Bahn werkelt an Münchner Stammstrecke: Hier staubt’s – für Glanz an den Gleisen

Die Bahn möchte schönere Bahnhöfe auf der Stammstrecke: glänzende Farben, hölzerne Bänke. 60 Millionen Euro ist ihr das wert. Am Wochenende haben die Bauarbeiten begonnen. Und die Bahn hat schnell gemerkt: Es ist eine Mammutaufgabe.
Bohrhämmer rattern, Kreissägen kreischen, Staub liegt in der Luft. Arbeiter mit orangefarbenen Warnwesten und Mundschutz wuseln über den Bahnsteig. Den haben sie mit einer dicken Folie abgehängt, damit der Dreck sich nicht auf den Gleisen absetzt. Hier ist eine Schönheitsoperation im Gange: Die Bahn werkelt an den fünf Tunnel-Stationen auf der Stammstrecke. Die Bahnhöfe sollen glänzen.
Frischzellenkur für die Tunnel-Stationen
54 Stunden dauerte die Sperrung der Stammstrecke am Wochenende. Statt durch den S-Bahn-Tunnel zu brausen, war am Wochenende Schienenersatzverkehr angesagt. „Das machen wir normalerweise nur zweimal im Jahr“, sagt Projektleiter Thomas Saffer. Doch die Bahn ist derzeit im Baumodus: zweite Stammstrecke, Hauptbahnhof – und eben die Frischzellenkur für die Tunnel-Stationen. „Heuer und nächstes Jahr sperren wir an insgesamt zwölf Wochenenden zu“, sagt Saffer.

Während dieser Boxenstopps bekommen die Tunnelbahnhöfe neue Säulenverkleidungen aus glänzender Emaille, neue Sitzbänke und neue Leitsysteme für Sehbehinderte. Von neuen Lamellen-Decken verspricht sich die Bahn außerdem eine handfeste Verbesserung. Denn allein 2018 war die Stammstrecke zehn Mal gesperrt, weil sich mit Aluminium bedampfte Luftballons in den Oberleitungen verfangen hatten. Die neuen Decken sollen verhindern, dass die überhaupt zu den Oberleitungen weiterfliegen.

600 Arbeiter waren von Montag bis Freitag im Einsatz, 44 davon allein am Rosenheimer Platz. Ihr einziger Auftrag war es, 120 Tonnen Kacheln von den Säulen zu klopfen. Dafür bestellte die Baufirma erst nur 25 Arbeiter. „Wir haben aber schnell gemerkt, dass das nicht reichen wird“, sagt Saffer. Solche Umplanungen strapazierten das Budget allerdings nicht, versichert der Projektleiter. 60 Millionen Euro soll das Projekt, das die Bahner Revitalisierung nennen, am Ende kosten.

Diese Wiederbelebung verlange allen Beteiligten planerische Flexibilität ab, schildert Saffer. „Wir dachten, alle Säulen seien zu hundert Prozent aus Stahlbeton“, sagt er. Als die Arbeiter dann aber die Fliesen abtrugen, fiel ihnen auf, dass manche Säulen zu großen Teilen mit Ziegeln gemauert sind. „Da merkt man halt, dass man im Bestand baut.“ Die Tunnel-Stationen stammen aus dem Jahr 1972. Zu den Olympischen Spielen eröffnete die Bahn die Stammstrecke, jeder unterirdische Bahnhof erhielt die Farbe eines olympischen Ringes. Nur der Marienplatz wurde orange statt schwarz. „Das wäre dann doch ein bisschen depressiv gewesen“, sagt Saffer. Ende 2020 – kurz vor dem 50. Geburtstag der Stammstrecke – will die Bahn fertig sein.
SEVERIN HEIDRICH
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