S-Bahn: Jeder Zug wird überwacht

München - S-Bahnfahren wird in München noch sicherer! Die Bahn stattet mit finanzieller Hilfe des Freistaates jetzt auch die restlichen 133 Züge mit Videokameras aus.
Gleichzeitig rüstet die „DB-Station & Service“ zusammen mit dem bayerischen Wirtschaftsministerium 42 S-Bahnstationen mit Bildaufzeichnungsanlagen aus.
Videokameras in den S-Bahnen: Bereits im Juli 2008 hatte die Münchner S-Bahn begonnen, die ersten 105 ihrer 238 Züge der Baureihe ET 423 mit jeweils 16 Kameras auszustatten, deren Daten jeweils 72 Stunden zentral im Zug gespeichert und bei Bedarf durch die Bundespolizei ausgewertet werden. S-Bahn-Chef Bernhard Weisser über die Bilanz nach eineinhalb Jahren zur tz: „Unsere Erfahrungen sind sehr gut. Der Vandalismus in den Videozügen ist deutlich zurückgegangen“.
Auch bei Straftaten waren die Aufzeichnungen hilfreich. So gab es sogar Fälle, in denen Ganoven nach einer Straftat außerhalb des Bahnbereichs direkt in die S-Bahn geflüchtet waren und durch die Kameras identifiziert werden konnten. Auch das subjektive Sicherheitsgefühl der Fahrgäste hat sich erhöht. Ein Problem aber blieb bislang: „Vandalen wichen auf Züge ohne Kameras aus“, sagt S-Bahn-Chef Weisser. Das wird bald nicht mehr gehen.
“dänk ju weri matsch” - Englischwörterbuch für Bahnmitarbeiter
Weil sich die elektronischen Augen bewährt haben, werden jetzt auch die restlichen 133 Züge damit ausgestattet. Weisser erklärt: „Wir geben dafür rund drei Millionen Euro aus, der Freistaat beteiligt sich mit knapp drei Millionen Euro. Wir hoffen alle Züge bis Juli 2013 umzubauen. Pro Woche schaffen wir einen Zug.“
Die entsprechenden Maßnahmen hat die S-Bahn bereits im Vorjahr vorbereitet, als sich abzeichnete, dass alle ET 423 die kleinen, schwarzen Überwachungskugeln erhalten werden. „Die Sicherheit in der Münchner S-Bahn ist sehr gut. Aber die Nachrüstung mit Kameras ist ein Signal, dass die Sicherheit der Fahrgäste für uns oberste Priorität hat“, sagt der S-Bahn-Chef der tz.
Videokameras in den S-Bahnhöfen: Bereits vor einiger Zeit hatte die zuständige „DB-Station & Service“ versuchsweise fünf Bahnhöfe mit großen Schäden durch Vandalismus (Siemenswerke, Westkreuz, Sankt Koloman, Giesing, Röhrmoos) mit Kameras ausgestattet, deren Daten ebenfalls 72 Stunden gespeichert und nach einer Straftat ausgewertet werden. Auch alle 14 unterirdischen S-Bahnhöfe inklusive der Stammstrecke wurden mit Bildaufzeichnungsgeräten ausgestattet. Die Erfahrungen sind ebenfalls positiv. „Die Schäden, die etwa am Halt Siemenswerke besonders schlimm waren, sind deutlich zurückgegangen“, sagt ein Sprecher. Darum nimmt auch das bayerische Wirtschaftsministerium jetzt mehrere hunderttausend Euro in die Hand und unterstützt ein größeres Pilotprojekt.
Eine Sprecherin erklärt: „Bis Ende 2011 werden an 42 weiteren Stationen Videoaufzeichnungsanlagen installiert.“ Dann wird fast jeder zweite Halt überwacht. Ob weitere folgen, wird sich zeigen. Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) zur tz: „Wir setzen bei der Videoüberwachung vor allem auf die präventive Wirkung. So sollen nicht nur Angriffe auf Personen, sondern auch Vandalismusschäden deutlich zurückgehen. Bisherige Erfahrungen zeigen, dass die Bilder bei der Täterermittlung wertvolle Hilfe leisten und tatsächlich zu einem Rückgang der Straftaten an den überwachten Stationen führen.“
Karl-Heinz Dix