„Völliger Irrsinn“- Dutzende Keller in Schwabing saufen ab - Anwohner mit Problem komplett allein gelassen

Über 50 Keller in München-Schwabing stehen unter Wasser - die Ursache ist unklar. Die Bewohner pumpen für viel Geld ab. Doch niemand fühlt sich zuständig.
- Seit Jahren schon stehen Keller in München-Schwabing unter Wasser - nun hat sich die Lage noch einmal verschlimmert.
- Die Anwohner zahlen hohe Summen für das durchgehende Abpumpen der Wassermassen.
- Die Ursache hinter dem Grundwasser-Skandal ist unklar.
München - Es ist ein heißer und trockener Sommer geworden, auch in München*. Doch während draußen viele nach Erfrischung lechzen und in Deutschland Wasserknappheit herrscht, steht in unzähligen Kellern in Schwabing gerade das Grundwasser - und es hört nicht auf. 15-30 Zentimeter ist es gerade hoch. Allerdings nur, weil zwei Hochleistungspumpen das Wasser permanent abtransportieren. Schon seit Jahren sprudelt Grundwasser in die Tiefgarage der Genterstraße 13. und die benachbarten Keller. „Du kannst so viel pumpen wie du willst, es hört einfach nicht auf!” erzählt Franziska von Gagern. Als das Debakel vor 5 Jahren begann, war sie eine der ersten Betroffenen.
München: Grundwasser in Schwabing steigt gefährlich an - Anwohner in ständiger Angst
Ihr Kampf um Unterstützung ist für sie und ihre Mitstreiter inzwischen fast zum „Full-Time-Job“ geworden, erzählt die Münchner Fotografin. „Wir reden hier von einem Dauerzustand!“, erklärt sie. Anwohner und auch viele ältere Menschen leiden permanent unter den Schäden und Einschränkungen. Erst vor kurzem musste eine Souterrain-Wohnung komplett geleert werden und ein Filmemacher musste sein Archiv nach Berlin verlegen.
Die Anwohner im Gebiet in Nord-Schwabing* leben in ständiger Angst. „Jeder Regen wird spürbar ,sodass man wirklich Angst bekommt. Bei einem größeren Regen steigt der Wasserspiegel jedes Mal um 10 Zentimeter“, heißt es von einem Betroffenen. Lange war das Mehrparteien-Haus an der Genterstraße 13 als einziges betroffen. Seit Januar werden es jeden Tag mehr. Immer noch bekommt Franziska von Gagern täglich Anrufe von benachbarten Anwohnern, die inzwischen auch betroffen sind.

Grundwasser-Skandal in München: Betroffene Bewohner zahlen 90.000 Euro für Abwasserrechnung
„Was wir natürlich haben, sind irrsinnige Kosten!“ betont die Anwohnerin. Um das Abpumpen der Wassermassen kümmern sich die Bewohner seit Jahren selbst. 2019 hieß das: Eine Abwasserrechnung von 90.000 Euro. Solange nicht klar ist, was die Ursache des Katastrophenfalls ist, scheint sich von der Stadt niemand zuständig zu fühlen. Ein geo-hydrologisches Gutachten steht noch aus. Vermutet wird ein mögliches Leck im Kleinhesseloher See. Gegenüber der AZ schreibt das Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU): „Folgende Faktoren sind zu prüfen: Grundwasserdüker, Abdichtung von Abwasserkanälen, Sanierung des Kleinhesseloher Sees, Einschalung des Bachs Schwarze Lacke, Verdichtung durch Bebauung.“
Bis dahin werden alle Lösungsansätze, wie Brunnen abgelehnt oder müssen selbst bezahlt werden. Statt den Bewohnern möglichst schnell zu helfen, wird sich lediglich in Schuldzuweisungen verstrickt. Die Kosten werden einfach weiter auf die Bewohner abgewälzt.

München: Grundwasser-Skandal in Schwabing - Stadträte versprechen erste Hilfs-Ansätze
Nachdem immer mehr Keller in Schwabing betroffen sind und die Stimmen immer lauter werden, gibt es nun endlich einen Hoffnungsschimmer. Die Stadträte haben sich eingeschaltet. In einem gemeinsamen Antrag fordern mehrere Parteien eine „dringlichen Behandlung und rasche Hilfe“.
Der „Katastrophenfall“ wird im nächsten Feriensenat am 19. August besprochen. Bis dahin wird auch die nächste Abwasserrechnung der Anwohner immerhin gestundet, also aufgeschoben. „Trotz allem sind wir sehr dankbar über dieses Zeichen von Verständnis", betont von Gagern. Sie und ihre Nachbarn hoffen, dass die Stadträte genug Druck auf die Stadtverwaltung ausüben können, um nicht nur langfristig nach einer Ursache des Problems zu suchen, sondern auch eine schnelle, Lösung zum kurzfristigen Abtransport der Wassermassen zu ermöglichen. „Wie viel das kostet und wie lange das dann alles dauert, steht aber noch in den Sternen” (vs)
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