Mietbetrüger kassierte erst die Kaution, dann tauchte er ab - jetzt muss er ins Gefängnis

Er prellte Mietinteressenten um ihre Kaution und tauchte ab. Nun muss ein Betrüger längere Zeit ins Gefängnis. Eine Komplizin sitzt schon ein.
München - Die Taktik war hinterlistig: Zu den Besichtigungsterminen in der Allacher Straße luden die Miet-Betrüger vorwiegend junge Interessenten wie Studenten, Auszubildende oder ausländische Bürger ein. Menschen, die auf dem Münchner Wohnungsmarkt kaum Chancen haben. Das war wohl auch der Grund, warum die Interessenten – trotz Skepsis – die Kaution von 2000 Euro sofort in bar bezahlten.
Alles Lug und Betrug! Die Wohnung gehörte weder der Haupttäterin Mona H. noch ihrem Bekannten, dem Mittäter Daniel S., der bei der Gewofag zu Miete wohnte. Beide kassierten die Kautionen, tauchten unter – und die vermeintlich glücklichen Mieter waren in der Regel pleite, hatten kein neues Zuhause.
Mietbetrüger sollen sich 43.000 Euro ergaunert haben
Am Dienstag wurde der 39-jährige S. vor dem Landgericht wegen Beihilfe zum gewerbsmäßigen Betrug in vier Fällen zu einem Jahr und acht Monaten Knast verurteilt. Mona H. sitzt als Haupttäterin bereits hinter Gittern – für drei Jahre! Sie hatte Dutzende Mieter mit der Masche um viel Geld geprellt – die Staatsanwaltschaft geht von 43 .000 Euro aus. Neben der Wohnung in Allach nutzte H. auch Adressen von Bekannten in Sendling und Moosach.

Alle vier Betrugsopfer waren am Dienstag geladen, um die miese Tour des Gaunerpaares zu schildern. Darunter auch ein Handwerker (23), der im Zeugenstand das Vorgehen schilderte. Er sei auf der Suche nach seiner ersten eigenen Wohnung gewesen. Seine Ausbildung hatte der Münchner abgeschlossen, jetzt wollte er aus seinem Elternhaus ausziehen. Im Internet fand er das Inserat für ein Einzimmer-Appartement, 700 Euro warm. Er wurde zum Besichtigungstermin eingeladen.
München: Vermeintliche Vermieterin täuschte Notsituation vor
Daniel S. habe geschwärmt, wie schön es sei, hier zu wohnen. Aber er selber müsse ausziehen, weil die Wohnung nicht behindertengerecht sei. Wegen einer Muskelschwund-Erkrankung sitze er im Rollstuhl. Mona H. gab sich als Besitzerin der Wohnung aus. Beim Unterschreiben des Mietvertrags habe H. erklärt, sie brauche die Kaution von 2500 Euro sofort, da der Vormieter – also ihr Mittäter Daniel S. – erhebliche Mietrückstände habe und sie sonst nicht renovieren könne. Auch die anderen Zeugen gaben an, dass es so ähnlich bei ihnen abgelaufen sei.
München: Komplize streitet Tat zunächst ab
Einer Interessentin habe H. sogar erzählt, dass ein verpacktes Waschbecken in der von ihr neu angemieteten Wohnung angebracht werde. Zum Glück haben alle vier Geschädigte mittlerweile ein neues Heim gefunden. Die erhebliche Kautionssumme aber werden die Betrogenen wohl nie mehr sehen.
Daniel S. bestritt die Taten zunächst, räumte aber im Verlauf der Verhandlung ein, tatsächlich H.s Komplize gewesen zu sein. Es sei „besonders kriminell“, sagte Richter Carsten Freiherr von Chiari, „den schwierigen Münchner Mietmarkt auszunutzen“. Und Leute, die es nicht so dick hätten, um viel Geld zu betrügen.
Mietbetrug in München: Das rät die Polizei
- Immobilienanzeigen im Internet stets mit einer „gesunden Skepsis“ lesen, rät die Polizei: Zum Beispiel, wenn eine renovierte Wohnung in guter Lage zum Schnäppchenpreis angeboten wird.
- Bezahlen Sie die Kaution erst bei Schlüssel- und Wohnungsübergabe, nicht zuvor. Überweisen Sie auf keinen Fall vorab Geld. Das Geld kann sonst einfach weg sein, wie in den Fällen oben.
- Manche im Internet angebotene Wohnungen gibt es gar nicht – oder der vorgebliche Besitzer ist in Wirklichkeit nur ein Airbnb-Mieter. Interessenten sollten zunächst darauf achten, ob es auch Bilder von außen gibt. Danach ist es ratsam, bei Nachbarn zu klingeln und zu fragen, ob die Wohnung tatsächlich zu vermieten ist.
Immer wieder kommt es in München zu ähnlichen Fällen. Diese Erfahrung musste auch eine tz-Leserin machen, die auf der Suche nach einer Wohnung war. Vor wenigen Monaten trieben falsche Polizisten ihr Unwesen in München.