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2G-Regel sorgt für kuriose Szenen in München - Händler schonungslos: „Kommt Krieg, den wir verlieren werden“

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Von: Phillip Plesch

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Zwei Männer unterhalten sich vor einem Geschäft in der Innenstadt von München
Den Nachweis bitte, heißt es nun zum Beispiel auch bei Hans Nahr. © Achim Frank Schmidt

Nun gilt 2G in allen Läden, die nicht zum täglichen Bedarf zählen. In der Münchner Innenstadt lief der Start gut, auch wenn die Regel für gemischte Gefühle sorgt.

München – Am Sonntag (13. Dezember) ist der dritte Advent. Doch vorweihnachtliche Stimmung sucht man in der Münchner* Innenstadt vergeblich. Es ist wenig los und bei vielen Händlern herrscht mal wieder Frust. Denn seit Mittwoch (8. Dezember) gilt 2G – also Eintritt nur für Geimpfte und Genesene* – in allen Läden, die nicht zum täglichen Bedarf gezählt werden.

„Es ist eine Katastrophe“, sagt Hans Nahr vom gleichnamigen Familienbetrieb. „Wir machen keinen Umsatz. Die Leute meiden die Innenstadt.“ Das sei schon massiv spürbar. „Und jetzt geht’s ja erst richtig los.“ Hans Nahr verkauft in seinem Laden im Ruffinihaus am Rindermarkt Rasierer, Messer und Glühbirnen. Wie Bekleidungsgeschäfte und Dekoläden zählt das nicht zum täglichen Bedarf. Also müssen beim Einlass die 2G-Nachweise kontrolliert werden.

München: Start für 2G im Einzelhandel – Türen werden teils verbarrikadiert

Bei Nahr blockiert ein Rollcontainer den Eingang. Darauf steht groß „Stop“ geschrieben. Auch viele andere Einzelhändler haben ihre Türen verbarrikadiert, damit niemand unkontrolliert reinkommt. Bei Schøner Essen Interior hängt eine Kette mit „Bitte Warten“.

„Bis jetzt hat es mit den Einlasskontrollen gut funktioniert“, berichtet Inhaber Björn Grunau. „Die Leute sind geduldig. Sie wissen über die Thematik Bescheid und haben ihre Impfnachweise und Personalausweise bereit.“

Wolfgang Fischer, Geschäftsführer des Vereins CityPartner, der die Interessen der Innenstadt-Händler vertritt, lobt, dass es diesmal „ausnahmsweise“ für Händler und Kunden genug Zeit gab, sich vorzubereiten. Zudem ist er glücklich darüber, dass für Handel und Gastronomie nun einheitliche Regeln gelten. „Das vereinfacht die Lage.“ Es könne sein, dass manche auf die Einführung der Regel gewartet haben, da sie sich jetzt sicherer fühlen. „Warten wir mal den Samstag ab“, sagt Fischer.

München: 2G gilt auch im Einzelhandel – Kunden fühlen sich sicherer

Ganz klar ist damit aber noch längst nicht alles. Die Antwort auf die Frage, welche Läden zum täglichen Bedarf zählen und welche nicht, ist eine Wissenschaft für sich. Eindrucksvoll zeigt sich das bei Kustermann am Viktualienmarkt. Grundsätzlich zählt der Laden als Baumarkt, man braucht also keinen Nachweis. In manchen Bereichen aber doch: Zum Beispiel in der Porzellanabteilung gilt 2G.

Speziell ist die Lage bei Kustermann: Hier gilt 2G nämlich nur für manche Bereiche.
Speziell ist die Lage bei Kustermann: Hier gilt 2G nämlich nur für manche Bereiche. © ACHIM FRANK SCHMIDT

Die Kunden sehen die Regeln im Kampf gegen das Coronavirus* weitestgehend entspannt. Kein Problem damit, seinen Nachweis am Eingang vorzuzeigen, hat Domenico Elias. So richtig Sinn ergibt die Regel für ihn aber nicht. Denn: „Jede U-Bahn* und S-Bahn* ist deutlich voller“. Und da werde nicht so streng kontrolliert.

„Jede U-Bahn ist voller“, sagt Domenico Elias.
„Jede U-Bahn ist voller“, sagt Domenico Elias. © Achim Frank Schmidt

„Ich finde 2G gut, weil es eine Sicherheit für die ist, die einkaufen gehen“, sagt Oliver Gabriel. Man müsse sich organisieren und vielleicht ein bisschen mehr Zeit mitbringen. „Damit habe ich kein Problem“, sagt Gabriel. „Auf den üblichen Weihnachtsstress kann ich verzichten.“ Und für Nicht-Geimpfte sei ja für alles gesorgt. „Alles, was man über den täglichen Bedarf hinaus braucht, kann man online bestellen“, sagt er.

Corona in München: 2G im Einzelhandel

Für mehr Sicherheit sorgt 2G, findet Oliver Gabriel.
Für mehr Sicherheit sorgt 2G, findet Oliver Gabriel. © Achim Frank Schmidt

Oder per Click & Collect Shoppen. „Ungeimpfte dürfen eben nur nicht in den Laden“, erklärt Wolfgang Fischer. „Das würde uns schon helfen, um einen Umsatz von Ungeimpften zu haben“, sagt Hans Nahr. Er zeichnet ein düsteres Bild für die Zukunft. „Die Menschen sind müde und wir sind am Limit.“ Es gehe um die Existenz der Firma, die es seit 115 Jahre gebe. Nahr sagt: „Was jetzt kommt, ist ein Krieg, den wir verlieren werden. Nicht nur wir, sondern der gesamte Einzelhandel.“ *tz.de ist ein Angebot von IPPEN-MEDIA

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