1. tz
  2. München
  3. Stadt

Immo-Beben! Wohnungen in München jetzt billiger – Häuslebauer brauchen 12.000 Euro netto 

Kommentare

Der Münchner Immobilien-Markt verändert sich.
Der Münchner Immobilien-Markt verändert sich. © Sven Hoppe

Große Veränderung auf dem Münchner Immobilienmarkt: Wohnungen werden günstiger! Und eine Studie zeigt: Bauen ist nur für reiche Menschen möglich.

München - Reduziert. Dieses Wort steht über dem Angebot der Maklerfirma Immo8 für eine Wohnung in Perlach. Nahe dem Hachinger Bach liegt die 80-Quadratmeter-Bleibe - sie kostet 819.000 Euro. Ursprünglich sollte genau diese Wohnung den Besitzer eigentlich für 899.000 Euro wechseln - satte 80.000 Euro mehr.

Rabatt gibt es derzeit auf viele Immobilien – zum Beispiel auf eine Wohnung in Perlach.
Rabatt gibt es derzeit auf viele Immobilien – zum Beispiel auf eine Wohnung in Perlach. © Immo8

Unser München-Newsletter informiert Sie regelmäßig über alle wichtigen Geschichten aus der Isar-Metropole. Melden Sie sich hier an.

Immobilienmarkt: Geringe Nachfrage lässt Preise in München sinken

Doch das gibt der Markt mittlerweile kaum noch her. Deshalb gibt’s jetzt Rabatt! „Die hohen Zinsen sind der Grund, dass die Kaufanfragen stark zurückgehen“, sagt Maklerin Rosemarie Raster von Immo8.

Diese Wohnung in Aubing kostet statt 390 000 nur noch 360 000 Euro.
Diese Wohnung in Aubing kostet statt 390.000 nur noch 360.000 Euro. © Windisch Immobilien

Dieser Trend ist mittlerweile großflächig festzustellen: Viele Maklern bieten Eigentumswohnungen zu reduzierten Preisen. In Aubing steht etwa eine Dachgeschosswohnung mit Balkon zum Verkauf. 54 Quadratmeter groß. „Kaufpreis reduziert!“, steht groß über dem Inserat. 360.000 Euro kostet das Apartment, ursprünglich wollte der Eigentümer 390.000 Euro. Also 30.000 Euro Rabatt.

12 000 Euro Nettoeinkommen für den Hausbau in München

Der Grund: „Die Nachfrage war beim Ursprungspreis zu gering“, sagt Janik Windisch von Windisch Immobilien. Das Unternehmen bietet die Wohnung an. Immer wieder müsse man Preise nach unten anpassen: „Doch selbst dann ist es noch kein Selbstläufer.“
„Momentan wird offensiv mit Reduzierungen geworben“, berichtet Thomas Aigner, Chef der Firma Aigner Immobilien.

Thomas Aigner von Aigner Immobilien
Thomas Aigner von Aigner Immobilien © Fkn

Auch er sieht die hohen Zinsen als wesentlichen Hintergrund. Klar: Wenn der Bank-Kredit teurer wird, akzeptieren die Käufer die irren Quadratmeter-Preise nicht mehr, die zuletzt üblich waren. Allerdings gibt’s die Rabatte nicht nach dem Gießkannenprinzip. „Die Preise fallen nicht auf gesamter Linie ins Bodenlose.“ Aigner analysiert: Es werde wieder genauer differenziert.

Ein Quadratmeter in München kostet rund 8017 Euro

Preissteigerungen unabhängig von Lage oder Zustand der Immobilie gehören der Vergangenheit an. Zu sehen ist das auch an der Entwicklung der Immobilienpreise in München. Laut Statista lag der Quadratmeterpreis im zweiten Quartal dieses Jahres bei durchschnittlich 8017 Euro - immer noch irre hoch, aber doch so niedrig wie seit dem dritten Quartal 2020 (8009 Euro) nicht mehr.

Auch ein Haus in Neuried wird nun günstiger angeboten.
Auch ein Haus in Neuried wird nun günstiger angeboten. © Hoffmann

Im Umland ist es ähnlich: 150.000 Euro billiger als zuvor ist ein Haus in Neuried geworden. Jetzt kostet es noch 1,99 Millionen Euro. Dafür gibt’s ein voll saniertes Gebäude mit Garten, Sauna und Whirlpool auf 470 Quadratmetern Grund. Der angedachte Preis sei nicht mehr drin gewesen, sagt Makler Andreas Hoffmann: „Die Zeiten haben sich geändert.“ Die hohen Preise aus der Zeit vor den Zinssprüngen seien im Umland nicht mehr zu erreichen.

Bauen nur für Reiche: Neue Studie für München und das Umland

12.000 Euro Nettoeinkommen im Monat - so viel Geld benötigt eine Familie, um sich derzeit den Bau eines eigenen Reihenhauses mit 95 Quadratmetern Wohnfläche in München leisten zu können. Dazu müsse man noch ein Eigenkapital von 94.000 Euro mitbringen. Das haben die Forscher des Pestel-Instituts in ihrer aktuellen Regional-Analyse zum Wohnungsmarkt errechnet.

„Für Normalverdiener ist das unerreichbar“, sagt Instituts-Leiter Matthias Günther. Nur noch eine „Verdiener-Elite“ von wenigen Menschen könne sich einen Bau leisten. „München ist deshalb auch eine Mieter-Stadt - und das wird sie auch bleiben“, sagt Günther. Ein Grund dafür seien die hohen Bodenpreise, die neben Zinsen und weiter gestiegenen Baukosten für die Untersuchung herangezogen wurden.

Im Landkreis München sieht die Lage für Bauherren ebenfalls nicht rosig aus: Für Haushalte liegt hier die Grenze bei einem Nettoeinkommen von 7800 Euro im Monat, mit denen sich ein Bau realisieren lasse. Zudem benötige man im Landkreis ein Eigenkapital von 61.000 Euro. Wirklich viele seien das nicht, die über solche Mittel verfügen, so Günther.

„Für alle anderen Haushalte ist Wohneigentum nur machbar, wenn der Staat den Menschen dabei unter die Arme greift“. Er schlägt deshalb ein staatliches Baudarlehen vor, das „den Haushalten durch einen langfristigen Niedrigzins auch Sicherheit bietet“. Damit würde sich das notwendige Einkommen für den Bau reduzieren.

Noch mehr aktuelle Nachrichten aus München und der Region finden Sie auf tz.de/muenchen.

Auch interessant

Kommentare