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Drogen-Skandal bei der Münchner Polizei: Ermittler ziehen bittere Bilanz – „Das tut uns weh“

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Von: Andreas Thieme

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Polizei Bayern
Ein Fahrzeug der bayerischen Polizei fährt mit Blaulicht durch die Innenstadt. © Peter Kneffel/dpa/Symbolbild

Ein Drogendealer brachte den Skandal ins Rollen: Unter seinen Kunden seien etliche Polizisten, sagte er in München aus – und leitete so die umfangreichsten Ermittlungen ein, die es wohl je gegen die Münchner Polizei gegeben hatte. Mittlerweile sind diese abgeschlossen – die Zahlen erschrecken.

München – Koksende Beamte: Dieser Skandal hat den Ruf der Münchner Polizei beschädigt! Seit Juli 2018 ermittelte die Staatsanwaltschaft München I gegen insgesamt 37 Polizisten – seit Juli 2020 unterstützte auch das Landeskriminalamt. Mehrere Millionen Chatnachrichten und Bilddateien waren ausgewertet worden – alles, um herauszufinden: Wie kann es passieren, dass ausgerechnet Polizisten zu Kriminellen werden?

Inzwischen ist der riesige Ermittlungskomplex mit dem Namen „Soko Nightlife“ abgeschlossen, bestätigt Staatsanwältin Juliane Grotz. In sechs Verfahren, in denen Anklage erhoben wurde, sind bereits Urteile ergangen. Rechtskräftig sind bislang drei Strafverfahren: Ein Polizist muss drei Jahre hinter Gitter, ein anderer bekam 20 Monate Haft auf Bewährung und ein dritter kassierte eine Geldstrafe über 240 Tagessätze.

Ermittlungen gegen 37 Polizeibeamte – sechs wurden inzwischen verurteilt

Verurteilt wurde ebenfalls ein Beamter zu zweieinhalb Jahren Knast, ein weiterer zu 20 Monaten und ein dritter zu 70 Tagessätzen Geldstrafe – hier haben Verteidiger und Staatsanwaltschaft aber die Urteile angegriffen oder prüfen noch Rechtsmittel. In zwei weiteren Fällen, die bereits zum Amtsgericht angeklagt worden sind, erging bisher noch kein Urteil, teilt Staatsanwältin Juliane Grotz mit.

Insgesamt acht Polizisten wurde im Zuge des Drogenskandals also der Prozess gemacht. Ausgerechnet dank eines Drogendealers: Er hatte den Skandal erst ausgelöst, weil er etliche Polizisten als Kunden verriet, als er selbst angeklagt worden war.
Grotz zufolge wurden weitere zwölf Fälle gegen Polizisten durch einen Strafbefehl abgeschlossen. In Summe gibt es damit also 20 Täter. Bitter für das Polizeipräsidium und seinen guten Ruf.

Drogenskandal bei Münchner Polizei: Insgesamt 23 Beamte machten sich strafbar

Auch der Pandemie war es geschuldet, dass diese Fälle nicht vor Gericht gingen – und noch mehr Straftaten von Beamten öffentlich bekannt geworden sind. Im Gegenzug hagelte es laut Staatsanwaltschaft in diesen Fällen aber teils sehr hohe Geldstrafen, die die Polizisten auch akzeptierten. Drei weitere Ermittlungsverfahren wurden gegen die Zahlung einer Geldauflage eingestellt. Zur Wahrheit gehört auch: In 15 Fällen wurden die Ermittlungsverfahren ganz eingestellt. Die Bilanz für die Polizei bleibt dennoch heftig!

Als das ganze Ausmaß der Vorwürfe 2020 bekannt geworden war, fürchtete nicht nur der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft Bayern, Jürgen Köhnlein, um den Ruf der Polizei. „Das tut uns weh. Leider vergeht keine Woche ohne Negativ-Schlagzeilen“, sagte Köhnlein. Seither wurde kamen immer neue Details des Drogenskandals in den Prozesses ans Tageslicht.

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