Ehefrau kaltblütig erschossen? Mann weint bittere Tränen vor Gericht - „Ich wollte sie nicht töten“

Srecko S. (64) ist wegen Mordes am Landgericht angeklagt. Er soll seine Frau kaltblütig erschossen haben. Die Tat bestreitet er - und weinte bittere Tränen.
München - Erst soll es angeblich Selbstmord gewesen sein, doch dann sprach der Angeklagte plötzlich von einem Gerangel, bei dem ein Schuss fiel. Die Staatsanwaltschaft hingegen geht von einer regelrechten Hinrichtung aus, die Srecko S. (64) an seiner Ehefrau begangen haben soll. In München ist der Prozess um den Tod seiner Frau nun neu aufgerollt worden. Erneut geht es um einen mutmaßlichen Mord.
Die Vorwürfe hat der 64-Jährige erneut bestritten. „Ich habe meine Frau nicht absichtlich erschossen und ich wollte sie auch nicht töten“, sagte Srecko S. vor dem Landgericht München I und brach immer wieder in Tränen aus. „Ich trage noch immer unseren Ehering.“
München: 65-Jähriger soll seine Ehefrau erschossen haben
Doch die Anklageschrift der Staatsanwaltschaft zeichnet ein ganz anderes Bild. Demnach hatte sich die Ehefrau von Srecko S. getrennt, woraufhin er sie mit einem Kopfschuss getötet haben soll. Der Tod der Ehefrau im Jahr 2015 war aber lange als Suizid behandelt worden, später erhob die Staatsanwaltschaft dann aber Anklage wegen Mordes. Im Februar 2022 sprach das Landgericht den Bosnier aus Mangel aus Beweisen zunächst frei. Doch der Bundesgerichtshof kippte das Urteil. Am Landgericht musste deshalb erneut verhandelt werden.
Entscheidend im jetzigen Prozess: Die engagierte Staatsanwältin Johanna Heidrich hatte ein Schmauchspurengutachten in Auftrag gegeben, das wichtige Erkenntnisse in Bezug auf den Todesfall brachte. Demnach konnte nur Srecko S. die Pistole in der Hand gehalten haben - und eben nicht seine Frau. Mit ihr hat der 64-Jährige insgesamt fünf Kinder.
Prozess in München: Weil Frau sich trennen wollte, soll Srecko S. sie regelrecht hingerichtet haben
Die Staatsanwaltschaft geht nun davon aus, dass er seine Frau nach 17 Jahren Beziehung „von Eifersucht getrieben“ umbrachte, weil sie sich kurz zuvor von ihm getrennt hatte und Beziehungen zu anderen Männern eingegangen war. In der Anklage wird ein regelrechtes Hinrichtungsszenario geschildert: Der Mann soll sie gezwungen haben, sich hinzuknien, und ihr dann die Pistole an die Schläfe gesetzt haben.
Srecko S. bestreitet die Tat. Im Prozess berichtete er, dass seine Frau Sex-Spiele von ihm gefordert hatte. Konkret soll er „die Pistole über ihren Körper gleiten lassen“. Später kam es angeblich zum Streit. Seiner aufgebrachten Frau wollte er an jenem Abend angeblich die Waffe bei einem Gerangel aus der Hand nehmen, als beide zu Boden fielen. Dabei habe sich „dann ein Schuss gelöst“, seine Frau sei „umgefallen“ und „plötzlich war überall Blut“.
Angeblich habe die Frau habe schon vor diesem schicksalhaften Tag mehrfach versucht, sich das Leben zu nehmen, behauptet der 64-Jährige. Mehr als ein Jahr dauerte der erste Prozess, für den zweiten hat das Gericht nun 13 Verhandlungstage angesetzt. Das Urteil könnte damit am 6. Dezember fallen. Srecko S. droht bei einer Verurteilung lebenslange Haft. Andreas Thieme (mit dpa)