Corona-Forschung: Münchner Wissenschaftler entwickeln eine unsichtbare Wand gegen Viren
Sich in Innenräumen aufhalten, ohne Sorgen, sich mit Corona anstecken zu können? Das könnte bald wieder möglich sein. Münchner Forscher haben ein neues System entwickelt, das die Viren abtötet.
München - Die Wand ist unsichtbar: Weder Plexiglasscheiben noch Fenster trennen die verschiedenen Bereiche in dem Raum in der Allianz Arena. Jeder kann sich darin frei bewegen – nur für das Coronavirus gibt es in dem Zimmer unüberwindbare Hindernisse. Am Montag (20. Dezember) stellten Forscher dort ein neues System vor, das Infektionen in Innenräumen verhindern kann.
Die Idee dafür hatte Reiner Prohaska vor dem Fernseher: In einem Film rasten Motorräder durch die Gegend und zogen Lichtwände hinter sich her. „Vorher hatte ich gelesen, dass UV-C-Strahlen Viren zerstören“, erzählt der 49-jährige Unternehmer. Also hatte er einen Einfall: Eine virtuelle Strahlenwand gegen das Coronavirus.
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Unsichtbare Wand gegen Viren: Münchner Forschungskooperation entwickelt neue Technik
Inzwischen ist die Vision zur Realität geworden: Forscher des Tropeninstituts am LMU Klinikum München und der Technischen Universität München (TUM) haben in Kooperation mit der Firma Smart United ein System entwickelt, das verhindert, dass Viren bestimmte Bereiche im Raum verlassen. Jetzt präsentierten Reiner Prohaska, Dr. Andreas Wieser (38) vom Tropeninstitut des LMU Klinikums und Professor Christoph Haisch (53) vom Lehrstuhl für Analytische Chemie und Wasserchemie der TUM die neue Technik.

„Unser System kann man wie eine Lampe an der Decke aufhängen, um Räume abzutrennen“, erklärt Wieser. So entsteht eine Art unsichtbare Schranke: Viren und Bakterien können im Raum nicht von einem Bereich in den anderen gelangen.
Corona-Forschung aus München: UV-C-Licht deaktiviert Covid-Viren
Der Trick: „UV-C-Licht deaktiviert Mikroorganismen wie Viren und Bakterien“, erklärt Haisch. „Das Grundprinzip ist nicht neu.“ Über ein Gerät an der Decke wird UV-C-Licht gebündelt nach unten abgestrahlt. Die parallel zueinander verlaufenden Strahlen sorgen dafür, dass die Erreger abgetötet werden. „Auch andere Viren wie Schnupfenviren kommen nicht durch“, sagt Andreas Wieser. Zusätzlich saugt das System die Atemluft an, bläst sie langsam in den Wirkbereich der Strahlen und desinfiziert sie. So werde eine Anreicherung von infektiösen Aerosolen im Raum verhindert. Laut den Studien könnten über 99 Prozent der Viren und Bakterien beseitigt werden. „Es ist das erste Produkt mit solch einer Schutzwirkung“, sagt Wieser.
Münchner Forscher entwicklen Corona-Schutz für Krankenhäuser und Heime
Angst vor Schäden durch die Strahlung müsse man nicht haben, betonen die Forscher. Sobald ein Körperteil oder Gegenstand im Strahlungsbereich ist, schaltet das System automatisch ab. Man kann also komplett frei im Raum umherlaufen. Die Technik könnte unter anderem in Krankenhäusern oder Pflegeheimen zum Einsatz kommen. „Dort ist der Leidensdruck am höchsten“, sagt Haisch. Die Wand könne zum Beispiel den Besuch von Angehörigen noch sicherer machen.
Auch Schulen, Büros oder Einrichtungen mit viel Parteiverkehr oder Sportstätten seien mögliche Einsatzorte. „Bei der FFP2-Maske steht und fällt der Schutz damit, ob sie korrekt getragen wird“, sagt Haisch. Der Schutz durch die UV-C-Strahlen dagegen ist immer gleich. Bereits Anfang April soll die Schutzwand auf den Markt kommen, so der Plan der Entwickler. (cla)