Diese Zahl ist kaum zu glauben: Alarmierende Studie zeigt, wie oft Radler in München rote Ampeln ignorieren

Noch schnell über die rote Ampel fahren – für viele Radfahrer ein Bagatelldelikt. Der Automobilclub „Mobil in Deutschland“ kritisiert das – und veröffentlicht ein Video, das dutzende Rotlichtsünder zeigt. Härtere Strafen werden gefordert.
- Fahrradfahrer zählen zu den schwächsten Verkehrsteilnehmer - gehen dennoch öfter forsch zu Werke.
- Die Studie eines Verkehrsclubs verleitet zu der Annahme, dass es in München* täglich Tausende Rotlichtverstöße gibt.
- Das Video ist erschreckend, aber kein Wunder: Jährlich verunglücken viele Radler alleine in dieser Stadt.
München - Die Versuchung auf dem Weg zur Arbeit ist groß. Da gibt es diese eine Ampel. Rot. Jeden Morgen. Je später man dran ist, desto verlockender ist es, einfach mal durchzutreten. 25.000 Mal täglich sollen allein Radler in München über Rot strampeln, so die Schätzung des „Automobilclubs Mobil“ in Deutschland, der Fahrradfahrer mahnt, sich besser an die Verkehrsregeln zu halten.
Radfahrer und rote Ampeln: Studie zeigt, wie viele Vergehen in München stattfinden
Grundlage der Schätzung ist ein Video, das der Club am Mittwoch veröffentlichte. Es zeigt Münchner, die zum Teil mit riskanten Manövern über rote Ampeln radeln. Über zwei Tage hinweg haben Mitglieder von Mobil an 20 Kreuzungen und Straßen in München auf Rotlicht-Radler gewartet. „Wenn man die von uns dokumentierten Verstöße auf die ganze Stadt und 24 Stunden hochrechnet, gehen wir von rund 25.000 Rotlichtverstößen pro Tag durch Radfahrer aus“, sagt Michael Haberland (CSU), Präsident des Automobilclubs. „Eine wahnsinnige Zahl, die im Hinblick auf die Verkehrssicherheit sehr bedenklich ist.“ Aber stimmt die Zahl?
Polizeisprecher Michael Marienwald sagt auf unsere Anfrage: „Ob die 25.000 Verstöße pro Tag stimmen, können wir nicht bestätigen, weil wir keine Dunkelziffern erheben.“ Fakt aber ist: Radeln in der Stadt ist riskant – für alle. 2019 waren 3161 Radler an Unfällen beteiligt, acht davon kamen ums Leben. Über die Hälfte der Unfälle verursachten die Radler selbst. Hauptursachen: Geisterradeln, Alkoholeinfluss, Abbiegefehler, Stürze. Und eben Rotlicht-Unfälle – 113 an der Zahl!
Auch Radfahrer sollten rote Ampeln beachten - zum Wohle der Allgemeinheit
Aber: Verstöße gab’s natürlich viel mehr. Insgesamt 2747 Radler hat die Polizei 2019 dabei erwischt, wie sie bei Rot über die Ampel fuhren. Ein Punkt in Flensburg und Bußgelder zwischen 60 und 180 Euro sind die Folge. Ein sofortiges Fahrverbot oder einen Führerscheinentzug für Radler gibt es zwar nicht – als Folge des Punkts aber möglicherweise schon. Haberland findet so oder so: „Die Steigerung der Verkehrssicherheit kann nur gelingen, wenn sich jeder Einzelne an die Verkehrsregeln hält.“ Einen Anfang kann jeder damit machen, beim nächsten Mal an der Ampel stehen zu bleiben. Auch wenn man zu spät dran ist.
Der Fall bewegt auch Wochen danach: Nachdem ein 37-Jähriger nach einem Fahrradunfall gestorben war, suchen die Familie des Opfers und die Polizei fieberhaft nach einem Mann. Außerdem kommt es tagtäglich zu Vorfällen, die für Ärger sorgen. Beispiel: Ein Fußgänger echauffierte sich über einen Mountainbiker. Der Vorfall nahm ein böses Ende.