München - Wie sah München eigentlich Mitte des 19. Jahrhunderts aus? Ein beeindruckender Bildband gibt jetzt Aufschluss über das Stadtbild vor 150 Jahren. Wir haben einige Bilder für Sie zusammengestellt.
Die weltweit erste erfolgreich aufgenommene und heute noch erhaltene Photographie hat mit München nicht viel zu tun. Der "Blick aus dem Arbeitszimmer von Le Gras", das nachweislich im Jahre 1826 aufgenommen wurde, entstand im französischen Burgund. Bis die frühe Photographie sich in München etablierte, dauerte es noch einige Jahre, erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts machten sich die ersten Photographen auf, ihre Stadt in Bildern aufzunehmen und zu porträtieren.
Einer dieser Pioniere war Georg Böttger, der seinen ersten photographischen Meilenstein im Jahr 1858 setzte: Er photographierte München vom Turm des Alten Peters aus und erstellte das erste 360-Grad-Panorama der Stadt. Mit einer Erinnerung an dieses Panorama beginnt der im Schirmer/Mosel-Verlag erschienene Bildband "München im 19. Jahrhundert - frühe Photographien zwischen 1850 und 1914." Elisabeth Angermair, Historikerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin im Stadtarchiv München, besorgte die Bildauswahl, Stadtarchiv-Leiter Michael Stephan schrieb die Einleitung zu diesem imposanten Bildband, der insgesamt 278 Aufnahmen aus München enthält.
Georg Böttgers München-Panorama ist heute im Münchner Stadtmuseum ausgestellt, im Bildband dient das Panorama als Ausgangspunkt für fast 300 weitere Aufnahmen aus München, die ab der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges photographiert wurden.
Beeindruckende Motive wie der Marienplatz, zwar bereits mit der Mariensäule (Einweihung weit vor den Zeiten der Photographie im Jahr 1638) aber noch ohne das Neue Rathaus, das alte Sendlinger Tor, der Stachus mit den alten Rondellbauten, noch bevor sie von Gabriel von Seidl umgebaut wurden und etliche weitere zeitgeschichtlich wertvolle Dokumente werden in diesem Bildband gezeigt.
Das Aufnahmedatum der Photographien ab 1850 geht einher mit Münchens Durchbruch zur Großstadt - im Jahr 1852 knackte die künftige Weltstadt mit Herz die 100.000-Einwohner-Grenze. 50 Jahre später hatte München sich in seiner Bewohnerzahl bereits verfünfacht. "Die Photographie erwies sich als das ideale Medium, Veränderungen im Stadtbild zu dokumentieren und gleichzeitig zum Chronisten des gesellschaftlichen Wandels zu werden", heißt es im Vorwort des Buches.
Trotz der teilweise eineinhalb Jahrhunderte alten Bilder haben sich die wesentlichen Grundzüge der Stadt wenig verändert - zumindest bis heute. Was die nahe und ferne Zukunft in München architektonisch bringen wird, steht freilich in den Sternen ...
Wir haben in unserer Fotostrecke oben einige Bilder aus dem Buch zusammengestellt. Wer gerne zurückblickt und längst vergangene Zeiten Revue passieren lässt, darf sich einen Blick auf die Bilder nicht entgehen lassen!
München im 19. Jahrhundert
Frühe Photographien 1850-1914 von Elisabeth Angermair