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IAA öffnet erstmals ihre Pforten in München: Wir erklären, was man unbedingt sehen sollte

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Von: Martin Prem, Thomas Schmidtutz

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Urbane Mobilität für die junge Generation. VW-Vorstand Ralf Brandstätter mit dem elektrisch-minimalistischen ID.Life.
Urbane Mobilität für die junge Generation. VW-Vorstand Ralf Brandstätter mit dem elektrisch-minimalistischen ID.Life. © Christof Stache / AFP

Die IAA Mobility zieht München in ihren Bann. Wir haben für Sie den Überblick, was sie auf keinen Fall verpassen sollten.

München – Es war eine Premiere für die IAA Mobility in München*, wobei die eigentliche Neuigkeit noch aussteht: Der Open Space, die Ableger der Messe in der Stadt und die Fahrerlebnisse auf der Blue Lane starten erst nach dem Pressetag am Montag. Auch auf dem Messegelände tut sich Neues, in zwei von neun belegten Hallen sind nur Fahrräder zu sehen. Und die großen Hersteller, von denen viele bei der früheren IAA in Frankfurt noch ganze Hallen belegt hatten, üben Bescheidenheit.

IAA Mobility in München: Raum für Zulieferer

Dafür rückten Zulieferer in den Vordergrund, bei denen Elektromobilität das beherrschende Thema ist. Schaeffler aus Franken präsentierte eine Lösung, wie ein Verbrenner mit einem Modul ergänzt wird, das etwa den Platz einnimmt wie das herkömmliche Getriebe eines Autos, aber vom Generator über den Elektromotor bis zur Elektronik alles enthält, was dieses Auto zum vollwertigen Hybrid-Fahrzeug macht. Auch die industrielle Rolle der Lieferanten wird immer gewichtiger. Es wäre Unsinn, sagt BMW-Chef Oliver Zipse, wenn jeder Hersteller ein eigenes ABS hätte, wenn alle das gleiche Bremssystem bei Bosch kaufen können.

IAA Mobility in München: Patzer am Vorabend

Bei Volkswagen hatten sie sich den Sonntag vor der IAA so schön vorgestellt. In der Isarpost in der Münchner Innenstadt wollte der versammelte VW-Vorstand wie bei großen Messen üblich am Vorabend Journalisten auf die Messe einstimmen, zu Themen wie Software, Mobilität oder Nachhaltigkeit. Aber dann kam alles erst mal ganz anders. Vor der Eventlocation passten Greenpeace-Aktivisten VW-Chef Herbert Diess ab. „Wir haben hier eine persönliche Fassung unserer Klage für Sie“, rief Greenpeace-Verkehrs- und Umweltexpertin Marion Tiemann Diess zu.

Erst am Freitag hatten Greenpeace und die Deutsche Umwelthilfe (DUH) Unterlassungserklärungen gegen VW, BMW und Mercedes-Benz angekündigt. Im Kern sollen sich die Konzerne dazu verpflichten, bis spätestens 2030 keine Verbrenner mehr zu verkaufen. Zwar sei der Konzern dabei, den CO2-Ausstoß etwas zu verringern, aber nicht schnell genug.

Diess fand das „ein bisschen ungerecht“. „Wir machen, was wir können“, warb der VW-Boss um Verständnis. Es gebe andere Konzerne, die erheblich mehr Kohlendioxid emittierten, wie den arabischen Ölriesen Saudi-Aramco. Nachdem der VW-Boss seine Kopie der Klageschrift in Empfang genommen hatte, war der kamerataugliche Protest auch schon vorbei und Diess konnte endlich zum eigentlichen Thema des Abends übergehen, dem autonomen Fahren. „Das wird das nächste Mega-Thema für die Branche“, schwärmte der Ingenieur anschließend. Schon in wenigen Jahren könnten sich die ersten Geisterfahrzeuge ihren Weg über Autobahnen und die Innenstädte bahnen.

IAA Mobility in München: Kleinwagen mit Kanten

Mit Kanten im Design und minimalistisch beim Bedienkonzept stellte VW am Montag den ID.Life vor. Kompakt wie ein Polo, aber vollelektrisch. Allerdings ist er auf der IAA nur als Konzept zu sehen. „Das ist unsere Vorstellung von urbaner Mobilität für die junge Generation“, sagte VW-Markenvorstand Ralf Brandstätter: Im Inneren kaum Schalter, sondern Sensoren – zum Teil im Furnier integriert. Die wichtigsten Funktionen sind unmittelbar im Lenkrad zu finden. Statt der klassischen Anzeigen werden Informationen über das Headup-Display auf die Windschutzscheibe projiziert. Die Scheibe kann im Stand auch zur Filmleinwand oder zum Display einer Spielekonsole werden.

IAA Mobility in München: Das Recycling-Auto

Weniger verspielt ist ein Entwurf von BMW – ebenfalls ein Konzeptfahrzeug „iVision Circular“, ein kompaktes Stadtauto, das zu 100 Prozent aus Recyclingmaterial besteht. Wiederverwertung ist leichter gesagt als getan. Wo etwa aus Gewichtsgründen Metalllegierungen eingesetzt werden, wird es kompliziert. Man müsse, sagt der BMW-Chef, Materialien auseinanderhalten, ohne dass es bei der Funktionalität der Teile zu Einschränkungen kommt. Die Batterie, so sagt er, „bietet das größte Potenzial“. Dabei gilt gerade die Wiederverwertung der Stromspeicher als große Herausforderung. Zipse dagegen schwärmt von 400 bis 600 Kilogramm Rohstoffen darin. Recycling sei nicht nur ökologisch, sondern wegen der steigenden Rohstoffpreise auch ökonomisch sinnvoll. Es sei ein langer Weg, man müsse sich aber auf die Reise begeben. Bei der kommenden „Neuen Klasse“, der ersten rein batterieelektrischen Plattform für eine neue Fahrzeuggeneration von BMW, werde man immerhin 50 Prozent Wiederverwertbarkeit erreichen. Auch bei der Verkehrspolitik schlägt Zipse für einen Automanager ungewöhnliche Töne an: „Innerhalb des Altstadtrings kann ich mir München autofrei vorstellen“, sagt er. Man sei in Verkehrsfragen in engen Gesprächen mit der Stadt München und dem Freistaat.

