Bei 4 Grad! Kälte-Fans bibbern gemeinsam im Eisbach - Die coolste Truppe der Stadt

Es soll gut für die Gesundheit sein - doch ist nichts für Waschlappen. Diese Münchner baden jede Woche gemeinsam im kalten Eisbach und erzählen uns davon.
Irina Hey zittert am ganzen Körper. Als sie nach knapp zehn Minuten aus dem Wasser kommt, ist ihr bitterkalt. Ihre Haut ist rot gefärbt. Kein Wunder, die Temperatur im Eisbach beträgt derzeit nicht mal vier Grad. Aber diesen Münchnern macht das nichts aus. Die Gruppe der „Munich Hot Springs“ trifft sich jeden Samstag, um gemeinsam ins kalte Wasser zu springen. Die Kälte-Verrückten schwören auf die positiven Effekte.
„Es dauert etwa eine Viertelstunde, dann ist mir wohlig warm“, sagt Irina (40) nach dem Eisbad. Das halte dann fast den ganzen Tag an. Mit einem breiten Grinsen kommt auch Holger Dietrich (51) aus dem Wasser. „Mir geht’s super“, jubelt er. Die Stimmung bei den knapp 15 Eisbadern ist ausgelassen. Die Kälte scheint ihnen wenig anzuhaben, stattdessen wird gequatscht und gemeinsam gelacht.
Nach dem Kältebad kommen die Glücksgefühle
Diese Glücksgefühle sind nur einer von vielen positiven Effekten, die das Eisbaden verursachen soll. Das Kältetraining ist nicht neu. Vieles davon geht zurück auf den Niederländer Wim Hof (siehe Kasten). Irina betreibt den Kältesport schon seit fünf Jahren. „Seitdem bin ich kaum krank und habe nie Schnupfen“, erzählt sie.

Eisbaden und seine positiven Effekte
Seit Jahren wird das Eisbaden auf der ganzen Welt vermehrt praktiziert. Einen großen Teil hat Wim Hof dazu beigetragen. Er gilt als The Iceman. Der Niederländer hat zig Weltrekorde sowohl in klirrender Kälte als auch in enormer Hitze aufgestellt. Er stand zum Beispiel 112 Minuten bis zum Hals in Eiswasser. Hof hat es geschafft, bewusst sein autonomes Nervensystem zu beeinflussen. Studien belegen das. Außerdem hat er sozusagen seine Schmerzrezeptoren neu programmiert. Zur Wim-Hof-Methode gehört neben dem Kältetraining zudem eine bestimmte Atemtechnik. Den Blutkreislauf fördern, das Immunsystem stärken, Fettgewebe umwandeln und besser regenerieren - das sollen positive Effekte von regelmäßigem Eisbaden sein. Dabei gilt es natürlich, alle Risiken zu kennen, sich vorher checken zu lassen und nie allein ins Wasser zu gehen.
Natürlich müsse man es schaffen, ein paar Minuten im kalten Wasser auszuharren. Dann stellen sich die positiven Effekte ein. Irina sagt: „Ich glaube, man entwickelt eine Stressresistenz, die auch im Beruf von Vorteil sein kann. Man gewöhnt sich an den Stress und kann zum Beispiel durch ruhiges Atmen aktiv dagegen steuern.“ Holger glaubt auch, dass es dem Kopf hilft, und das Immunsystem gestärkt wird.

Stefan Flemmerer (54) beschreibt den Schmerz im kalten Wasser als kleine Nadelstiche. „Aber es ist positiv.“ Er geht den restlichen Tag nun mit einem guten Gefühl an und freut sich auch schon auf den nächsten Besuch im Eisbach. Warm wird ihm anschließend von ganz allein.

Achtung, Eisbaden birgt auch Gefahren
Aber Vorsicht: Eisbaden ist nicht für jeden etwas. Bei Erkältungen oder bestimmten Vorerkrankungen sollte man es lassen. Im Zweifelsfall lieber beim Arzt um Rat fragen. Für den Anfang kann man mit kaltem Duschen beginnen. Und wer dann mal den Sprung in den Eisbach wagen möchte, kann sich bei der Gruppe der „Munich Hot Springs“ melden. Die freut sich immer über neue Eiswasserratten. Infos und den Kontakt gibt es im Netz unter munichhotsprings.com.
Übrigens: Als die tapferen Kältesportler sich umgezogen und auf den Heimweg gemacht haben, wagte auch unser Reporter den frostigen Bade-Versuch. Mehr als ein Fuß ist aber nicht drin. Er gesteht: „Ich bin halt ein Warmduscher!“