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Öl-Bohrungen an der Bavaria? Fulminante Aktion auf Theresienwiese - „Nur auf U-Bahn gestoßen“

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Von: Nadja Hoffmann, Sascha Karowski, Andreas Thieme

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Da ist das Geld: der Schichtl Manfred Schauer samt Scheichs, Bohrgerät, Tanklastwagen und Geldkoffer auf der Theresienwiese.
Da ist das Geld: der Schichtl Manfred Schauer samt Scheichs, Bohrgerät, Tanklastwagen und Geldkoffer auf der Theresienwiese. © Oliver Bodmer

Die geplante Wüsten-Wiesn in Dubai sorgt weiter für Schlagzeilen: Zum einen landet der Rechtsstreit der Initiatoren mit der Stadt München heute vor Gericht. Zum anderen sorgt ein wahres Wiesn-Urgestein dafür, dass Kritik an dem orientalischen Bierfest laut wird. Und das auf ganz spezielle Art.

München - Er ist ein wahres Original auf dem Oktoberfest und für seine Sprüche bekannt. Klar, dass dem Schichtl nach der zweiten, coronabedingten Absage der Wiesn das Herz blutet. „Meine Seele bleibt gestaucht“, sagt Manfred Schauer. Und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: „Ich pendel zwischen Psychiater und Veterinär.“ Aber: Für ihn ist es eine Sache, auf das größte Volksfest der Welt zur Sicherheit aller zu verzichten. Einen Abklatsch der Wiesn in der Wüste zu veranstalten, das sei eine ganz andere Nummer. Was der Schichtl von dem geplanten „Oktoberfest“ in Dubai hält, erklärt er nicht direkt. Mehr als 1000 Worte sagt dafür seine Protest-Aktion, die am Donnerstagvormittag zu Füßen der Bavaria Aufsehen erregt hat. Dort ließ der Schichtl richtig schweres Gerät anrollen.

Protestaktion gegen Dubai-Wiesn: Mit Tanklaster und Bohrturm auf die Theresienwiese

„Man kann alles machen, auch auf der Theresienwiese nach Öl bohren“, sagt Schauer. „Das habe ich gemacht und bin nur auf die U-Bahn gestoßen.“ So umschreibt der Wirt, der die älteste Attraktion auf dem Oktoberfest betreibt, seine Persiflage. Die ist ein klares Statement gegen die Planer der Wüsten-Wiesn – den Münchner Ex-Gastronom Dirk Ippen und den Mitveranstalter Charles Blume – zu verstehen. Bei der Protestaktion hat der Schichtl nicht gekleckert, sondern richtig geklotzt. Neben dem Bohrturm stand nämlich ein Tanklastfahrzeug auf der Theresienwiese – inklusive eines gelb leuchtenden Aufklebers mit der Aufschrift „Schichtl Opti Oil“. Arabische Scheichs, oder besser gesagt, Männer die eben wie solche aussehen, durften bei der Aktion nicht fehlen. Genauso wenig wie ein dicker Geldkoffer in der Hand des Münchners*. Der gibt sich richtig begeistert: „Mir haben so viele Leute geholfen.“ Und dass ohne einen Cent – etwa als Leihgebühr für das Bohrgerät – verlangt zu haben. „Wir sind alles Idealisten.“ Denen die Wiesn am Herzen liegt. „Sie ist mein Leben“, bekennt Schauer.

Sorgt für Aufsehen: der große Bohrturm.
Sorgt für Aufsehen: der große Bohrturm. © Oliver Bodmer

Er will sich, wie er betont, gar nicht gegen die Macher eines Bierfestes in Dubai erheben – die sich prompt einen Rechtsstreit mit der Stadt eingehandelt haben. Das Datum der Protestaktion, einen Tag vor den Gerichtstermin, sei Zufall und der notwendigen Organisationszeit geschuldet. Jeder könne machen, was er will. Er stellt aber auch klar: „Den Geburtstag von Manfred Schauer kann halt auch nur Manfred Schauer richtig feiern.“ Genauso sei es bei der Wiesn: „Das Original gibt es nur in München*. Andere laufen dem Geld hinterher.“

Gerichtsstreit um den Dubai-Wiesn-Slogan

Eine Wiesn in der Wüste? Das könnte für München zum Ärgernis werden, wenn nach der zweiten coronabedingten Absage des Oktoberfests nun bald eine Riesengaudi in Dubai stattfinden soll. Auch vor Gericht ist der Streit um das größte Volksfest der Welt längst entbrannt. Hier geht es zunächst um den Slogan: „Oktoberfest goes Dubai“ hatten die Betreiber der geplanten Wüsten-Wiesn auf ihre Homepage geschrieben. Auch im Logo war der Spruch enthalten. Das passte der Stadt München aber gar nicht. Sie erwirkte eine einstweilige Verfügung. Begründung: Unter dem Motto „Oktoberfest goes Dubai“ werde der unzutreffende Eindruck erweckt, das Oktoberfest ziehe in diesem Jahr nach der erneuten Absage in München ersatzweise nach Dubai um oder werde als vom Emirat Dubai als Ganzes in die Wüste geholt.

Laut Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU) setzten die arabischen Veranstalter zudem gezielt die Assoziation zum originalen Münchner Oktoberfest ein. Am Freitag (25. Juni) verhandelt die 17. Handelskammer am Landgericht München I den Fall. Zu einer Einigung kam es im Vorfeld nicht, auch wenn das eine Option gewesen wäre. „Es gibt demnach auch keine Tendenz, wie die Entscheidung ausfallen wird“, sagt Baumgärtner. Immerhin: Den Slogan „Oktoberfest goes Dubai“ haben die Veranstalter der geplanten Wüsten-Wiesn mittlerweile geändert. Auf ihrer Webseite steht jetzt nur noch „Oktoberfest Dubai“. *tz.de/muenchen ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA

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