Die Mitmachmesse mitten in München: Das ist in der Innenstadt geboten

Ganz München wird heuer in die große Auto-Messe mit einbezogen. Eine Lebensader in der Mitte bietet die „Blue Lane“, eine zwölf Kilometer lange Teststrecke für die neuesten Modelle, aber auch eine Transferstrecke, die Besucher per Shuttlebussen von der Gabelsbergerstraße zum Messegelände bringt. Ein Überblick über die Standorte in der Innenstadt:

Er ist eine der zentralen IAA-Mobility-Anlaufstellen in der Innenstadt: der Königsplatz. Hier haben Bosch, Dacia, ADAC und auch BMW ihre großen Stände. Ein paar Meter vom Königsplatz entfernt, in der Brienner Straße, findet sich die so genannte Blue Lane Micromobility. Dort entlang der Straße kann man E-Bikes, E-Roller und E-Autos ausprobieren.

Auch auf dem Odeonsplatz mitten im Herzen Münchens können Besucher die IAA erleben. Hier dreht sich alles um Technologie und intelligente Verkehrslösungen. Vor der Feldherrnhalle befindet sich der große Stand von Mercedes-Benz. Weitere Aussteller sind ADAC, Bosch, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt oder VW.

Hier ist der Platz der vielen Worte: Auf dem Marienplatz soll diskutiert werden – über die Gesellschaft und die Mobilität der Zukunft. Hier ist auch der Standort der großen Dialogbühne – unverkennbar mit den großen blauen Lettern „IAA“. Als Besucher kann man sich an den Debatten mit namhaften Talkgästen direkt beteiligen. Aussteller am Marienplatz sind der Flughafen München, die TU München und der Seniorenbeirat der Stadt München.

„Spannende Erlebnisse auf zwei oder vier Rädern“ – das verspricht die IAA den Besuchern auf dem Marstallplatz. Vor allem für Kinder und ihre Eltern ist hier viel geboten. „Aufregende Parcours und Kletterangebote sorgen für Spannung“, heißt es. Zudem wird ein Kinderschminken angeboten, es gibt ein Kinderkarussell und sogar eine „Kinderfahrschule“ mit „den coolsten Fahrzeugen für Kids“. Zum Beispiel kann man auch die neuesten Fahrradmodelle einem Härtetest unterziehen. Der Zugang zu den Familien-Angeboten am Marstallplatz ist kostenlos. ast

Eintrittspreise: Der Eintritt zum sogenannten Open Space der IAA in der Innenstadt ist kostenlos. Das „Experience Ticket“ (20 Euro, Wochenende 25 Euro) ist die Eintrittskarte für die IAA auf dem Messegelände. Am Besuchstag sind darin auch Fahrten des ÖPNV im Stadtgebiet enthalten. Alle Infos zu den Tickets unter www.iaa.de

IAA Mobility in München: Die Chip-Sorgen

Sorgenthema aller Hersteller ist derzeit der Chipmangel. Er hoffe, dass sich die Lage im vierten Quartal verbessere, hatte Daimler Chef Ola Källenius am Sonntag gesagt. Allerdings werde die Nachfrage nach Halbleitern höher sein als die Produktionskapazität. Dies sei „ein strukturelles Problem“ und habe nichts mit der Pandemie zu tun. Eine deutliche Entspannung sei erst 2023 zu erwarten. Etwas optimistischer ist VW: Bis sich die Lage wieder entspanne, könne es „bis Ende 2022 dauern“, warnte Einkaufsvorstand Murat Aksel. Dagegen hofft BMW auf ein Ende der Chip-Krise in sechs bis zwölf Monaten. Ohnehin habe man, wie Oliver Zipse sagte, im ersten Halbjahr die Beeinträchtigungen gering halten können. Doch nun traf es auch den Münchner Konzern. Man hätte, so Zipse heuer, „in die Richtung 100 000 Fahrzeuge“ mehr verkaufen können, wenn es den Mangel nicht gäbe. Mehrere Werke mussten auf Ein-Schicht-Betrieb zurückfahren.

IAA Mobility in München: Audi setzt auf die Stadt

Keinen Stand direkt auf dem Messegelände haben VW-Töchter wie Porsche und Audi. „Wir wollten uns bewusst für ein Konzept entscheiden, wo wir die Marke für eine breite Öffentlichkeit erlebbar machen können“, sagt Hildegard Wortmann, als Audi-Vorstandsmitglied für den Vertrieb der VW-Tochter zuständig. Allein 47 Diskussionsveranstaltungen mit 70 Rednern unter anderem zu Themen wie Nachhaltigkeit und Digitalisierung finden im „House of Progress“ am Wittelsbacherplatz statt. Davor stehen aktuelle Audi-Elektroautos für Probefahrten bereit. - MARTIN PREM UND THOMAS SCHMIDTUTZ *tz.de/muenchen ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA

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