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Debatte um Gebäudehöhen in München neu entbrannt: Knackt Paketposthalle die 100-Meter-Marke?

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Wolkenkratzer in München? So stellen sich die Architekten die Türme an der Paketposthalle vor
Wolkenkratzer in München? So stellen sich die Architekten die Türme an der Paketposthalle vor. © FKN

Für die neue Paketposthalle sollen Türme bis 155 Meter Höhe entstehen. Doch das ist in München eigentlich nicht möglich. Grüne und SPD können sich aber vorstellen, daran zu rütteln.

München - Das Ergebnis war knapp. 50,8 Prozent der Münchner stimmten 2004 dafür, dass die Stadt ein Dorf* bleiben soll. Künftige Neubauten dürften nicht höher sein als die Türme der Frauenkirche und damit nicht die Grenze von 100 Metern reißen. Skyline: Fehlanzeige. Nun haben Bürgerentscheide ein Verfallsdatum, frühestens ein Jahr danach können Interessierte das Thema erneut zur Abstimmung bringen. Die juristische Bindung an das Plebiszit vor 17 Jahren ist mithin ausgelaufen – die moralische Bindung offenbar nicht. Das Thema war lange Jahre sakrosankt. Bis jetzt.

München bald mit zwei 155-m-Türmen? Riesenquartier geplant - Bürger werden ins Boot geholt

Angestoßen durch die neue Bebauung des Areals der Paketposthalle nimmt die Debatte Fahrt auf: Dürfen in München Hochhäuser über 100 Meter entstehen? Erste Entwürfe des Schweizer Architektenbüros Herzog & de Meuron für das Gelände nahe der Friedenheimer Brücke sehen zwei 155 Meter hohe Türme vor. Geplant ist neben den Riesen ein neues Quartier mit 1200 Wohnungen und 3000 Arbeitsplätzen.

Die Grünen hatten am Samstag beim Stadtparteitag grundsätzlich einer Forderung ihres grünen Ortsverbands Neuhausen-Nymphenburg beigepflichtet, wonach unter anderem ein Vorzeigeprojekt hinsichtlich nachhaltigen Bauens und Klimaschutz entstehen soll. In dem Positionspapier geht es aber auch um die Hochhaus-Frage. „Wir respektieren, was die Bürger 2004 entschieden haben“, sagt Ortsvereinssprecher Martin Züchner. Die Begrenzung an sich werde nur infrage gestellt, sollte dies Bürgerwille sein. „Die haben das alleinige Wort.“

München und die Höhenbegrenzung: 100-Meter-Marke nicht mehr unantastbar

Dazu passt, dass die Fraktionen im Stadtrat Ende Januar ein Bürgergutachten in Auftrag gegeben haben. SPD-Chef Christian Müller erachtet die 100-Meter-Marke ebenfalls nicht mehr als unantastbar. „Wir wollen, dass Hochpunkte nicht allein isoliert an einer Höhe betrachtet werden, sondern in der komplexen Situation von Stadtgestaltung insgesamt.“ Dies könne eine eindimensionale Sichtweise nicht leisten, die sich nur mit Höhe beschäftigt. „Dazu gehören alle Aspekte wie Stadtgestaltung, energetische Betrachtung von Hochhäusern, eine möglichst geringe Versiegelung sowie die Schaffung sozial tragfähiger Stadtquartiere.“

Das Thema Hochhäuser wird auch bei den Grünen ambivalent betrachtet. „Es müssten hohe städtebauliche und ökologische Kriterien erfüllt werden“, sagt Züchner. Daher sei unabdingbar, dass die Gebäude klimaneutral und energieautark errichtet würden. Außerdem müssten die Verschattung sowie der Denkmalschutz von Schloss Nymphenburg beachtet werden. Weil die Türme die Blickachse von Schloss und Park aus stören könnten, hat die Bayerische Schlösser- und Seenverwaltung den Entwurf bereits kritisiert. „Da ist auch der Rat der Denkmalexperten wichtig“, sagt Züchner. Er denkt aber, dass Nachverdichtung auch ohne riesige Hochhäuser möglich sei - zum Beispiel durch etwas höhere Wohnblöcke. *tz.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA

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