Weitere Verdächtige im Münchner Polizei-Skandal: Wer steckt noch alles im Koks-Sumpf?

Der Kokain-Skandal rund um die Münchner Polizei weitet sich immer stärker aus. Gegen 36 Beamte und 18 Zivilisten wird aktuell ermittelt, aber die Zahl der Verdächtigen dürfte noch steigen – Ermittler hoffen, dass noch weitere Polizisten auspacken.
München - Der Drogenskandal* der Münchner Polizei zieht immer weitere Kreise. Gegen insgesamt 36 Beamte wird mittlerweile ermittelt – der Kreis der Verdächtigen weitet sich noch immer aus. Wer steckt noch mit drin im Koks-Sumpf? Kürzlich erst wurde bekannt, dass auch Wiesn-Wirt Ludwig Reinbold (34) in den Skandal verwickelt ist. Er kassierte einen Strafbefehl des Amtsgerichts über 100 000 Euro, weil er vier Gramm Kokain gekauft haben soll – vom selben Dealer wie die Münchner Polizisten.
München: Ermittler hoffen darauf, dass Verdächtige noch mehr Kunden verraten
Von der Staatsanwaltschaft heißt es jetzt: „Über die 36 Polizeibeamten hinaus ermitteln wir derzeit auch gegen 18 Zivilisten“, sagt Behördensprecherin Anne Leiding. „Oft sind dies Freunde und Bekannte, mit denen unsere polizeilichen Beschuldigten zu tun hatten.“ Per Handyauswertung waren sie überführt worden.
Aktuell werten die Ermittler rund 6,7 Millionen Chatnachrichten aus, darunter 6,5 Millionen Bilder und 130.000 Videos. Nach Informationen unserer Zeitung ist ein Großteil der Beschuldigten bereits bekannt. Aber: Die Ermittler hoffen darauf, dass Verdächtigte, wenn sie unter Druck geraten, weitere Kunden verraten, die auch im Kokain-Kartell mit drinstecken. Eine Art Schneeball-Prinzip.
„Aus meiner Erfahrung heraus würde es mich nicht verwundern, wenn der Prozess noch die eine oder andere Überraschung und weitere Beschuldigte ans Tageslicht fördern wird“, sagt Anwalt Dr. Nicolas Frühsorger, der Dealer Hakan D. (38, Name geändert) vertritt.
Drogen-Skandal in München: Gegen einen Polizisten wurde bereits Anklage erhoben
Gegen einen Polizisten aus Giesing wurde bereits Anklage erhoben, weitere werden in Kürze folgen. „Die Staatsanwaltschaft schließt derzeit nach und nach einzelne Verfahren gegen Beschuldigte ab“, sagt Oberstaatsanwältin Anne Leiding. Nach Informationen unserer Zeitung sind auch bereits weitere Strafbefehle gegen Beamte beantragt worden. Gegen sechs Beschuldigte wurde das Verfahren hingegen eingestellt, da es keinen Tatnachweis gab. Gegen einzelne weitere Beschuldigte wurden laut Staatsanwaltschaft „wegen lediglich geringfügiger Vorwürfe Einstellungen gegen Geldauflage verfügt oder Strafbefehle beantragt“.

Hakan D. gilt als Kronzeuge der Ermittler. Er hatte bereits etliche koksende Beamte benannt – und auch gegen den Betreiber des Heart-Clubs ausgesagt, dem ebenfalls der Prozess gemacht wird. In der Disco am Lenbachplatz begann der Drogenskandal der Polizei durch eine Razzia, später wurden Dutzende Wohnungen der Münchner Beamten durchsucht, die bald vor Gericht müssen.
„Was hier in unserer Heimatstadt passiert ist, ist ein Skandal und muss vollständig aufgeklärt werden“, sagt Frühsorger. „Wir ermitteln weiter ergebnisoffen“, verspricht Anne Leiding.
Spannend bleibt der Drogenskandal der Polizei vor allem hinsichtlich der sogenannten Kronzeugenregelung, die im Betäubungsmittelgesetz geregelt ist und von der auch Hakan D. profitiert hat. Der Dealer wurde bereits verurteilt, erhielt aber eine geringere Strafe, weil er die Ermittler unterstützt. Sein Verfahren in Bezug auf Drogen-Geschäfte im Heart-Club läuft noch. Sein Anwalt stellt klar: „Die Unterstellung, er habe nur ausgepackt, weil er sich dadurch Vorteile in seinem eigenen Strafverfahren erhoffte, greift zu kurz und wird weder dem Charakter meines Mandanten noch dem hohen persönlichen Preis, den er dafür bezahlt, gerecht“, sagt Frühsorger. *tz.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.
Unser brandneuer München-Newsletter informiert Sie regelmäßig über alles, was in der Isar-Metropole passiert.