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Nach Tod von George Floyd: Anti-Rassismus-Demo in München - Polizei spricht von 25.000 Teilnehmern

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Auch in München wird nach dem gewaltsamen Tod von George Floyd gegen Rassismus auf die Straße gegangen. Topmodel Papis Loveday teilt seine Erfahrungen.

19.43 Uhr: Bei der heutigen Anti-Rassismus-Demo haben sich laut Polizeiangaben sogar rund 25.000 Menschen eingefunden. Das sind sogar nochmal 5.000 Teilnehmer mehr als bisher angenommen. Zur Erinnerung: Eigentlich waren lediglich 200 Menschen für die Veranstaltung angemeldet.

Wie die Polizei weiter mitteilte, verlief die Demo störungsfrei. Insgesamt waren rund 600 Polizeibeamte im Einsatz. 

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Anti-Rassismus-Demo in München: 200 Menschen waren angemeldet - am Ende kamen 20.000

17.20 Uhr: Nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd haben rund 20.000 Menschen in München gegen Rassismus und Polizeigewalt demonstriert. Die Zahl der Teilnehmer sei im Verlauf der Veranstaltung am Samstag immer weiter angestiegen, sagte ein Polizeisprecher. Anfangs waren zunächst 7000 Demonstranten am Münchner Königsplatz von der Polizei gezählt worden. Angemeldet waren 200 Menschen.

In München waren immer wieder Rufe „Black Lives Matter“ (Schwarze Leben zählen) zu hören. Die meisten Teilnehmer waren in schwarzer Kleidung gekommen. „Wir haben permanent Durchsagen gemacht, um auf die Einhaltung der Abstandsregeln hinzuweisen, die gerade anfangs oft nicht eingehalten wurden“, sagte der Polizeisprecher. Das Versammlungsgelände sei schließlich erweitert worden, um mehr Platz zu schaffen. Neben dem Königsplatz habe dann auch auf dem benachbarten Karolinenplatz demonstriert werden dürfen.

Demo in München: Teilnehmer ignorieren Abstandsregeln

16.15 Uhr: Nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd* haben sich am Samstag in München rund 7000 Menschen versammelt, um gegen Rassismus und Polizeigewalt zu demonstrieren. Genehmigt war die Demonstration am Königsplatz nur für 200 Teilnehmer. „Die Abstandsregeln werden derzeit nicht eingehalten“, sagte ein Polizeisprecher der Deutschen Presse-Agentur. Der Einsatzleiter müsse nun entscheiden, wie mit der Situation weiter umgegangen werde.

In München waren immer wieder Rufe „Black Lives Matter“ (Schwarze Leben zählen) zu hören. Die meisten Teilnehmer waren in schwarzer Kleidung gekommen.

Anti-Rassismus-Demo in München: Polizei spricht von 7000 Teilnehmern 

15.44 Uhr: Jetzt hält auch das Münchner Topmodel Papis Loveday (siehe Ursprungsmeldung) seine Rede. „Ihr Rassisten hasst nur, weil ihr Angst habt“, adressiert er seine Botschaft an alle, die andere Menschen diskriminieren. 

Polizeisprecher Da Gloria Martins spricht von 7000 Teilnehmern. Der Zustrom auf den Königsplatz ist aber noch nicht vorbei. „Die Abstandsregeln werden derzeit nicht eingehalten“, sagte ein Polizeisprecher der Deutschen Presse-Agentur.

Demonstranten auf dem Königsplatz in München.
Demonstranten auf dem Königsplatz in München. © tz/mm Foto: Hollenberger

15.28 Uhr: Der Sprecher der Afrodeutschen in München ist den Tränen nahe: „Es ist ein Wunder, dass ich als Afrodeutscher hier auf dem Königsplatz sprechen darf.“ Auf dem Königsplatz veranstalteten die Nazis früher Aufmärsche und Adolf Hitler hielt hier Reden. 

Anti-Rassismus-Demo in München: Polizei hebt Sperre auf - Hunderte Demonstranten ignorieren wohl Abstandsregeln

14.53 Uhr: Die Sperre des Königsplatzes wurde wieder aufgehoben. Wie auf Fotos zu erkennen ist, ist der Platz mit Menschen vollgestopft. Die Demonstranten scheinen sich nicht an die Abstandsregeln zu halten. 

Demonstranten auf dem Königsplatz in München.
Demonstranten auf dem Königsplatz in München. © tz/mm Foto: Hollenberger

14.25 Uhr: Wegen der hohen Anzahl an Teilnehmern bei der Anti-Rassismus-Demo wurde der Königsplatz bereits jetzt von der Polizei geschlossen. Es wird darum gebeten, nicht mehr anzureisen, um auch in den Seitenstraßen den Sicherheitsabstand zu gewährleisten.

Demonstranten auf dem Königsplatz in München.
Demonstranten auf dem Königsplatz in München. © tz/mm Foto: Hollenberger

13.11 Uhr: Wegen der Demo am Königsplatz sperrt die Polizei ab ca. 14 Uhr einige Straßen im Umkreis. Es handelt sich dabei um die Briennerstraße, Georgenstraße, Luisenstraße und die Katharina-von-Bora-Straße.

Update vom 6. Juni 2020, 12.04 Uhr: Um 15 Uhr beginnt die Anti-Rassismus-Demo am Königsplatz in München. Offiziell sind 200 Teilnehmer angemeldet. Die Polizei geht aber davon aus, dass deutlich mehr kommen werden.

Die stillen Demonstrationen finden in ganz Deutschland statt. Die Teilnehmer werden von den Veranstaltern gebeten, sich wegen der Coronavirus-Pandemie an die geltenden Regeln zu halten. Alle sollen sich an die Abstandsregeln von 1,5 Metern halten und einen Mund-Nase-Schutz tragen.

Topmodel Papis Loveday vor Anti-Rassismus-Demo in München: „Ich erlebe jeden Tag Diskriminierung“

Ursprungsmeldung vom 6. Juni 2020:

München - Er ist für die ganz großen Namen der Modewelt über die Laufstege gelaufen, von Valentino über Thierry Mugler bis John Galliano, doch am 6. Juni läuft Model Papis Loveday im Kampf gegen Rassismus und in Gedenken an George Floyd*, der am 25. Mai in Minneapolis* durch einen grausamen Akt von Polizeigewalt* ums Leben kam, durch München. 

Am Königsplatz wird Loveday um 15 Uhr eine Rede halten. Die Teilnahme an der Demonstration ist für den gebürtigen Senegalesen Pflicht und Herzensangelegenheit zugleich. Denn auch Loveday ist trotz der Privilegien, die Prominenz* mit sich bringt, nicht vor Diskriminierung gefeit. Im Interview bricht der 43-Jährige sein Schweigen und spricht über seine ganz persönlichen Rassismus-Erfahrungen.

Wo fängt für Sie Diskriminierung an?

Diskriminierung muss sich nicht immer in Form von Beleidigungen oder körperlicher Gewalt äußern. Sie lässt sich auch ohne Worte signalisieren, zum Beispiel durch eine betont nach außen getragene, ablehnende Haltung gegenüber Menschen, die mit ihren äußerlichen Merkmalen nicht dem Mainstream innerhalb einer größeren, homogenen Gruppe entsprechen. Das funktioniert auch ganz subtil über Körpersprache und Blicke – und ich sage Dir, ich merke es sofort, wenn mir jemand gegenüber rassistisch eingestellt ist.

Welche Gedanken gingen Ihnen durch den Kopf, als Sie das Video von George Floyds Festnahme angesehen haben?

Ich habe angefangen zu schwitzen und zu zittern, weil mir diese grausamen Szenen so nahe gingen. Drei Typen knien auf einem Menschen, so lange, bis er sein Bewusstsein verliert. Sein Flehen und sein Hilferuf, nicht mehr atmen zu können, wurden einfach ignoriert. Warum werden manche Menschen so unmenschlich, sobald sie eine Uniform tragen? Obwohl die USA mit Barack Obama bereits einen schwarzen Präsidenten hatten, hält sich der Hass auf Schwarze in den Köpfen vieler weißer Menschen weltweit hartnäckig.

Warum?

Möglicherweise liegt es am Neid der Weißen auf das „Joie de Vivre“ der Schwarzen. Diese von Gott gegebene Lebensfreude, die nicht einmal die Peitschenhiebe der Kolonialisten den Sklaven auszulöschen vermochten. Darüber hinaus die Fähigkeit zur Wahrung einer positiven Grundeinstellung auch unter widrigsten Umständen, die den privilegierten, aber trotzdem notorisch unzufriedenen weißen Mann frustriert. Schwarze tanzen, singen und lachen gern. Dieser Swing in unserer DNA schürt bei einigen Weißen offenbar Missgunst, die im Extremfall in Hass münden kann.

Als Model sind Sie in der Welt viel herumgekommen, gibt es Länder, in denen Rassismus stärker ausgeprägt ist als anderswo?

