Mega-Event nach Bluttaten in Hanau abgesagt - viele Münchner sauer: „Schweigeminute hätte es getan“
Die Bluttat von Hanau sorgt bundesweit für Entsetzen. Auch in München hat man auf die Geschehnisse am Mittwochabend reagiert - zum Ärger vieler Bürger.
- Im hessischen Hanau sind am Mittwochabend (19. Februar 2020) Schüsse gefallen; mindestens elf Menschen kamen ums Leben.
- Auch in München sorgen die Taten für große Bestürzung.
- Die Stadt reagiert: Eine bedeutende Faschings-Veranstaltung wurde abgesagt, nicht wenige Münchner sehen dies kritisch.
11.45 Uhr: Am Faschingsdienstag soll am Viktualienmarkt wieder ausgelassene Stimmung herrschen. Der traditionelle Tanz der Marktweiber solle wie geplant stattfinden, bestätigte Elke Fett, Sprecherin der Marktfrauen gegenüber Bild.
Bei Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter will indes keine Party-Laune aufkommen. Er werde in diesem Jahr an keiner Faschingsveranstaltung teilnehmen, teilte der SPD-Politiker in einer E-Mail mit.
Update vom 21. Februar, 9.15 Uhr: Auch Dieter Reiter nahm an der gestrigen Mahnwache für die Opfer von Hanau teil. Vor den Stufen der Feldherrnhalle hielt Münchens Oberbürgermeister eine emotionale Rede, forderte ein entschiedenes Auftreten gegen Fremdenhass und Rassismus ein.
Dass sich die Stadt am Donnerstag entschieden hatte, den Weiberfasching am Viktualienmarkt abzusagen (siehe Erstmeldung), stieß auf ein geteiltes Echo. Unsere Leser-Umfrage belegt: immerhin 40 Prozent der Abstimmungsteilnehmer hätten trotz der schlimmen Geschehnisse gerne gefeiert.
Auch auf der tz-Facebook-Seite finden sich kritische Kommentare. „So ein Schmarrn. Geisteskranke gibt es zuhauf, da dürften wir ja gar nichts mehr machen“, schreibt eine Userin. Ein weiterer Leser pflichtet bei: „Das hat nichts mit Pietätsgründen zu tun. Weltweit sterben und hungern Menschen täglich. Wir lassen uns lähmen, eine Schweigeminute hätte es auch getan“. Gleichwohl finden sich im Netz auch zahlreiche Stimmen von Usern, denen die Feierlaune spätestens am Donnerstag gehörig vergangen ist.
Nach Bluttat in Hanau: Mahnwachen in München
Update von 19.47 Uhr: Seit 19 Uhr läuft am Odeonsplatz eine Mahnwache. Dabei soll der Opfer des Gewaltverbrechens in Hanau gedacht werden.
Update von 18.15 Uhr: Für 18 Uhr hat die Islamische Religionsgemeinschaft DITIB Südbayern zu einer Mahnwache der Muslime gegen den rechtsextremen Terroranschlag in Hanau aufgerufen. Diese findet am Münchner Karlsplatz/Stachus statt. Auch am Odeonsplatz soll der Opfer gedacht werden. Um 19 Uhr gibt es dort eine Mahnwache.
Gewaltverbrechen in Hanau: Konsequenzen für Münchner Fasching
Ursprungsmeldung vom 20. Februar, 13.25 Uhr:
München - CSU-Chef Markus Söder hat die Gewaltverbrechen mit elf Toten im hessischen Hanau* als menschenverachtende Taten verurteilt. „Die brutalen Taten in Hanau lassen uns alle fassungslos zurück. In Gedanken sind wir bei den Angehörigen der Opfer und wünschen ihnen viel Kraft in diesen schweren Stunden“, sagte der bayerische Ministerpräsident am Donnerstag in München.
In Hanau waren seit Mittwochabend zehn Menschen an zwei verschiedenen Orten erschossen worden. Stunden nach dem Verbrechen entdeckte die Polizei die Leiche des mutmaßlichen Todesschützen in seiner Wohnung.
Bluttat in Hanau: „Unsinniger Donnerstag“ in München fällt flach
Aufgrund der Ereignisse*, „die ein fröhliches Feiern nicht zulassen würden“*, sagte die Staatskanzlei den geplanten Empfang der bayerischen Faschingsgesellschaften in der Staatskanzlei ab.
Nun vermeldet die Stadt auf Twitter: auch die am Viktualienmarkt stattfindenden Feierlichkeiten zum „Unsinnigen Donnerstag“ (20. Februar 2020) entfallen. „Die Stadtspitze hat diese Entscheidung getroffen und zusammen mit den Veranstaltern Markthallen München und der Münchner Faschingsgesellschaft Narrhalla abgestimmt. Wir trauern und sind in Gedanken bei den Angehörigen und Freunden der Opfer“, führte eine Sprecherin aus.
Faschings-Veranstaltung in München nach Geschehnissen in Hanau abgesagt: Wie finden Sie die Entscheidung?
Mit dem traditionellen Treiben im Stadtzentrum geht der Münchner Fasching für gewöhnlich in den Endspurt. Ab 14 Uhr wären die Partyband „Thomays Musikexpress“ und die Marktweiber vom Viktualienmarkt vor Ort gewesen.
Noch am Donnerstagmorgen war in einem Facebook-Post der „Narhalla“ große Vorfreude auf die anstehenden Feierlichkeiten durchgeklungen.
Zum Weiberfasching sind in München am Donnerstag diverse weitere Festivitäten geplant. Ob diese wie vorgesehen stattfinden, obliegt dem jeweiligen Veranstalter. Am Odeonsplatz soll am Abend (19 Uhr) eine Gedenkveranstaltung für die Toten von Hanau stattfinden. Verschiedene Gruppen rufen im Netz zur Teilnahme auf.
lks
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