Corona an Münchner Schulen: Tausende in Quarantäne, unzählige infiziert - Chaos um Tests

Die Corona-Welle rauscht durch die Münchner Schulen: 5000 Schüler sind in Quarantäne – und zu allem Überfluss gibt es auch noch Probleme mit den PCR-Pool-Tests.
München - Noah und seine Mutter brauchten viel Geduld: Am Donnerstag (25. November) wurde der Siebenjährige mit seinen Mitschülern auf Corona getestet – auf das Ergebnis mussten sie lange warten. „Ich bin alleinerziehend und wollte Noah übers Wochenende zu den Großeltern geben“, sagte Mutter Elisabeth Niedermaier am Freitagmittag. „Bis gerade wusste ich nicht, ob das überhaupt geht.“ In die Mittagsbetreuung geht Noah schon gar nicht mehr. „Wenn dort einer positiv ist, muss die ganze Gruppe in Quarantäne.“
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Corona-Lage an Münchner Schulen: Tausende in Quarantäne, unzählige infiziert - Chaos um Tests
In den Münchner Schulen ist aktuell „ein sehr dynamisches Infektionsgeschehen zu beobachten“, wie ein Sprecher des Gesundheitsreferats mitteilt. Gut 2100 Schüler und Mitarbeiter waren am Donnerstag mit dem Virus infiziert. In Quarantäne waren sogar rund 5000 Schüler, die sich entweder selbst angesteckt oder Kontakt zu einem Infizierten hatten.
Auch die Tests laufen nicht immer reibungslos ab, wie Martin Schmid, Vorsitzender des Münchner Lehrer- und Lehrerinnenverbands (MLLV) beklagt. „Es ist gerade ein Katastrophe“, klagt er. Grund- und Förderschüler geben zweimal in der Woche eine Speichelprobe ab. Zunächst werden alle Proben gemeinsam untersucht. „Sofern ein Pool positiv getestet wurde, werden die Einzelproben ausgewertet“, erklärt eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums. So kann das betroffene Kind identifiziert werden. Doch: „Immer öfter kommen die Ergebnisse nicht rechtzeitig“, sagt Schmid.
Corona in München: Labore sind stark ausgelastet
Das Kultusministerium bestätigt, dass die Laborkapazitäten „gegenwärtig stark ausgelastet“ seien. „Deshalb wurden die Schulen darüber informiert, dass es bei den Pooltestungen vereinzelt zu verspäteten Rückmeldungen kommen kann und dass die vorgesehene Rückmeldefrist zur Entlastung der aktuell eingesetzten Labore verlängert wurde“, teilt ein Sprecher mit. In München habe es am Mittwoch zudem eine technische Störung in einem Labor gegeben.
Laut dem Kultusministerium ist Ziel, dass ein Pool-Befund am Testtag bis 19 Uhr vorliegt. Bei einem positiven Test sollen die Einzelproben „unverändert ab 6 Uhr am Folgetag und rechtzeitig vor Unterrichtsbeginn“ ausgewertet sein. Steht noch nicht fest, wer infiziert ist, dürfen nur Kinder in die Schule, für die es ein negatives Testergebnis gibt. Sie machen zusätzlich einen Selbsttest. Für den Fall, dass bis zum Unterrichtsstart der Pool-Test nicht ausgewertet ist, machen alle Kinder einen Selbsttest.
„Die Lehrer sind andauernd in Rufbereitschaft“, sagt Martin Schmid. Es komme vor, dass negativ getestete Kinder schon in der Schule sind und sich bei weiteren Auswertungen herausstellt, dass mehr als ein Infizierter in der Klasse sind. „Dann müssen alle wieder heim“, sagt Schmid. „Das verstehen dann auch die Eltern oft nicht.“ Was ihn noch ärgert ist, dass es für die Lehrer keine Pool-Tests gibt. „Die Kollegen würden sich sicherer fühlen“, sagt er. „Der Staat hätte eine Fürsorgepflicht.“
Corona-Lage an Münchens Schulen: Eltern in Sorge
Auch manche Eltern haben inzwischen ein ungutes Gefühl. „Die Lehrer kämpfen so gut es geht, dass sicherer Unterricht möglich ist“, sagt der Vater einer Grundschülerin der Grundschule an der Rotbuchenstraße. „Aber die Situation gerät außer Kontrolle.“ Bei seiner Tochter hat es ebenfalls schon 48 Stunden gedauert, bis der Klassen-Pool ausgewertet war. „Es ist ein vermeidbares Risiko“, kritisiert er. Auch in den Kitas ist die Lage ernst: In 130 Münchner Einrichtungen sind derzeit Gruppen geschlossen. Für Kita-Kinder gilt keine Testpflicht, Eltern können kostenlose Selbsttests erhalten. (cla/M. Hubert)