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München gibt 130-Meter-Wand für Graffiti frei: Kreative dürfen sich legal austoben

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Am Rande der Großmarkthalle steht nun die Graffiti-Hall-of-Fame.
Am Rande der Großmarkthalle steht nun die Graffiti-Hall-of-Fame. © Markus Götzfried

Gute Nachrichten für Graffiti-Liebhaber. Die Stadt München stellt an der Großmarkthalle eine 130 Meter lange Wand für alle Kreativen zur Verfügung.

München – Markus Lutz ist in Sendling aufgewachsen. Und der 41-Jährige lebt dort auch heute noch mit seiner Familie. Graffiti, so erzählt der Vorsitzende des Bezirksausschusses an diesem Freitag, seien während seiner Kindheit an vielen Ecken im Viertel zu sehen gewesen. „Damals aber galt diese Kunst als verrucht“, erinnert sich Lutz. Es war eine Subkultur, die sich am Rande der Legalität bewegte oder auch dorthin verdrängt wurde. Hauseigentümer hätten Graffiti meist schnell wieder überpinselt, sagt der SPD-Kommunalpolitiker.

Natürlich ist das Besprühen privater oder öffentlicher Wände immer noch verboten. Doch mittlerweile gibt es in München Bereiche, wo die Künstler sich legal verwirklichen können. Die Mauer am Viehhof ist dafür schon seit mehreren Jahren freigegeben. Nur unweit davon an der Großmarkthalle steht der lokalen Graffiti-Szene nun eine weitere 130 Meter lange Wand zur Verfügung. Nach Meinung von Lutz ist dieser Ort die perfekte Synthese von „altem und künstlerischem Sendling“.

Graffiti-Hall-of-Fame an der Großmarkthalle soll zur „Pilgerstätte“ werden

Auch Kommunalreferentin Kristina Frank (CSU) betont bei der Eröffnung: „München wird wieder ein Stück bunter.“ Flächen für die legale Graffiti-Szene seien rar gesät. Umso mehr hoffe sie, dass die neue „Hall of Fame“ an der Thalkirchner Straße zu einer „Pilgerstätte“ werde. Kulturreferent Anton Biebl (parteilos) spricht von einem Zeichen, „dass Graffiti in München zu Hause sind“. Und an diesem Ort „wunderbar ins Viertel passen“, wie Biebl anmerkt. Auf einer Kulturachse, wo auch das Volkstheater, der Bahnwärter Thiel, die Alte Utting und der Interims-Gasteig HP8 beheimatet sind.

Initiator der neuen Hall of Fame ist der Münchner Kurator und Förderer der Graffiti-Kultur, Sebastian Pohl. Ihm sei es „dank seiner Beharrlichkeit“ gelungen, zusammen mit dem Kommunalreferat, den Markthallen München und dem Kulturreferat diesen Ort zu sichern, sagt Biebl. Die Stadt fördert die freie Graffiti-Szene in München mit jährlich 120 000 Euro. Einige ausgewählte Künstler legen am Freitag bereits mit ihren Spraydosen los. An einem Platz am Rande der Großmarkthalle, wo auch die Münchner Tafel jeden Samstag Bedürftige versorgt.

Graffiti-Wand soll den Nachwuchs fördern – nächste Hall-of-Fame an der Donnersbergerbrücke?

Pohl beziffert die aktive Graffiti-Szene in München auf ein paar 100 Personen. So genau weiß man das nicht, weil die Szene heterogen ist und nicht jeder daran Interesse hat, öffentlich in Erscheinung zu treten. Es sei wichtig, dass endlich wieder eine neue Fläche entstehe – nach vielen Jahren, in denen nicht so viel passiert sei, meint Pohl. Magdalena Waller, Geschäftsführerin des Vereins zur Förderung urbaner Kunst, hält es vor allem aus Sicht des Nachwuchses für wichtig, dass mehr legale Flächen entstünden und Graffiti als Kunstform anerkannt sei. Einer der Gründungsmitglieder des Vereins ist der Graffiti-Pionier Loomit.

Sebastian Pohl will unterdessen in seinem Bemühen nicht nachlassen, weitere Schaffensorte für die Szene zu gewinnen. Er hofft, dass es in einem nächsten Schritt gelingt, auch die Donnersbergerbrücke in eine permanente Graffiti-Hall-of-Fame zu verwandeln. Klaus Vick

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