Ein weiterer betroffener Bereich wäre das Brauereiwesen. Laut Deutschem Brauerbund setzt sich der Energieverbrauch hier ungefähr zu einem Drittel aus Strom und zwei Dritteln aus Gas zusammen. Der Münchner Hofbräu setze derzeit sogar nur auf Gas, berichtet Sprecher Stefan Hempl. Vorgänge wie das Kochen beim Brauen sowie das Abfüllen seien sehr energieintensiv. „Wir haben den Vorteil, dass wir jederzeit auf Öl umstellen könnten. Das wäre dann aber natürlich eine Mengen- und Preisfrage.“ Der ohnehin schon steigende Bierpreis könnte so weiter anziehen (wir berichteten).
Die Gastronomie, noch schwer von Corona gebeutelt, steht vor der nächsten Krise. „Ich habe große Angst, dass wir wieder die Leidtragenden sind“, sagt Christian Schottenhamel, Wirt vom Paulaner am Nockherberg. Zwar läuft seine Küche wie die meisten Gastronomie-Küchen mit Strom, aber auch der wird teils aus Gas gewonnen. „Im schlimmsten Fall müssten wir bei einem Engpass schließen – wieder mal.“ Stephan Kuffler (Seehaus, Spatenhaus) stimmt zu: „Das volle Programm könnten wir im Fall einer Lieferbeschränkung nicht mehr anbieten.“ Optimistisch bleibt Gregor Lemke vom Augustiner Klosterwirt, Sprecher der Innenstadtwirte. „Ich bin sicher, dass der Ernstfall nicht eintreten wird. Und selbst wenn: Wir haben ohnehin keinen Plan B! Wir können ja schlecht zehn Gaskartuschen kaufen und an die Heizung hängen.“
Olaf Zimmermann, Obermeister der Innung Spengler, Sanitär- und Heizungstechnik (SHK) München, berichtet: „Seit der drastischen Preissteigerung haben wir durchschnittlich 20 Kundenanfragen pro Woche, die ihre Gas- bzw. Ölheizung auf eine Wärmepumpe umstellen möchten.“ Aufgrund des Fachkräftemangels komme man da kaum hinterher. Aber ist das überhaupt nötig? Wie alle Netzbetreiber bereiten sich die Stadtwerke München jetzt noch intensiver auf eine etwaige Gasmangellage vor. „Kurzfristig sind allerdings keine Versorgungsengpässe zu befürchten“, beruhigt Sprecher Michael Silva. „Die ausgerufene Frühwarnstufe ändert für die Belieferung unserer Kunden zunächst nichts.“
Sollte sich die Situation weiter verschärfen, müsse nach dem Krisenplan in der dritten Stufe die Bundesnetzagentur über hoheitliche Maßnahmen wie das Abschalten entscheiden. „Wenn es tatsächlich zu einer Gasmangellage käme, dann wären Haushaltskunden und Wärmeversorger besonders geschützt und erhielten weiterhin vorrangig Erdgas.“ Industrie- beziehungsweise Großkunden würden dann aufgefordert, ihren Verbrauch zu reduzieren. Erst in einem weiteren Schritt würden dann bestimmte Großkunden, wie etwa Industriebetriebe, vom Netz genommen.