der Steig am Berg entlang führt zur Panoramabrücke – sicherlich dem Ort, an dem auf der ganzen Wanderung am meisten los ist. Man braucht schon Geduld, um diese menschenleer vor die Kameralinse zu bekommen. Und generell Schwindelfreiheit, um sich in luftiger Höhe zu bewegen und den spektakulären Blick auf das da unten durch die Felsen fließende Wasser zu genießen.
Weiter geht‘s zur Höllbrücke und durch die ganze Leutaschklamm durch, bis am Ende die nächste Einkehroption wartet: das Klammstüberl. Dort bietet sich auch noch ein Mini-Schlenker zur Leutascher Ache an, einem Fluss vor herrlichem Bergpanorama. Wem es reicht, der kann ab da mit dem Bus (Linie 431) nach Mittenwald zurückfahren.

Ederkanzel auf 1208 Metern bietet ein echtes Faszinosum
Die andere Option: oben erwähnte Highlight-Tour mit 12,5 km und 350 Höhenmetern zu vervollständigen. Von der Hauptstraße L14 geht‘s dafür links hoch Richtung Berggasthof Ederkanzel. Der Weg ist steil, festes Schuhwerk ist nötig, etwas Kondition auch, aber sicherlich keine Hochgebirgserfahrung. Das Lokal liegt auf 1208 Metern und hält ein echtes Faszinosum bereit: Es liegt halb in Österreich, halb in Deutschland. Die Grenze verläuft direkt an der Terrasse. Mal eben zur Toilette über die Ländergrenze: Das hat was. Zudem überzeugt das Preis-Leistungsverhältnis auf der Ederkanzel. Tipp: die Schinkennudeln mit Salat und einem Batzen Reibekäse zum Selbstdrüberstreuen.

Lautersee bietet Abkühlung und perfektes Fotomotiv
Der Weg bergab Richtung Nordwesten verläuft zunächst etwas langweilig – doch wer der Beschilderung zum Lautersee folgt, wird am Ziel belohnt: Ein traumhaftes Bergpanorama bietet das perfekte Fotomotiv, und der See die Möglichkeit der Abkühlung. Einkehrmöglichkeiten und einen Kiosk gibt es auch.
Tatsächlich noch nicht das letzte Highlight: Zurück nach Mittenwald führt der Weg über die ebenfalls ausgeschilderten Lainbachfälle. Die sind zwar bei weitem nicht so beeindruckend wie die Leutaschklamm zu Beginn der Tour, aber ein nettes Zuckerl allemal. Wer möchte, kann von dort auch noch einen Mini-Abstecher links ab zum Steingarten und weiteren Aussichtspunkten unternehmen.

So entstehen dann endgültig besagte 12,5 Kilometer bis Mittenwald. Am besten, Sie planen dort auch noch ausreichend Zeit ein: In dem Örtchen gibt es eine Menge zu sehen. Und natürlich auch massenhaft Einkehrmöglichkeiten. Mit Kind hat ein Kollege die Leutaschklamm durchquert – hier berichtet er davon. (lin)