Rassismus gibt es überall auf der Welt, aber speziell gegenüber Schwarzen ist er nirgendwo so stark ausgeprägt wie in den USA. Von dortigen Verhältnissen, das Schwarze bei Polizeikontrollen um ihr Leben fürchten müssen, sind wir hier in Europa zum Glück weit entfernt. Jedoch habe ich das Gefühl, dass der Rassismus mit dem zunehmenden Erstarken rechter Parteien auch in Europa wieder salonfähiger wird. Die Leute verlieren dadurch ihre Hemmungen, diskriminierende Aussagen zu tätigen.

Können Sie sich noch an Ihre erste negative Erfahrung aufgrund Ihrer Hautfarbe erinnern?

Ja, die habe ich direkt im ersten Jahr nach meiner Ankunft in Frankreich machen müssen. Ich war Leistungssportler, strebte damals noch eine Karriere als Läufer an, als mich während des Trainings in einem Park in Paris ein älterer Mann anblaffte: „Ihr Schwarzen glaubt alle, dass ihr als Profisportler zu Franzosen werden könntet“, und mir verächtlich vor die Füße spuckte.

Inwiefern sind Sie Diskriminierung im Alltag ausgesetzt?

Ich erlebe jeden Tag persönliche Diskriminierung. Im Supermarkt zum Beispiel, wenn Menschen in der Schlange Abstand zu mir halten, und das nicht erst seit Corona. Unterwegs mit Freunden, wo ich im Falle einer Polizeikontrolle immer als erstes und immer ein wenig detaillierter überprüft werde als die anderen. Einmal kam es in München sogar zu einer Rangelei, als drei junge Typen auf dem Weg vom Restaurant zum Taxi meinen Weg kreuzten und einer von ihnen sagte: „Ey Alter, schau’ dir mal den Nigger mit seinen Weiberstiefeln an.“ Ich trug Overknee-Boots. Glücklicherweise ging der Uber-Fahrer dazwischen.

Glauben Sie, dass Sie aufgrund Ihrer Prominenz von rassistischen Anfeindungen eher verschont bleiben?

Aufgrund meiner Arbeit bin ich oft an schönen Orten, wo es so gut wie keine sozialen Spannungen gibt und umgeben von weltoffenen, coolen Menschen. Der virtuellen Diskriminierung über Social-Media-Kanäle wie Instagram kann ich mich aber nicht entziehen. Da wird es oft richtig fies, weil Hater mit Fake-Profilen anonym agieren können. Prominenz hat hier eher sogar einen nachteiligen Effekt. Je mehr man von sich preisgibt, umso größer wird die Angriffsfläche.

Wie gehen Sie mit solchen Hass-Kommentaren um?

Ich will mit meinen Postings unterhalten oder eben Fashion- und Style-Know-how vermitteln. Zu diesem Zweck stecke ich Herzblut in meine Beiträge und gebe immer etwas Persönliches von mir preis, da trifft es mich im ersten Moment natürlich schon, wenn mich dafür jemand auf übelste Weise beschimpft. Aber ich habe aufgehört, diese Menschen verstehen zu wollen.

Schwarzer, Dunkelhäutiger oder Farbiger – welche Begriffe sind für Sie okay?

Ehrlich gesagt, finde ich jede dieser Beschreibungen blöd. Warum muss man mir eine Farbe aufdrücken, um mich zu beschreiben? Ich bin Papis, Model und Entertainer. Ich sage doch auch nicht, das ist mein Freund Peter, weißer Schauspieler und Sänger. Die Bezeichnung farbig finde ich völlig sinnlos, weil sie einfach nichts aussagt – damit könnte ja jede Farbe gemeint sein.


Interview: Sven Barthel

Ein Amerikanischer Streaming-Dienst hat jetzt den Film-Klassiker „Vom Winde verweht“* von seiner Plattform genommen - er sei zu rassistisch. 

Wegen der Anti-Rassismus-Proteste in den USA wollen mehrere Marken ihre Logos ändern. Diese gründeten auf einem „Rassen-Stereotyp“ und seien nicht mehr zeitgemäß.

Immer öfter wird in den USA Polizeigewalt nun publik. Ein Vorfall in New York hat massive Konsequenzen.

In den USA ist ein Auto ein eine Demonstration gerast. Dabei starb eine Frau, einer weitere wurde verletzt.

Mittlerweile geben schockierende Aufnahmen neue Einblicke in den Tod von George Floyd.

*Merkur.de und tz.de sind Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.

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