1. tz
  2. München
  3. Stadt

Münchner kämpfen: Widerstand gegen Mietwucher, den BMW-Tunnel und Flächenfraß

Erstellt:

Von: Phillip Plesch

Kommentare

Andauernde Miet-Erhöhungen bringen die Bewohner eines Wohnblocks an der Berliner Straße in Rage.
Andauernde Miet-Erhöhungen bringen die Bewohner eines Wohnblocks an der Berliner Straße in Rage. © Markus Götzfried

Steigende Mieten, Flächenfraß und Umweltvernichtung. Aus ganz unterschiedlichen Gründen sind dieses Wochenende Münchner auf die Straße gegangen.

München - Ihre Gemeinsamkeit: Sie möchten auf Missstände hinweisen und sich für eine bessere Zukunft einsetzen. Manchmal geht es dabei um das eigene Wohl, manchmal um das der Anwohner oder der Gesellschaft. Im Berliner Viertel gab es eine Demonstration, da die Mietpreise angehoben werden sollen.

Münchner fürchten um ihre Heimat. Im Hasenbergl dagegen wollen die Anwohner einen Tunnel verhindern, der ihr Idyll zerstören würde.

München: Protest gegen Dawonia-Pläne - „Existenzgefährdend!“

Rudi Riethmaier ist entrüstet. Seit über 30 Jahren wohnt der Rentner (69) im Berliner Viertel, einem Wohnblock im Münchner Norden. Lange gehörte der Block dem Freistaat. Der neue Eigentümer, die Dawonia, will modernisieren – und die Mieten drastisch erhöhen. „Das ist existenzgefährdend! Dagegen müssen wir uns wehren“, schimpft Riethmaier. Also haben sich am Samstagmorgen rund 100 Demonstrierende an der Berliner Straße versammelt. Neben Anwohnern waren auch Mitglieder vom Bündnis #ausspekuliert dabei.

München: Viele befürchten, dass Rente bald nicht mehr für Miete reicht

Die Stimmung ist aufgeheizt, viele sind frustriert und verunsichert. Sie befürchten, dass ihre Rente bald nicht mehr reicht, um die Miete zu bezahlen. „Ich habe nicht 51 Jahre lang gearbeitet, um jetzt Flaschen sammeln zu gehen“, sagt Riethmaier. „Mich macht der Verkauf von Wohnungen wütend“, sagt Julia Worch. Die 31-Jährige sagt, Wohnen sei ein Grundbedürfnis, und setzt sich für mehr bezahlbaren Wohnraum in München ein. Der war dieses Wochenende auch Thema beim zweiten bundesweiten Mietenstopp-Gipfel in Bochum.

Zur Erinnerung: Erst 2021 fielen die Wohnungen im Berliner Viertel aus der Sozialbindung – die Mieter erhielten eine Erhöhung von 15 Prozent. Nun der nächste Schock: Durch die geplante Modernisierung sollen die Preise um bis zu 200 Euro monatlich steigen. Kein Einzelfall in München. Und wie reagiert die Dawonia? Das Wohnungsunternehmen bezeichnet die Demonstration als „Pseudo-Protest“. Mit der Modernisierung solle lediglich „wertvoller Wohnraum in seiner Substanz erhalten“ werden, teilte das Unternehmen mit.

München: Protest gegen Autobahn-Anschluss - Anwohner wollen Hasenbergl verteidigen

Die Botschaft ist klar: Die Anwohner wollen den Hasenbergl verteidigen. Dafür sind am Samstagmittag laut Veranstalter rund 200 Menschen auf die Straße gegangen. Eine Gefahr sehen sie in den Plänen, einen Tunnel unter der Siedlung im Münchner Norden zu bauen. Der sollte die Autobahn A99 mit der Schleißheimer Straße verbinden – und die führt auf direktem Wege zum Forschungs-und Innovationszentrum FIZ Future von BMW.

„Der Münchner Norden braucht nicht mehr, sondern weniger Autos“, sagt Volker Oppermann, Naturschutzexperte von Greenpeace München. „Die wertvollen Naturschutzgebiete im Hartelholz und an der Panzerwiese dürfen ebenso wenig für eine BMW-Autobahn zerstört werden wie die Grünflächen im Hasenbergl.“

Greenpeace engagierte sich als eine von mehreren Initiativen für den Protest. Um 13 Uhr begann die Kundgebung am Einkaufszentrum Mira. Nach mehreren Redebeiträgen zogen die Demonstranten mit Schildern und Bannern in einem Zug Richtung Norden. Dorthin, wo bald eine Baustelle droht...

Noch mehr aktuelle Nachrichten aus München und der Region finden Sie auf tz.de/muenchen.

Demonstration gegen Autobahn-Anschluss an die A99
Die Anwohner im Hasenbergl protestierten gegen den Zubringer zur A99 für BMW durch ihr Viertel. © Peter Kneffel/dpa

München: Prozess nach IAA-Demo

Gut ein halbes Jahr nach Protesten gegen die Automesse IAA Mobility in München beginnt die juristische Aufarbeitung: Am Dienstag startet am Amtsgericht München ein Prozess gegen drei Teilnehmer des „Klimacamps“. Der Vorwurf: Die beiden Männer und eine Frau sollen am 3. September 2021 fünf Plakate mit einem Porträt von Abdullah Öcalan an einem Bauzaun auf der Theresienwiese aufgehängt haben.

Öcalan ist der Gründer der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK. Am Freitagabend waren 120 Unterstützer der Angeklagten zusammengekommen, um friedlich zu protestieren. Zwei weitere Prozesse zum Thema IAA sind für Anfang Mai geplant. MERLE HUBERT/PHILLIP PLESCH

Regelmäßig, kostenfrei und immer aktuell: Wir stellen Ihnen alle News und Geschichten aus München zusammen und liefern sie Ihnen frei Haus per Mail in unserem brandneuen München-NewsletterMelden Sie sich sofort an!

Auch interessant

Kommentare