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Hauptbahnhof München: Der große Umbau für die zweite Stammstrecke

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Der Hauptbahnhof München befindet sich im großen Umbau - Grund dafür ist die zweite Stammstrecke der S-Bahn.

München - Für viele war der Kampf erst verloren, als die Abrissschere sich am 9. September erstmals in das im Volksmund auch als „Schwammerl“ bezeichnete Vordach der Schalterhalle des Münchner Hauptbahnhofs fraß. Diesem symbolischen Ende des historischen Bahnhofsgebäudes war ein jahrelanger Streit um den Bau der zweiten Stammstrecke vorausgegangen. Zu teuer und zu ineffektiv, lauten die zentralen Vorwürfe der Kritiker des Projekts.

Die Befürworter dagegen monieren die chronische Überlastung des bestehenden S-Bahn-Netzes. Die S-Bahn und ihr Rückgrat, die erste Stammstrecke, wurden anlässlich der Olympischen Sommerspiele 1972 gebaut, bereits damals war eine zweite Stammstrecke im Gespräch. Doch seitdem sind die Fahrgastzahlen explodiert: An einem normalen Werktag sind auf dem Teilstück zwischen Pasing und dem Ostbahnhof mehr als 800.000 Menschen unterwegs.

Zweite Stammstrecke: Kernstück des Bahnausbaus oder Milliardengrab?

Es bestand also schon lange Handlungsbedarf. In den 1990er-Jahren kam die zweite Stammstrecke wieder ins Gespräch. Dennoch dauerte es noch mehrere Machbarkeitsstudien, bis der Bayerische Landtag 2010 seine Zustimmung gab. 

Die Bahn bezeichnet die zweite Stammstrecke als „Kernstück des Bahnausbaus in der Region München“. Kritiker befürchten hingegen, das angesichts der Kosten von 3,2 Milliarden Euro (3,8 Milliarden mit Risikopuffer) für andere Projekte überhaupt kein Geld mehr übrig bleiben wird. 2001 waren noch von 1,4 Milliarden die Rede - D-Mark.

Hauptbahnhof München: Bauarbeiten für Tunnel in 41 Metern Tiefe

Kein Wunder, muss doch in einem aufwändigen Prozess ein gutes Stück Stadt untertunnelt werden. Drei Stationen liegen unter der Erdoberfläche: Ostbahnhof, Marienhof und der Hauptbahnhof. Letzterer ist mit 41 Metern der Tiefpunkt der Strecke.

Bereits seit 2017 starteten die Bauarbeiten, am Hauptbahnhof war davon allerdings lange nichts zu sehen. Seit dem Abbruch der Schalterhalle und des „Schwammerls“ hat sich aber einiges getan. Inzwischen prangt an ihrer statt eine schmutzige Fläche, auf der in die Tiefe gegraben wird.

Münchner Hauptbahnhof: Umbau wird das Gebäude komplett verändern

Doch damit nicht genug. Auch der eigentlich unter Denkmalschutz stehende Starnberger Flügelbahnhof wird den Arbeiten zum Opfer fallen. Das Gebäude ist Teil der zahlreichen An-, Um- und Neubauarbeiten in der Geschichte des Münchner Hauptbahnhofs. An Stelle des Flügelbahnhofs soll sich in Zukunft ein 75 Meter hoher Turm erheben. 

Insgesamt will das für den Bau verantwortliche Architekturbüro Auer Weber den Bahnhof komplett umgestalten. So soll nicht nur eine neue Shoppingmeile entlang der Prellböcke entstehen, sondern auch sieben Bürostockwerke oberhalb des Bahnbetriebs. 

Hauptbahnhof München: Deutsche Bahn veranschlagt Bauarbeiten bis 2028

Fertig werden sollte das Mammutprojekt eigentlich 2026, angesichts einiger Fehlplanungen wurde der voraussichtliche Termin aber bereits auf 2028 verschoben. So benötigt die zweite Stammstrecke einen zusätzlichen Rettungstunnel, wie die Deutsche Bahn widerwillig einräumte.

Neben den Kosten ist das eines der wichtigsten Argumente gegen die zweite Stammstrecke: Anwohner und große Teile der Münchner Innenstadt werden jahrelang durch Baulärm beeinträchtigt sein. Sie favorisieren dagegen einen Ausbau des Südrings.

pks

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