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Nächster Stresstest für Münchens Autofahrer? Der Radl-Plan für den Giesinger Berg

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Auf dem Giesinger Berg wird sich einiges für Autofahrer ändern.
Auf dem Giesinger Berg wird sich einiges für Autofahrer ändern. © IMAGO / Wolfgang Maria Weber

Eine Fahrbahn weniger, dafür breite Radspuren und überirdische Fußgängerüberwege: München will den Radentscheid umsetzen. Verkehrsstaus sind bewusst einkalkuliert.

München – Es gibt nur einen Abschnitt, der für die Autofahrer bleibt, wie er ist: Am Giesinger Berg soll es bergauf auch künftig zwei Fahrbahnen geben. Das ist den Buslinien 58 und 68 und deren Beschleunigung geschuldet. Am Kirchplatz allerdings teilen sie sich – eine biegt zur Silberhornstraße ab, eine läuft weiter auf der Martin-Luther-Straße Richtung Süden. Ansonsten soll der Verkehr rund um den Giesinger Berg auf eine Fahrbahn reduziert werden.

Nur am Knoten zur Tegernseer Landstraße stadtauswärts, wo sich die Autofahrer Richtung Grünwald, zum Mittleren Ring und zur Autobahn sortieren müssen, soll wieder auf zwei Spuren aufgeweitet werden. Im Gegenzug soll es überall breite Radwege geben. Auch an der Ostseite der Martin-Luther-Straße, wo heute kein Radfahrstreifen ist, soll eine 2,30 Meter breite Spur eingerichtet werden. Dafür wird an einigen Stellen der Gehweg um 30 bis 50 Zentimeter verschmälert.

München: Giesinger Berg erhält neue Verkehrswege für Radfahrer und Fußgänger

Vor allem am Knotenpunkt zwischen den Giesinger Kirchen soll es wesentlich mehr Platz für Radverkehr, Fußwege und Grünstreifen geben. Die Linksschleife vor der Ichoschule wird abgeschafft und begrünt, ebenso der Rechtsabbieger in die Silberhornstraße. Um die Kreuzung zu queren, muss man künftig nicht mehr in den Untergrund. „Diese Unterführung ist nicht mehr zeitgemäß“, so Ulrike Tuchnitz vom Mobilitätsreferat. Fußgänger und Radfahrer erhalten deshalb überirdisch drei neue Ampeln: vor dem Giesinger Bräu, vor der Heilig-Kreuz-Kirche und zwischen Icho- und Silberhornstraße.

Die Planung sei eine massive Verbesserung für den Fuß- und Radverkehr, lobt Münchens Radverkehrsbeauftragter Florian Paul. Bei der Online-Präsentation der Pläne am Mittwochabend gab es jedoch Kritikpunkte. So würden die Münchner Radler stadteinwärts genau an der Wartefläche für die neue Fußgängerampel am Giesinger Berg auf die Zweirad-Abbieger aus der Ichostraße treffen. „Brandgefährlich, schon jetzt und erst recht in Zukunft“, fand ein Teilnehmer. Man habe die Kurve von der Ichostraße schon enger gezogen, um die Radler einzubremsen, erklärte Tuchnitz.

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Giesinger Berg in München: Autofahrern könnte neuer Stresstest blühen

Gleiche Bedenken gab es auch bei der neuen Anforderungsampel zur Hebenstreitstraße am Fuß des Giesinger Bergs, wenn daneben von oben die Räder runtersausen. Aber auch der gemeinsame Geh- und Radweg den Berg hinauf wurde angesichts von E-Radl und Pedelecs als Problem gesehen. Durch die Reduzierung der Fahrspuren werde es „in der morgendlichen Spitzenstunde Probleme mit dem Autoverkehr geben“, gab Tuchnitz zu. „Aber das ist nur eine Stunde.“ Ansonsten werde der Verkehr „möglichst gut“ fließen können.

Zuvor hatte sie dargelegt, dass der Autoverkehr auf der 700-Meter-Strecke in den vergangenen Jahren in allen Richtungen um mehr als ein Viertel zurückgegangen sei. Eine Tendenz, die sich schon vor Corona abgezeichnet habe. Hingegen habe sich der Radverkehr in fünf Jahren im Bereich der Knoten-Kreuzung verdoppelt – trotz der schmalen oder fehlenden Radwege.

Ein Zeitplan für die Umsetzung sei schwierig, auch angesichts zahlreicher Bauprojekte im Umfeld wie dem geplanten Umbau des Tegernseer Platzes, sagt Tuchnitz. Nicht vor 2025, hieß es aus dem Baureferat. Zur Giesinger Radbrücke gab es keine Aussagen. Im Juli soll die Expertenkommission Varianten für die Brücke vorgestellt bekommen. Im Herbst könnte der Stadtrat darüber entscheiden. Die Brücke sei aber keine Konkurrenz, sondern eine Ergänzung für die vorgestellten Pläne. (Carmen Ick-Dietl)

Kürzlich zeigte eine Stadt-Umfrage über Autos, wie leicht es Lobbyisten haben, Meinungen zu manipulieren.

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