Es war der erste Prozess in dem Drogenskandal, der das Polizeipräsidium erschütterte. Weitere dürften folgen, sind aber nach Angaben des Amtsgerichts noch nicht terminiert. Vier Polizisten sind bereits angeklagt worden, wie die Staatsanwaltschaft München I Anfang des Monats mitteilte. Die Anklage gegen einen fünften wird vorbereitet.
Nach drei Jahren neigen sich die Ermittlungen der „Soko Nightlife“ langsam dem Ende zu. Es geht um zahlreiche verschiedene Straftaten, die Beamten der Münchner Polizei zur Last gelegt werden: Besitz, zum Teil auch um den Erwerb, den Handel oder die Abgabe von Drogen, mal Marihuana und Kokain, mal auch Ecstasy. Zwei Beamten wird Verwahrungsbruch angelastet, weil sie im Dienst Rauschgift beschlagnahmt und behalten haben sollen. Weitere Taten sind etwa der Verrat von Dienstgeheimnissen oder eine veruntreuende Unterschlagung von Dienstmunition.
Zuletzt hatte die Staatsanwaltschaft gegen 37 Polizeibeamte vor allem aus dem Münchner Präsidium ermittelt sowie gegen 21 weitere Beschuldigte. 16 Verfahren wurden nach Auskunft der Behörde eingestellt, zum Teil wegen eines geringfügigen Tatvorwurfs. Zudem habe man 12 Strafbefehle beantragt, die zum Teil bereits rechtskräftig seien. In einigen wenigen Fälle werde noch ermittelt. Ein ehemaliger Drogendealer hatte entscheidende Hinweise zur Aufklärung des Polizei-Skandals geliefert. Er fungiert jetzt als Kronzeuge.
Münchens Polizeipräsident Thomas Hampel, der das Amt am 1. November von Vorgänger Hubertus Andrä übernommen hat, will hart durchgreifen. Er bezeichnete die Drogen-Vorwürfe als unvereinbar mit dem Selbstverständnis der Polizei und kündigte nach der strafrechtlichen Aufarbeitung konsequente Disziplinarmaßnahmen gegen die Betroffenen an.