Auch präventiv hatten Münchner Richter aber den Gewahrsam angeordnet. Zwei Aktivisten müssen noch bis 5. Januar hinter Gitter. Rupp zufolge ist das „unverhältnismäßig“ und „verfassungswidrig“. Denn hier werde „nicht eine vollzogene Straftat bestraft“, sondern mit einer Prognose die Gefährlichkeit bewertet.
In einer Diskussionsrunde am Freitag im Eine-Welt-Haus in der Schwanthalerstraße wurde das Thema kritisch diskutiert. Strafverteidiger Jochen Ringler sieht in dem Gewahrsam gar „eine Art polizeiliche Untersuchungshaft“, die es so gar nicht gegen dürfte. „Die Justizvollzugsanstalten sind gar nicht willens diesen Gewahrsam durchzuführen.“
Jörg Jovy vom Bündnis „NoPag“ wies darauf hin, dass das Polizeiaufgabengesetz ursprünglich zum Einsatz gegen Terroristen gedacht sei. Also zur Gefahrenabwehr gegen Attentäter – und nicht gegen Aktivisten. Er fordert nun „Entscheidungen des Bayerischen Verfassungsgerichtshofes und des Bundesverfassungsgerichts“ und warnte, Aktivisten zu kriminalisieren. Diese Erfahrung hat Aktivistin Lisa Pöttinger gemacht: „Der Staat fährt seine Waffen gegen uns auf.“
Innenminister Joachim Herrmann kritisierte: „Die Versuche der Linken, sich bei den Klimachaoten anzubiedern, offenbaren ihr abgrundtiefes Misstrauen gegenüber der Polizei.“ Der Unterbindungsgewahrsam sei „eine für die Polizeiarbeit grundlegende und unverzichtbare Befugnis im Bayerischen Polizeiaufgabengesetz (PAG) zur Gefahrenabwehr.“
Jeder Einzelfall werde genau geprüft, am Ende entscheiden Gerichte. „Die Hürden für eine längerfristige Gewahrsamnahme sind jedenfalls hoch. Ein Gewahrsam von bis zu 30 Tagen wird dementsprechend die absolute Ausnahme bleiben“, sagt Herrmann. Forderungen für mehr Klimaschutz findet er legitim. „Für das rabiate Vorgehen der Klimachaoten fehlt mir aber jegliches Verständnis.“
Problematisch sei vor allem „das krude Selbstverständnis, mit Gewalt Mehrheitsentscheidungen für sich erzwingen zu wollen und für sich zu beanspruchen, dass Regeln nicht mehr gelten.“ Herrmann warnt: Der Zweck heiligt nicht jedes Mittel! Das sind keine harmlosen Klimaschützer, das sind Straftäter, die auch nicht davor zurückschrecken, andere mit ihren zweifelhaften Aktionen zu gefährden.“
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