1. tz
  2. München
  3. Stadt

Klimaschutz und günstiger Wohnungsbau in München – für Grüne und SPD kein Widerspruch

Kommentare

Das Münchner Rathaus - im Hintergrund die Frauenkirche.
Grüne und SPD wollen günstige Wohnungen und dennoch hohe Energiestandards. © Offenberg/imago

Klimaschutz an Gebäuden kann teuer werden. Trotzdem wollen Münchens SPD und Grüne diesen mit günstigem Wohnungsbau vereinen – und reichen ein Antragspaket ein.

München – Es ist ein schwieriges Unterfangen, Klimaschutz bei Gebäuden und günstigen Wohnungsbau zu vereinen. Denn: hohe Energiestandards sind nun mal teurer als herkömmliches Bauen. Grüne und SPD im Münchner* Rathaus wollen es aber mit einem vierteiligen Antragspaket versuchen.

Im Vordergrund steht dabei eine konsequente Reduzierung des Energieverbrauchs von Gebäuden der Stadt und ihrer Gesellschaften. Für neu errichtete Wohnungen* der Wohnungsbauer GWG und Gewofag soll der Energiestandard KfW Effizienzhaus 40 als verbindliche Mindestnorm festgelegt werden.

Das bedeutet, vereinfacht ausgedrückt, dass diese Häuser nur 40 Prozent der Energie eines herkömmlichen Gebäudes verbrauchen. Überdies sollen auch Passivhäuser geprüft werden, die unter anderem aufgrund hoher Dämmung in der Regel keine klassische Heizung benötigen. Vorstellbar wären auch Plusenergiehäuser, die etwa durch Fotovoltaik selbst mehr Energie erzeugen, als sie im Jahr verbrauchen.

München: Energieeffizienz beim Bauen – Grüne und SPD wollen Mehrkosten stemmen

Für bereits in Planung befindliche Neubauten sollen GWG und Gewofag die Mehrkosten für oben genannte Standards eruieren, der Stadtrat wird dann eine Kostenübernahme aus dem Klimaschutzbudget prüfen.

Gleichzeitig will die grünrote Stadtratsmehrheit die Sanierungsrate der städtischen Wohnungsbaugesellschaften auf bis zu vier Prozent steigern, wobei jeweils der höchste sinnvolle technische Standard umgesetzt werden soll. Insbesondere bei großen preisgebundenen Wohnungsbeständen soll über entsprechende Förderprogramme eine rasche energetische Sanierung erreicht werden.

München: Schulbauten sollen auf den Prüfstand – Geht es auch besser fürs Klima?

Öffentliche Gebäude sollen künftig als Nullenergiehäuser errichtet, die – ähnlich wie Plusenergiehäuser – selbst so viel Energie erzeugen, wie sie verbrauchen. Auch hier soll geprüft werden, ob bereits existierende Planungen an die neuen Standards angepasst werden können, etwa bei Schulbauten.

Gleichzeitig wollen Grüne und SPD die Zielzahlen im geförderten und preisgedämpften Wohnungsbau auf 4000 Einheiten pro Jahr erhöhen. Die städtischen Wohnungsbaugesellschaften sollen dabei ihren Beitrag zur Bekämpfung der Wohnungsnot auf jährlich 2000 Wohnungen anstatt der bisher 1250 Wohneinheiten erhöhen. Die restlichen 2000 sollen von Genossenschaften, aber auch von privaten Unternehmen errichtet werden, die beispielsweise bezahlbare Wohnungen für ihre Mitarbeiter zur Verfügung stellen sollen.

Münchens Grünen-Vize Dominik Krause: „Zukunftsthemen Klimaschutz und Wohnungsbau“

„Wir bekräftigen mit diesem Antragspaket die Stoßrichtung aus unserem Koalitionsvertrag bei den beiden für diese Stadt so entscheidenden Zukunftsthemen Klimaschutz und Wohnungsbau“, sagt Grünen-Vize Dominik Krause. Das Erreichen der Klimaneutralität sei nur möglich, wenn neue Gebäude möglichst energieeffizient gebaut, mit erneuerbaren Energien versorgt und die Gebäudesanierungen mit viel Kraft vorgetrieben werde. „Hier setzen wir für unsere städtischen Gebäude und auch die Gebäude der städtischen Tochtergesellschaften klare Mindeststandards.“

Bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und gleichzeitig die Klimaziele zu erreichen, das sei kein Widerspruch, bekräftigt SPD-Chef Christian Müller. „Deshalb erhöhen wir auf der einen Seite die Zielzahlen im Wohnungsbau. Als Stadt stehen wir hier mit unseren städtischen Wohnungsbaugesellschaften in der Pflicht. Gleichzeitig erwarten wir aber auch von privaten Unternehmen, dass sie Verantwortung für die Gesellschaft übernehmen und Wohnungen für ihre Mitarbeitenden bauen.“

Den Bestand zu sanieren sei eine Mammutaufgabe, räumt Grünen-Chefin Anna Hanusch ein. „Doch hier schlummern riesige CO2- Einsparpotenziale. Die beträchtlichen finanziellen Mittel für diese Ziele können wohl nur mit Unterstützung von Bund und EU sichergestellt werden. Aber wir müssen jetzt schon den richtigen Weg einschlagen und unsere Planungen entsprechend anpassen.“ *tz.de und merkur.de sind ein Angebot von IPPEN.MEDIA

Auch interessant

Kommentare