Einen Schritt zurück wollen nun auch Grüne und SPD machen. Deren Antrag auf Einrichtung eines Runden Tisches wurde nach fast vierstündiger Debatte mit großer Mehrheit befürwortet. An dem sollen Vertreter der Politik, der Stadtverwaltung, der Messe München und des Verbands der Automobilhersteller (VDA) sowie der Münchner Umweltverbände Platz nehmen, um die Ausgestaltung der IAA Mobility zu verbessern.
Wie berichtet, hatte der damals noch schwarz-rot geführte Stadtrat 2020 einer IAA-Bewerbung der Messe München zugestimmt. München erhielt den Zuschlag für die IAA Mobility 2021, 2023 und 2025 – eben auch wegen der Open Spaces. Das scheint vertraglich so fixiert, dem Vernehmen nach sei das Nutzungskonzept aber derart vage gehalten, dass die Stadt durchaus noch Handlungsspielraum habe. Klar scheint derweil zu sein, dass eine ähnlich voluminöse Präsentation wie im September keine Mehrheit mehr finden wird.
OB Dieter Reiter (SPD) sagte am Dienstag: „Der Hauptkritikpunkt war, dass das ein oder andere zu überdimensioniert war. Es liegt an uns, das besser zu regeln beim nächsten Mal.“ Reiter sagte weiter, er könne sich vorstellen, die Flächen zu begrenzen, der Stadtrat müsse definitiv stärker mitsprechen bei der Ausgestaltung. Die Dimensionierung der Stände sei ein Punkt, der sich beheben lässt, befand auch SPD-Chefin Anne Hübner. An der Automesse will sie aber ebenso wie Reiter festhalten. „Wir würden den Wohlstand in München dauerhaft gefährden, wenn wir die Automobilindustrie pauschal verurteilen.“ Es sei gleichermaßen falsch, die Automesse maßlos zu kritisieren als auch pauschal zu bejubeln.
Messe-Chef Klaus Dittrich sagte, dass es möglich sei, Details am Konzept zu modifizieren. Man solle die IAA aber nicht verteufeln, sie eigne sich nicht als Feindbild. „Mit der IAA hat München Messegeschichte geschrieben. Der Stadtrat muss sich entscheiden, ob München weiterhin weltweit führender Messe- Standort sein will oder nicht.“ Denn: „Wenn die Stadt die öffentlichen Plätze nicht mehr zur Verfügung stellt, ist das das Ende der IAA in München.“
Grünen-Vize Dominik Krause kritisierte indes Wirtschaftsreferent Baumgärtner (CSU): „Die Vorlage liest sich, als wäre sie von einem Lobbyisten des VDA geschrieben.“ Ja, es habe Begeisterung gegeben, aber eben auch Empörung über die Belegung der öffentlichen Plätze. Der Vertragspassus über die Open Spaces sei von Baumgärtner geheim gehalten worden. „Ohne eine Offenlegung können wir keine Entscheidung treffen.“ In diesem Punkt benötige der Stadtrat Transparenz. Baumgärtner übe schließlich unnötig Druck auf den Stadtrat aus und spreche von etwaigen Vertragsstrafen, die anfallen würden, würde München seine Zusage für die Nutzung öffentlicher Flächen durch die IAA zurückziehen.
Derartige Verträge, die von Tochtergesellschaften der Stadt, wie der Messe, abgeschlossen würden und Interessen Dritter tangierten, könnten nicht öffentlich gemacht werden, entgegnete CSU-Chef Manuel Pretzl. Zudem sei im Nachklang der IAA Mobility eine skurrile und unseriöse Debatte geführt worden. „Wir stehen zur IAA und zur Münchner Wirtschaft.“
Auch die Linke kritisierte Baumgärtner. „Er verletzt das Neutralitätsgebot und hat den Bogen überspannt“, sagte Fraktionschef Stefan Jagel. „Man muss ihn härter an die Kandare nehmen.“ Der Referent wehrte sich gegen die „Inquisition“ und wies den Vorwurf der Pflichtverletzung zurück. Er fühle sich zu Unrecht diskreditiert. Sowohl die Linkspartei als auch die ÖDP hielten an ihrer Forderung fest, die Open Spaces 2023 gänzlich zu verbieten. Dies lehnte der Stadtrat jedoch mehrheitlich ab.