Tiny Houses in München: Wo die kleinen Häuschen aufgestellt werden dürfen und was zu beachten ist

Bezahlbar und flexibel auf wenigen Quadratmetern wohnen. Mit Tiny Houses könnte der Traum vom eigenen Heim in München wahr werden. Doch ganz so einfach wie in den USA, dem Ursprungsland der kleinen Häuschen, läuft es in der Landeshauptstadt noch nicht.
München - Zwei kleine Häuser stehen direkt an der Münchner Stammstrecke auf einer Gleisinsel in Pasing. Nur 18 Quadratmeter messen die beiden sogenannten Tiny Houses. Doch ausgestattet mit Badezimmer, Küche, Ess- und Schlafbereich, einer Terrasse sowie einem Garten mit kleinem Teich und Hochbeeten bieten die winzigen Häuschen mit 2,55 Meter Breite, 7,20 Meter Länge und 4 Meter Höhe mehr nutzbaren Raum als einige Einzimmerwohnungen ohne Balkon in München.
Tiny Houses in München: auf einer Gleisinsel in Pasing stehen zwei kleine Häuschen
Dauerhaft wohnen hier die Eigentümer allerdings nicht. Stattdessen handelt es sich bei den beiden Häuschen in Pasing um das Projekt „Tiny PopUp München“. 2020 gestartet, testen hier Felicia Rief und Jonas von „TinyDaHome“ gemeinsam mit Fiona und Boris von „Mission Winzig“ das energie- und wasserautarke Leben auf kleinem Raum. „Für uns ist es einfach eine tolle Möglichkeit, bezahlbar und flexibel zu leben, ohne uns über Jahrzehnte verschulden zu müssen und an einen Ort gebunden zu sein“, erzählt Felicia Rief auf Anfrage der Redaktion. Bei verschiedenen Veranstaltungen und Aktionen informieren die vier Interessierte über Themen wie Umweltschutz, nachhaltiges Leben und Urban Gardening. Ihr Ziel: Ökologisches und innovatives Leben auf temporären, nachverdichteten und ungenutzten Flächen in München auszuweiten. Langfristig möchten die vier ein Update im Wohn- und Baurecht erreichen, um Tiny Houses als nachhaltige Kleinwohnformen zu fördern.
Tiny Houses in München: Vorteile und Hürden
Laut Felicia Rief, Mitbegründerin des Tiny PopUp Projekts, würden sich Tiny Houses in München zur Nachverdichtung und als Zwischenwohnort auf ungenutzten Flächen anbieten. Innerhalb der Stadt könnten mit den Tiny Houses Wohnräume ohne Bodenversiegelung auf Grundstücken entstehen, die für herkömmliche Häuser zu klein sind. Ob auf Flachdächern, in ungenutzten Gärten oder auf Industriebrachen - die Chancen lägen auf der Hand. Zur besseren Vorstellung: Auf der Fläche eines typischen Einfamilienhauses hätten drei bis vier Tiny Houses Platz. Außerdem verursachen die kleinen Häuschen einen geringeren Co2-Fußabdruck als herkömmliche größere Häuser und seien gleichzeitig sowohl im Bau als auch in der Miete günstiger.
Wo die kleinen Häuschen in München aufgestellt werden dürfen, hänge von den Bebauungsplänen, den Flächennutzungsvorschriften und den Bestimmungen der Politik und des Bauamtes ab. Das aktuelle Problem dabei sei, dass Genehmigungs- und Erschließungskosten teilweise fast so hoch seien, wie der Preis für das Haus selbst. Das erschwere sowohl vorübergehende als auch langfristige Projekte. Denn so könnten die für Freiheit, Nachhaltigkeit, Minimalismus und bezahlbaren Wohnraum stehenden Tiny Houses ihre Vorteile nicht ausspielen. Und Eigentümer seien bei einem derart hohen Verwaltungsaufwand weniger bereit, ihre Flächen zu verpachten.
Tiny Houses in München: wo die kleinen Häuschen aufgestellt werden dürfen und was zu beachten ist
Ursprünglich stammt die Idee der Tiny Houses aus den USA. Doch ganz so einfach wie dort läuft es hier nicht. Wer gerne in einem eigenen und vielleicht sogar selbst gebautem Tiny House in München leben möchte, hat zuvor noch einige Regeln zu beachten und Genehmigungen einzuholen. Zunächst sei erst einmal zu unterscheiden, ob es sich um eine „bauliche Anlage“ oder ein Haus auf Rädern handelt, erklärt eine Pressesprecherin der Stadt München vom Referat für Stadtplanung und Bauordnung.
Ist ein Tiny-House auf ein Fahrgestell montiert, gilt es als Wohnmobil. Hier greift das Baurecht nicht. Grundsätzlich gilt in Deutschland, dass jedes Tiny House mit festem Standort, ob auf Rädern oder nicht, an Gas, Wasser, Elektrizität, die Kanalisation und das Straßennetz angeschlossen sein muss. Unabhängig davon, ob diese vom Bewohner genutzt werden möchten.
Wer plant, auf einem eigenen oder gemieteten Baugrundstück im planungsrechtlichen Innenbereich Münchens ein Tiny House aufzustellen und darin dauerhaft zu wohnen, braucht dafür nicht zwangsläufig eine Baugenehmigung. So gelten Gebäude mit einem Bruttorauminhalt von bis zu 75 Kubikmetern als verfahrensfrei. Sonstige planungsrechtliche Vorgaben wie beispielsweise Bebauungspläne oder Bauliniengefüge müssten allerdings dennoch beachtet werden. Sollte sich ein Haus aufgrund seiner Lage beispielsweise nicht in die nähere Umgebung einfügen, sei es - obwohl verfahrensfrei - nicht zulässig. Je nach Lage könnte auch der Natur- oder der Denkmalschutz eine Rolle spielen.
Tiny Houses in München: Tipps und Anlaufstellen für Interessierte
Interessierten, die überlegen, ein Tiny House selbst zu bauen oder in ein fertiges einzuziehen, empfiehlt die Sprecherin, sich vorab bei dem Beratungszentrum der Lokalbaukommission individuell beraten zu lassen. Felicia Rief empfiehlt zudem, offen auf die Politik und die Verwaltung zuzugehen und die Vorteile der Wohnform zu betonen. Das Thema Bodenversiegelung spiele in München eine zentrale Rolle und da mit den Tiny Houses Wohnraum ohne viel Einsatz von Beton und Flächenfraß geschaffen werden kann, könnten sich womöglich bald mehr nutzbare Flächen ergeben. Die Nachbarn hätten ebenfalls einen Vorteil: statt monatelangem Baulärm und Schmutz könne ein Tiny House nämlich innerhalb eines Tages aufgestellt werden.
Tiny Houses in München: Grüne-Rosa Liste und SPD/Volt begrüßen temporäre Aufstellung der Häuschen
Dabei stößt die Idee, mit Tiny Houses in München mehr und günstigeren Wohnraum zu schaffen, teilweise auch in der Politik auf Interesse. Im November 2020 stellten die Fraktionen Grünen-Rosa Liste und SPD / Volt gemeinsam einen Antrag an die Stadtverwaltung, „Tiny Houses als besondere Wohnform zur Zwischennutzung von städtischen und privaten Flächen zu ermöglichen“. Zwar könnten die winzigen Häuser die massive Wohnungsnot in München nicht alleine lösen, doch wären sie insbesondere für Studenten, junge Menschen in der Ausbildung oder Angestellten, die nur vorübergehend in München wohnen, ein interessantes Angebot.
Dabei wiesen die Antragssteller direkt daraufhin, dass in der Kommunikation mit potenziellen Bewohnern und Interessierten immer klarzustellen ist, dass die Tiny Houses grundsätzlich nur auf Grundstücken mit bereits existierendem Baurecht aufgestellt werden dürfen. Dabei sollten Eigentümer von Grundstücken mit Baurecht, die sich vorstellen können, ihre Fläche für ein oder mehrere Tiny Houses zu nutzen, möglichst schnell und unkompliziert Informationen von der Lokalbaukommission erhalten können. Bisher ist der Antrag laut der Stadt München noch in Bearbeitung. Wie und was daraus wird, bleibt noch abzuwarten.