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Drogensüchtiger Sanitäter bringt 91-Jährige in Klinik - dann steigt er in ihre leere Wohnung ein

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Von: Andreas Thieme

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Tobias S (li.) und Robert U. müssen ins Gefängnis. Der Ex-Sanitäter und sein Komplize bestahlen eine 91-jährige Frau aus Giesing, die sie zuvor als Notfall mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus brachten.
Tobias S (li.) und Robert U. müssen ins Gefängnis. Der Ex-Sanitäter und sein Komplize bestahlen eine 91-jährige Frau aus Giesing, die sie zuvor als Notfall mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus brachten. © Sigi Jantz.

Dreiste Diebe vor Gericht: Ein Sankafahrer und sein Komplize sind nach einem Notfalleinsatz in die Wohnung einer 91-jährigen Frau aus Giesing eingedrungen, stahlen Geld und ihre EC-Karte, hoben Tausende Euros ab. Das Amtsgericht verurteilte sie nun zu Haftstrafen.

Mit hängenden Köpfen sitzen Tobias S. (32) und Robert U. (37) auf der Anklagebank. „Es tut uns sehr leid“, sagen die beiden Männer. Doch ihre Verbrechen sind kaum wiedergutzumachen.

Sanitäter stielt Haustürschlüssel von Notfallopfer

Der 29. Mai 2018: Rettungssanitäter Tobias S. wird zu einem Notarzt-Einsatz nach Giesing gerufen. Eine 91-jährige Frau ist in Lebensgefahr. S. hebt sie in den Sanka und fährt sie ins Klinikum. Doch nach dem Transport steckt er die Schlüssel der Frau ein – und geht am Tag darauf mit einem Komplizen in ihre Wohnung an der Pöllatstraße. Gemeinsam stehlen sie Bargeld und die EC-Karte, heben später mehrere Tausend Euro ab – bis die Bank den Betrug bemerkt und das Konto sperrt.

Johanniter erweist sich als drogen- und spielsüchtig 

Kleinlaut legen beide am Donnerstag vor dem Amtsgericht ein Geständnis ab. „Wir haben Mist gebaut“, sagt Sankafahrer Tobias S., der seit Januar 2017 bei den Johannitern angestellt war. Laut Verteidiger Matthias Treff war der Rettungssanitäter drogen- und spielsüchtig. Sein Gehalt von 1700 Euro netto verzockte er regelmäßig. Und zog sogar noch seinen Kumpel Robert U. mit in das Verbrechen. „Als er mir von dem Schlüssel erzählt hat, sind wir nachts mit dem Bus nach Giesing gefahren.“ Mit dem gestohlenen Geld habe S. Drogen gekauft, sagt seine Verteidigerin Ruth Beer. „Ein typischer Fall von Beschaffungs-Kriminalität.“

91-jähriges Opfer stirbt wenige Monate später

Nur durch Zufall flog der Fall drei Monate später auf. Denn Irmgard K. verstarb Mitte Juni 2018. Ihr Neffe Wolfgang Huber (58), Pfarrer in Mammendorf, kümmerte sich um den Nachlass. „Es fehlten einige Tausend Euro.“ Er vermutete sogar einen brutalen Raub, denn die Seniorin hatte auffällige Verletzungen und ihre Wohnung war durchwühlt. Ende August nahm die Polizei dann die beiden Angeklagten fest. Gegen sie war sogar wegen Mordes ermittelt worden.

Sanitäter und Komplize: langes Vorstrafenregister

Das bestätigte sich nicht. Dennoch sind die Taten „an krimineller Energie nicht zu überbieten“, rügt Richterin Melanie Lichte. Sie schickt die Männer in den Knast – zwei Jahre und zehn Monate den Sanka-Fahrer, zwei Jahre seinen Komplizen. Denn beide sind vorbestraft, unter anderem wegen Diebstahls mit Waffen, und standen unter offener Bewährung. Mutmaßlich gab es sogar weitere Taten, die sich aber nicht mehr nachweisen ließen.

„In diesem Fall hätte der Helfer selbst Hilfe gebraucht“, sagt Anwalt Treff über den Sanka-Fahrer. „Wir gehen in Berufung“, kündigt seine Kollegin Ruth Beer an. Bereits im September 2018 haben die Johanniter Tobias S. gekündigt. „Wir sind bestürzt und erschrocken über die Vorwürfe“, sagt Sprecher Gerhard Bieber. „Ein solches Verhalten ist absolut unvereinbar mit unseren Werten.“ Bei jährlich 600 000 Einsätzen in der Notfallrettung stelle ein solches Vergehen „einen absoluten Einzelfall dar“.

Andreas Thieme

Unterdessen sind Sanitäter in Niedersachsen selbst zum Opfer des Patienten geworden, dem sie kurz zuvor noch halfen. In Braunschweig eilten Sanitäter zu einem am Boden krampfenden Mann und erlebten eine böse Überraschung, wie nordbuzz.de berichtet.

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