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Friseur Ibo bietet Gratis-Service für Rentner: „Ich möchte etwas zurückgeben“

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Von: Phillip Plesch

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Friseur Ibo ist aus dem Irak nach Deutschland geflohen. „Ich möchte etwas zurückgeben“, sagt der 42-Jährige, der von Montag bis Mittwoch Rentnerinnen und Rentner kostenlos frisiert.
Friseur Ibo ist aus dem Irak nach Deutschland geflohen. „Ich möchte etwas zurückgeben“, sagt der 42-Jährige, der von Montag bis Mittwoch Rentnerinnen und Rentner kostenlos frisiert. © Marcus Schlaf

Es gibt sie doch noch. Diese stillen Helden des Alltags. Sie stehen nicht im Scheinwerferlicht, bekommen nicht die große Aufmerksamkeit – und tun doch Gutes. Ibrahim Othman Braim – besser bekannt als Ibo – ist einer von ihnen.

In seinem Friseursalon Ibo in der Tegernseer Landstraße schneidet er Senioren kostenlos die Haare, die sich das sonst nicht leisten könnten. Nicht das einzige Angebot für Senioren.

Friseur Ibo: „Ich mache dieses Angebot aus Menschlichkeit“

„Ich mache dieses Angebot aus Menschlichkeit. Ich bin selbst aus dem Irak geflohen, und als dankbarer Mensch möchte ich jetzt etwas zurückgeben“, sagt der 42-Jährige. Im Januar und Februar wäscht, schneidet und föhnt er von Montag bis Mittwoch Rentnerinnen und Rentnern kostenlos die Haare. Nach einem Ausweis hat er noch niemanden gefragt.

„Diese Generation hat ein Leben lang gearbeitet und keiner kümmert sich um sie, sie wurde vergessen“, klagt Ibo. 2001 kam er das erste Mal nach Deutschland, seit 2010 lebt er in München und hat 2013 seinen eigenen Laden eröffnet. In den sozialen Medien hat der Friseur Videos von seinen Wohltaten geteilt. Die Aktion ist ein großer Erfolg, die Rentner kommen aus der ganzen Stadt. Sie sind glücklich – und Ibo ist es auch.

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Ein Mann war zwei Jahre lang nicht beim Friseur, eine Frau hatte fünf Monate lang die Haare nicht gewaschen. Ibo hilft ihnen und verlangt dafür keinen Cent. Bis zu 45 Euro sparen sich Frauen dadurch, Männer bis 24 Euro. Über das Finanzielle macht sich Ibo keine Gedanken. „Mehr als eine Portion kann ich sowieso nicht essen und in den Tod brauche ich auch kein Geld mitzunehmen“, erklärt er. Viele der Rentner sind zu Tränen gerührt.

Die Aktion von Friseur Ibo ist beispiellos, zum Glück ist sie aber nicht die einzige

Diese Aktion ist beispiellos, zum Glück ist sie aber nicht die einzige, von der Menschen mit wenig Einkommen in München profitieren können. „Einiges klappt gut, manches wissen aber noch zu wenige“, sagt Elisabeth Robles-Salgado, stellvertretende Vorsitzende des Seniorenbeirats. Um die Angebote und Möglichkeiten bekannter zu machen, stellen wir hier einige vor.

Für Münchner mit geringem Einkommen gibt es durch den München-Pass eine Vielzahl von Ermäßigungen. Zum Beispiel geht’s vergünstigt oder kostenlos in den Tierpark, ins Museum oder zu verschiedenen Konzerten. Infos dazu gibt es im Netz unter www.muenchen.de/sbh oder telefonisch unter 089/23 39 68 33.

München: Kostenlose Angebote von Konzertkarten bis zu Ausflügen und Yoga

Der KulturRaum München vermittelt Tickets für Konzerte oder Theaterstücke: Jeder Gast kann ein zweites Ticket für einen Freund oder ein Familienmitglied bekommen. Weitere Informationen im Netz unter www.kulturraum-muenchen.de oder telefonisch unter der Nummer 089/55 26 71 83.

Noch mehr Angebote für Senioren für kleines oder gar kein Geld bündelt die Koordinierungsstelle „KOM“. Zum Beispiel werden Ausflüge, Ausstellungen und Yoga angeboten. Informationen: www.komuenchen.de oder Telefon: 089/624 52 00.

Bei der Volkshochschule für Senioren werden Hunderte Kurse etwas günstiger angeboten als an der regulären Volkshochschule (mvhs.de; Tel: 089/48 00 60). In den 33 Alten- und Service-Zentren der Stadt gibt es nicht nur diverse Kursangebote. In finanziell schwierigen Situationen besteht zudem die Möglichkeit, kostenfrei oder vergünstigt Mittag zu essen.

Unabhängig vom München-Pass gibt es für Rentner auch sonst Ermäßigungen im öffentlichen Nahverkehr. Zum Beispiel mit der IsarCard65 im Münchner Verkehrsverbund. Genauso ist der Eintritt zu den München-Bädern im Alter ermäßigt.

Für Senioren mit geringem Einkommen gibt es darüber hinaus verschiedene Leistungen von der Stadt – zum Beispiel einen Zuschuss beim Kauf eines Laptops und für die Stromkosten. Finanzielle Unterstützung neben Stiftungsmitteln bieten beispielsweise auch die Initiativen „Ein Herz für Rentner“ und „Lichtblick“.

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