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Durch ungewöhnliche Aktion: Stadt München rettet Mieter für 83 Millionen Euro

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Haus an der Ecke Schleißheimer und Gernotstraße
Stadträte und glückliche Bewohner des Hauses an der Ecke Schleißheimer und Gernotstraße, das die Stadt jetzt kaufen will. © Markus Götzfried

Mit dem Erwerb der 117 Wohnung macht die Stadt München den dortigen Mietern eine Freude. Und sie schafft auch noch gleichzeitig Wohnraum mit bezahlbaren Mieten.

München - Die Stadt kauft 117 Wohnungen in Schwabing für 83,4 Millionen Euro. Das hat der Stadtrat in nicht öffentlicher Sitzung entschieden. Das Gebäude an der Schleißheimer/Gernotstraße war von einem Investmentfonds aus Luxemburg angeboten worden. Der Kaufpreis liegt offenbar 3,5 Prozent über dem von Gutachtern ermittelten Verkehrswert. Nun geht die Anlage in den Besitz der GWG.

Hätte die Stadt München nicht zugegriffen, wären die Wohnungen in den Einzelverkauf gegangen. 67 Wohnungen sind belegt, 50 frei, 22 davon werden saniert, 28 entstehen durch Nachverdichtung. GWG und das städtische Kommunalreferat hatten vom Kauf abgeraten, da er unwirtschaftlich sei.

Stadt München kauft Wohnungen in Schwabing: Eigentlich eher ungewöhnliches Vorgehen

Es ist tatsächlich eher ungewöhnlich, dass die Stadt Wohnungen auf dem freien Markt erwirbt. Herkömmlich hat die Verwaltung ein Vorkaufsrecht in städtischen Erhaltungssatzungsgebieten, das sie aktuell aber allenfalls bei Schrottimmobilien anwenden darf. Das hatte das Bundesverwaltungsgericht entschieden, eine entsprechende Gesetzesänderung war bereits mehrfach von Kommunen wie München, Hamburg oder Berlin eingefordert worden.

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Am Donnerstagnachmittag besuchten Stadträte die Mieter, um sich zu informieren. Vom Baby bis zur fast 102-Jährigen – Altenpfleger, Verkäuferinnen, Solo-Selbstständige: Sie alle sind nun vor krassen Mieterhöhungen und damit vor einem erzwungenen Umzug geschützt.

Bei Linken-Chef Stefan Jagel war die Freude daher groß, dass die Stadt bei den Wohnungen in Schwabing nun zugriff. „Ich freue mich sehr für die Mieter. Die Stadt sollte immer kaufen, wenn es möglich ist. Nur so können wir uns München von den Investoren zurückholen.“

München: Stadträte freuen sich über Wohnungs-Kauf

Auch aus Sicht der Rathaus-Kooperation ergibt das Vorgehen Sinn. Grünen-Stadträtin Sybille Stöhr sagte auf Anfrage, ihre Fraktion habe sich für den Kauf ausgesprochen, da die Stadt ja derzeit auf die Ausübung der Vorkaufsrechte verzichten müsse. „Daher müssen wir jegliche Möglichkeit nutzen, direkt Immobilien zu erwerben. Es ist ein guter Tag für den Milieu-, Bestands- und Mieterschutz. Ich freue mich, dass wir bezahlbaren Wohnraum erhalten haben.“

Das Ziel sei klar: Die Stadt wolle mindestens 100.000 Wohnungen in städtischer Hand, ergänzte SPD-Vize Kathrin Abele. „Dafür schaffen wir neuen Wohnraum und dafür erhalten wir Wohnungen mit bezahlbaren Mieten.“

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