„Momentan wird offensiv mit Reduzierungen geworben“, berichtet Thomas Aigner, Chef der Firma Aigner Immobilien.
Auch er sieht die hohen Zinsen als wesentlichen Hintergrund. Klar: Wenn der Bank-Kredit teurer wird, akzeptieren die Käufer die irren Quadratmeter-Preise nicht mehr, die zuletzt üblich waren. Allerdings gibt’s die Rabatte nicht nach dem Gießkannenprinzip. „Die Preise fallen nicht auf gesamter Linie ins Bodenlose.“ Aigner analysiert: Es werde wieder genauer differenziert.
Preissteigerungen unabhängig von Lage oder Zustand der Immobilie gehören der Vergangenheit an. Zu sehen ist das auch an der Entwicklung der Immobilienpreise in München. Laut Statista lag der Quadratmeterpreis im zweiten Quartal dieses Jahres bei durchschnittlich 8017 Euro - immer noch irre hoch, aber doch so niedrig wie seit dem dritten Quartal 2020 (8009 Euro) nicht mehr.
Im Umland ist es ähnlich: 150.000 Euro billiger als zuvor ist ein Haus in Neuried geworden. Jetzt kostet es noch 1,99 Millionen Euro. Dafür gibt’s ein voll saniertes Gebäude mit Garten, Sauna und Whirlpool auf 470 Quadratmetern Grund. Der angedachte Preis sei nicht mehr drin gewesen, sagt Makler Andreas Hoffmann: „Die Zeiten haben sich geändert.“ Die hohen Preise aus der Zeit vor den Zinssprüngen seien im Umland nicht mehr zu erreichen.
12.000 Euro Nettoeinkommen im Monat - so viel Geld benötigt eine Familie, um sich derzeit den Bau eines eigenen Reihenhauses mit 95 Quadratmetern Wohnfläche in München leisten zu können. Dazu müsse man noch ein Eigenkapital von 94.000 Euro mitbringen. Das haben die Forscher des Pestel-Instituts in ihrer aktuellen Regional-Analyse zum Wohnungsmarkt errechnet.
„Für Normalverdiener ist das unerreichbar“, sagt Instituts-Leiter Matthias Günther. Nur noch eine „Verdiener-Elite“ von wenigen Menschen könne sich einen Bau leisten. „München ist deshalb auch eine Mieter-Stadt - und das wird sie auch bleiben“, sagt Günther. Ein Grund dafür seien die hohen Bodenpreise, die neben Zinsen und weiter gestiegenen Baukosten für die Untersuchung herangezogen wurden.
Im Landkreis München sieht die Lage für Bauherren ebenfalls nicht rosig aus: Für Haushalte liegt hier die Grenze bei einem Nettoeinkommen von 7800 Euro im Monat, mit denen sich ein Bau realisieren lasse. Zudem benötige man im Landkreis ein Eigenkapital von 61.000 Euro. Wirklich viele seien das nicht, die über solche Mittel verfügen, so Günther.
„Für alle anderen Haushalte ist Wohneigentum nur machbar, wenn der Staat den Menschen dabei unter die Arme greift“. Er schlägt deshalb ein staatliches Baudarlehen vor, das „den Haushalten durch einen langfristigen Niedrigzins auch Sicherheit bietet“. Damit würde sich das notwendige Einkommen für den Bau reduzieren.
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