Drogenvorwurf gegen Münchner Polizist: Zweigte Beamter Amphetamin ab? „Nicht die beste Zeit, um...“

Ein Münchner Polizist steht im Verdacht, während seines Dienstes sichergestellte Drogen abgezweigt zu haben. Jetzt wird dem 31-Jährigen der Prozess vor dem Amtsgericht gemacht.
- Die Skandale bei der Münchner Polizei reißen nicht ab: Der nächste Beamte muss vor Gericht
- Einem 31-jährigen Polizisten wird Verwahrungsbruch im Amt vorgeworfen
- Er soll sichergestelltes Amphetamin in seinem Schreibtisch aufbewahrt haben
München - Thomas K. (31) überragt seinen Anwalt um mindestens eine Kopflänge, sein Schädel ist rasiert, die Schultern breit wie ein Kleiderschrank. Als Beamter der Münchner* Verkehrspolizei ist Thomas K. nicht unbedingt der Typ, mit dem man diskutieren möchte.
Doch aktuell ist er es, der sich rechtfertigen muss: Vor dem Amtsgericht wird dem Polizisten wegen Verwahrungsbruchs im Amt der Prozess gemacht. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, im Oktober 2020 Amphetamin abgezwackt zu haben. Ein Kollege hatte in der Ramersdorfer Wache beobachtet, dass Thomas K. einfach eine Tüte mit sichergestellten Drogenresten in der Schublade seines Schreibtisches aufbewahrt hatte. „Das hat mich schon überrascht“, sagte der Kollege aus.
München: Beamter soll Drogen in seinem Schreibtisch aufbewahrt haben
Er hatte Thomas K. zuvor gebeten, ihm einen Drogentest vorzuführen. Im Anschluss räumte K. die Tüte auch nicht weg, sondern fuhr erst zu einem Einsatz und anschließend in den Urlaub. Als er zurückkam, sah er sich Drogenfahndern des Bayerischen Landeskriminalamts gegenüber, die zuerst seinen Arbeitsplatz und später auch seine Privatwohnung durchsuchten – jedoch ohne belastendes Ergebnis.

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Der Vorfall mündete in einer Anklage vor dem Amtsgericht, zudem ist Thomas K. suspendiert worden. „Auf einer persönlichen Ebene haben wir uns gut verstanden, wir waren ja Streifenpartner“, sagte der Kollege aus. „Auf der anderen Seite bringt unser Beruf eine hohe Verantwortung mit sich. Es war nicht die beste Zeit für Ungereimtheiten mit Betäubungsmitteln“, sagte er in Anspielung auf den Drogenskandal im Münchner Polizeipräsidium, der gerade parallel von der Justiz aufgearbeitet wird.
Drogenskandal bei der Münchner Polizei: Gegen insgesamt 31 Beamte wird inzwischen ermittelt
Seit Mitte Juli 2018 ermittelt die Staatsanwaltschaft München I gegen zuletzt 37 Polizeibeamte wegen mutmaßlicher Drogenverstöße – allein 31 davon gehören dem Münchner Präsidium an. Zwölf Strafbefehle wurden ausgesprochen und zuletzt in drei Fällen Anklage erhoben. In drei weiteren Fällen wurde das Verfahren gegen Geldauflage eingestellt.

Ähnlich könnte auch der Prozess um Thomas K. ausgehen – laut Gesetz drohen ihm aber bis zu fünf Jahre Haft, denn die Drogen waren für die Asservatenkammer vorgesehen gewesen. Der Kollege meldete den Vorfall seinem Chef, „weil ich mich sonst selbst strafbar gemacht hätte.“ Ein Urteil in dem Strafprozess steht noch aus. (thi) *tz.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA