1. tz
  2. München
  3. Stadt

Trotz Gefängnis-Strafen: Klima-Protestler wollen nach Entlassung weiter kleben

Kommentare

Polizisten tragen einen Klimaaktivisten der Umweltschutzbewegung „Letzte Generation“ weg, der sich zuvor auf der Prinzregentenstraße auf den Asphalt geklebt hatte um den Verkehr zu blockiert (Symbolbild).
Polizisten tragen einen Klimaaktivisten der Umweltschutzbewegung „Letzte Generation“ weg, der sich zuvor auf der Prinzregentenstraße auf den Asphalt geklebt hatte um den Verkehr zu blockiert (Symbolbild). © Lennart Preiss/dpa

Ihre Stör-Aktionen verärgern viele Bürger und haben sie nun auch ins Gefängnis gebracht. Die Aktivisten der „Letzten Generation“ wollen dennoch weitermachen.

München - Joel Schmitt versucht zu lächeln, als er durch eine weiße Tür in den kleinen Besucherraum in der JVA Stadelheim tritt. Die kahlen weißen Wände erinnern an ein Arztzimmer. Er setzt sich auf den Stuhl vor der hohen Glasscheibe, die den Raum in zwei Bereiche teilt. Unsere Zeitung konnte den Klima-Kleber in der JVA besuchen – und wollte wissen, was er sich von den Störaktionen verspricht.

Klima-Kleber: Trotz 30 Tage Gewahrsam - „Werden weiter Widerstand leisten“

Schmitt ist 23 Jahre alt, Student und Klimaaktivist bei der Gruppe „Letzte Generation“. Er kam nach einer Klebe-Aktion 30 Tage in Gewahrsam. Ein Monat hinter Gittern sei „eine psychische Herausforderung“, sagt er. Zwar trifft er vormittags und beim Hofgang seine Mitstreiter. Kurz nach Mittag werden aber alle wieder einzeln eingesperrt – und das macht dem jungen Mann zu schaffen. Trotzdem kündigt er an: „Wenn wir nächste Woche Freitag freikommen, werden wir weiter Widerstand leisten.“ Auch am Montag blockierten Aktivisten erneut den Verkehr in München.

13 Aktivisten sitzen noch bis 2. Dezember in Stadelheim. Sie werden – anders als gewöhnliche Gefangene – vorsorglich festgehalten. Das erlaubt das bayerische Polizeiaufgabengesetz, das zur Terroristenabwehr dient. Ob diese Gesetz-Grundlage auch für Protestler wie Joel gilt – auch darüber wird gerade viel diskutiert. Keine Frage: Die Meinungen zu den Klebe-Aktionen gehen auseinander. Seit Wochen erreichen viele Leserbriefe die Redaktion. Viele Bürger fragen verärgert: Was gibt den Aktivisten das Recht, für den Protest Straftaten zu begehen und für Staus und Chaos zu sorgen?

„Letzte Generation“: Aktivist in Gewahrsam - „verstehe die Rekationen“

Joel nickt. „Ich verstehe die Reaktionen.“ Aber er meint, es brauche eine Protestform, die unübersehbar sei. Damit will Joel auf die drohende Klimakatastrophe aufmerksam machen. Er ist lange mit „Fridays for Future“ auf die Straße gegangen – ohne Erfolg. „Erfolg ist, wenn eine Diskussion entsteht, die deutlich macht: So wie wir auf der Erde leben, kann es nicht weitergehen.“

(Unser München-Newsletter informiert Sie regelmäßig über alle wichtigen Geschichten aus der Isar-Metropole. Melden Sie sich hier an.)

Schade sei, dass nun hauptsächlich über ihn und andere Aktivisten gesprochen werde. Somit werde vom eigentlichen Thema abgelenkt, sagt er. „Es sollte über das Versagen beim Klimaschutz geredet werden.“ Er fordert die Politik zum Handeln auf. „Sonst haben die Generationen nach uns kein lebenswertes Leben.“ Aber kommt die Botschaft an? „Ich denke, mit der Zeit schon. Die Bürger werden sich fragen, warum wir diese Strafen auf uns nehmen.“ (Regina Mittermeier)

Auch interessant

Kommentare