Ganz wichtig ist dem Spitzenkoch die Nachhaltigkeit – Ananas, Mangos und Zitronen wird man deshalb vergeblich in seinen Gerichten suchen. „Tolles Obst, aber in unserer Region ökologisch nicht vertretbar.“ Selbst beim Nachtisch setzt der 38-Jährige auf Gemüse: Spargelschaum und Rote-Bete-Gelee. Klingt verrückt, schmeckt aber. Hoffmann verarbeitet regionale Produkte, am liebsten, wenn er auch noch die Produzenten kennt.
Dass er keinen Pfeffer verwendet, ist sein „persönlicher Spleen“, wie er es nennt. Auf den Tellern fehlt die Schärfe aber nicht.
Nichts wird bei Hoffmann weggeschmissen. Wenn er die Karotte schon schälen muss („schade, denn in der Schale stecken die meisten Geschmacksstoffe“), dann wird die Schale auch verwertet. Als Crunch beispielsweise. Auch das Gelbe-Rüben-Kraut landet nicht in der Tonne, sondern wird weiterverarbeitet.
Apropos wegschmeißen: Die Deko auf dem Teller gehört selbstredend auch in den Mund und sollte nicht zurück in die Küche gehen.
Die Ideen für seine Gerichte kommen ihm nachts, im Bett. Ein Notizblock liegt immer griffbereit, wie er erzählt. Einfach Rezepte anderer nachzukochen, ist ihm zu langweilig. „Das Kochen fängt bei mir im Kopf an.“
Trotz aller Verrücktheiten – Jan Hoffmann liebt es auch bodenständig. Dafür hat die „Omma“ einst den Grundstein gelegt: mit ihren Reibekuchen. Das Lieblingsgericht des kleinen Jan, das später sein erstes Essen wurde, das er als Profi für Gäste kochte. Als Hommage an die Großmutter ließ er sich das Rezept auf den linken Arm tätowieren. So wie auch sein Lieblingskraut, die Vogelmiere.
Ein flippiger Typ am Herd, dem „es Spaß macht, aus einfachen Produkten das Beste rauszuholen“. Bis Ende September steht er in München am Herd.
Jan Hoffmann im Seehaus, Mittwoch- bis Samstagabend, sowie Sonntagmittag. Das vegetarische Menü „Flora“ kostet 69 Euro, das klassische „Fauna“ 89 Euro. Reservierung erbeten. E-Mail: seehaus@kuffler.de oder Telefon (089) 3 81 61 30.
Weil sich die Eröffnung des zweiten Restaurantkonzepts von Sternekoch Tohru Nakamura in der „Schreiberei“ an der Burgstraße bis in den Sommer verzögert, gibt es ab sofort eine Zwischenlösung in der Münchner Hofstatt: die Bar Tatar als Pop-up. Quasi als Vorgeschmack auf das, was die Gäste ab Sommer erleben können. Der neue Küchenchef der Schreiberei, Tom Heeg, widmet sich dort ausschließlich dem Tatar. Allerdings nicht nur in der klassischen Variante.
So können sich die Gäste auf wechselnde Fisch-, Fleisch- und vegetarische Varianten freuen. So stehen auf der Karte unter anderem japanisches Rindertatar (mit Miso, Ingwer und Parmesan), Lachsforellentatar von Niki Birnbaum (mit geröstetem Sesam und Salzzitrone) sowie buntes Karottentatar (mit Kreuzkümmel, Tapioka und Shiitake). In der „Bar Tatar“ finden circa 25 Gäste im Innenbereich und 20 Gäste auf der Terrasse vor dem Restaurant Platz. Ein „To go“-Angebot ist nicht vorgesehen. Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag, 18 Uhr bis 22 Uhr. Die Location befindet sich in den Räumlichkeiten vom KaffeeWerk (Hofstatt, Sendlinger Straße 12a).